"Ich bin kaputt", sagte Horst Hrubesch, erschöpft und erleichtert. Doch bevor sich der Hoffnungstrainer des Hamburger SV ins Auto setzte und zu seiner Angelika nach Hause fuhr, plauderte "Hotte" noch launig über dieses furiose 5:2 (3:1) bei seinem Debüt gegen den 1. FC Nürnberg - und das weiterhin mögliche Aufstiegswunder von der Elbe. "Ich schwitze eh noch", sagte Hrubesch und gönnte sich einen Schluck Cola.
Hrubesch hatte an der Seitenlinie gebrüllt, getätschelt - und immer wieder auch geklatscht. Nach zuvor fünf Spielen ohne Sieg wahrte der HSV am Ende seine Minimalchance auf die Rückkehr in die Bundesliga. "Wenn der liebe Gott mit uns ist, gehen wir vielleicht in die Relegation", sagte Hrubesch. Voraussetzung: Zwei weitere Siege aus den verbleibenden Spielen gegen die Kellerkinder VfL Osnabrück und Eintracht Braunschweig. Sowie ein Patzer der SpVgg Greuther Fürth.
Tabellenführer VfL Bochum und Holstein Kiel sind enteilt, zudem haben die Störche noch ein weiteres Nachholspiel. Der HSV jagt jetzt Fürth, der Tabellendritte hat noch drei Punkte Vorsprung. "Es wird sicherlich nicht leicht. Es wird an uns liegen", sagte Hrubesch über das Saisonfinale, das ein Krimi werden könnte: "Wir haben die Möglichkeiten, also sollten wir sie nutzen."
Innerhalb von einer Woche hat Hrubesch als Nachfolger des geschassten Daniel Thioune den HSV wachgeküsst. "Die Mannschaft hatte dieses Vertrauen in sich einfach nicht mehr gespürt", sagte Hrubesch, der vor allem viel geredet hat, seine "Jungs" um den starken Startelfdebütanten Robin Meißner auch immer wieder in den Arm nahm - und antrieb. Doch obwohl nach den Treffern von Asger Sörensen (30., Eigentor), Bakery Jatta (37.), Simon Terodde (45.+2/80., Foulelfmeter) und Sonny Kittel (76.) ein überzeugender Sieg stand, grantelte Hrubesch auch. Dennoch gab er seinem Team den Dienstag frei.
HSV: Hrubesch ärgert sich über Gegentore
Die Gegentore von Erik Schuranow (41.) und Linus Rosenlöcher (89.) gefielen Hrubesch gar nicht, besonders über den zweiten Gegentreffer hatte sich der 70-Jährige "geärgert". Schließlich "zählt jetzt jedes Tor", sagte das Kopfball-Ungeheuer von einst. Stand jetzt hat der HSV das um zwei Treffer bessere Torverhältnis.
Mit dem SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf haben die Fürther das in der Theorie härtere Restprogramm. "Wir befinden uns jetzt in der Lauerposition. Wir müssen unsere Hausaufgaben erledigen und das Prinzip Hoffnung gehört dazu", sagte Abwehrchef Toni Leistner. Und sie haben Hrubesch. "Der Trainer hat sich die Jungs gepackt, die er für die Startelf eingeplant hat, und ihnen verdammt viel Selbstvertrauen gegeben, indem er sie stark geredet hat", sagte Leistner. Dank Hrubesch hoffen sie an der Elbe wieder auf ihr Aufstiegswunder.