Wie meinen Sie das?
Zöllner: Nach ihm hat sich der Verein immer mehr zu einem Wirtschaftsunternehmen entwickelt. Durch die räumliche Trennung von Geschäftsstelle und Trainingsgelände spalteten sich auch die einzelnen Mitarbeiter nach und nach in Gruppen ab. Meier kannte vor allem die Probleme der Spieler und kümmerte sich darum, bei ihm stand die Tür jederzeit offen. Wir siezen uns zwar immer noch, aber in Sachen Menschlichkeit habe ich von ihm die allerhöchste Meinung. Da ich zum Beispiel ein freundschaftliches Verhältnis zu Dede hatte, meinte er, dass ich mich bei Themen wie Überweisungen, Rechnungen oder privaten Versicherungen um alle Brasilianer kümmern soll, die mit der Zeit in Dortmund spielten. Er hat aber auch dafür gesorgt, dass wir das in Ruhe und mit ausreichend Zeit tun konnten.
Sie haben in all der Zeit im Fußball wahrscheinlich viele besondere Typen kennengelernt. Gab es jemanden, der Ihnen auch so richtig auf die Nerven gehen konnte?
Zöllner: Nein. Man arrangiert sich einfach. Würde man sich großartig über Einzelne aufregen, verbraucht man nur unnötig Energie. Wenn uns mal ein Spieler genervt hat, dann haben Peter und ich einfach getauscht und der andere hat denjenigen dann ein paar Tage lang behandelt. Das darf man auch nicht zu hoch hängen. Als Bernd Krauss im Jahr 2000 für 67 Tage Trainer war und er keines seiner elf Spiele gewinnen konnte, wurden auch Spiel für Spiel irgendwelche Dinge zwanghaft verändert. Kaffeemaschine weg, Fernseher weg, die Schuhe in einen anderen Raum - und als er entlassen wurde, haben wir das ganze Zeug einfach wieder hereingetragen. (lacht)
Der letzte Trainer, den Sie beim BVB erlebten, war Klopp. Wie kamen Sie mit ihm klar?
Zöllner: Er ist eine Type für sich. Es gab sehr, sehr viele Tage, da denkst du: Geiler Kerl! Manchmal denkst du aber: Was ein Egozentriker! Einmal rief mich Jakub Blaszczykowski an, als er von der Nationalmannschaft kam. Er sagte, er könne wegen einer Muskelverletzung nicht trainieren, käme aber trotzdem zur Besprechung vorbei. Zuvor bin ich mit Kuba zu Klopp gegangen und habe ihm gesagt, was los ist. Er ist daraufhin ziemlich ausgerastet, wahrscheinlich weil er erst in diesem Moment von Kubas Verletzung erfahren hatte. In solchen Momenten kam oft Zeljko Buvac an und meinte: "Kloppo, jetzt rauch dir erst einmal eine und beruhige dich." Er war einer der besten Co-Trainer, unter dem ich gearbeitet habe. Kloppo hatte dann auch jedes Mal den Arsch in der Hose und entschuldigte sich, wenn er im Umgang über das Ziel hinausgeschossen war.
Wie intensiv verfolgen Sie die Schwarzgelben heute noch?
Zöllner: Ich habe zum Abschied eine Dauerkarte auf Lebenszeit geschenkt bekommen. Auch Roman Weidenfeller oder Sebastian Kehl besorgen immer mal wieder Freikarten für meine Familie. Wir gehen aber eher selten hin. Beim Hinspiel gegen Leipzig bin ich nach drei Jahren mal wieder im Stadion gewesen. Ich habe noch Sympathien, aber das Kapitel Dortmund ist für mich vorbei. Mein Sohn, er ist jetzt 15, ist auch nie mitgegangen. Er hatte schlicht Angst, dass ich dann wieder zurückgehe. Außerdem ist er durch und durch VfLer. Zum Champions-League-Finale 2013 kam er notgedrungen mit nach London, doch als es abends zur Feier ging und ich mit den ganzen alten Gesichtern am Scherzen war, wollte er mich unbedingt zurück ins Hotel schleifen.
Und zu wem haben Sie heute noch den engsten Draht?
Zöllner: Vor allem zu Dede, Kehl und Weidenfeller. Man schreibt häufiger, aber sieht sich selten. Daher fand ich es auch so überragend, dass sie uns zum Finale nach London gebracht haben. Der Verein lud damals alle Spieler ein, die 1997 Champions-League-Sieger wurden. Kehli und Roman setzten sich dafür ein, dass der damalige Mannschaftsarzt und eben Leute wie ich auch eingeladen werden. Am Ende haben Kehl und Weidenfeller die dreitägige Reise für meine Familie und mich organisiert. Solche Dinge sind für mich die größte Bestätigung für die Arbeit, die ich dort geleistet habe.
Wenn ein guter Freund Sie bitten würde, die lustigste Anekdote Ihrer BVB-Zeit zu erzählen, welche wäre das dann?
Zöllner: 1995, im Trainingslager am Vierwaldstätter See. Es war immer so, dass der Physio-Raum in der Nähe einer Feuerleiter war und ich meist den Schlüssel dafür hatte. Da hat man eben manchmal auch nicht abgeschlossen. Die Jungs sind dann ausgebüxt und steil gegangen. Am nächsten Tag habe ich gleich gemerkt, dass einige mächtig angeschossen waren - unter anderem Torhüter Stefan Klos. Wir haben deshalb zu Ottmar Hitzfeld gesagt, dass wir ihn heute aus dem Training nehmen, weil er ein dickes Knie hätte. Am selben Nachmittag war dann für die Spieler frei und viele sind Wasserski fahren gegangen. Wir dagegen sind mit Ottmar per Boot rüber nach Luzern getuckert. Während der Fahrt tauchte plötzlich Stefan auf den Wasserskiern neben uns auf, sah Ottmar nicht und meinte laut lachend: "Hey Zölle, das Knie ist wieder einwandfrei!" (lacht) Ottmar hat das natürlich registriert, aber nichts gesagt, weil er einfach ein genialer Typ war.