"Nie mehr 3. Liga... Wahnsinn", twitterte Basketball-Superstar Dirk Nowitzki, der in Würzburg geboren wurde. Eine schnelle Gratulation kam auch von Rainer Koch. "Die Kickers haben einen furiosen Aufstieg hingelegt und in der Region eine riesige Begeisterung entfacht. Innerhalb von fünf Jahren von der Landesliga in die 2. Bundesliga - vor dieser Leistung kann man nur den Hut ziehen", sagte der DFB-Vizepräsident und Chef des Bayerischen Fußball-Verbandes.
Die MSV-Fans hatten alles versucht. "Wenn unsere Köpfe es sich ausdenken können, wenn unsere Herzen es glauben können - dann können wir es auch schaffen", stand auf einem riesigen Spruchband beim Einlaufen. Der Glaube trug die Zebras aber nur bis zur 37. Minute, als Würzburgs Elia Soriano zum Ausgleich traf. Rico Benatelli (90.+2) raubte den Zebras die letzte Hoffnung. Kurz zuvor hatte MSV-Stürmer Victor Obinna die Rote Karte (90.) gesehen.
Zunächst aber war der MSV durch das Eigentor des Würzburger Abwehrchefs Clemens Schoppenhauer (33.) in Führung gegangen und hatte gemeinsam mit den 29.500 Zuschauern das Wunder kurzzeitig wieder in Reichweite.
So waren es aber die Kickers, die ihr eigenes Wunder schafften: Der Mannschaft von Trainer Bernd Hollerbach gelang wie zuvor allein dem künftigen Erstligisten RB Leipzig der Durchmarsch. In der kommenden Saison nehmen die Franken ihren zweiten Anlauf im Unterhaus nach dem unglücklichen Intermezzo in der Saison 1977/78.
Mit dem Triumph der Würzburger setzte sich auch die Erfolgsserie der Underdogs in der Zweitliga-Relegation fort: Zum sechsten Mal in acht Auflagen seit 2009 schickte der Drittliga-Dritte den Tabellen-16. der 2. Liga eine Klasse tiefer.
Zebras müssen wieder bangen
Der MSV, der in der Zweitliga-Saison 31 der 34 Spieltage auf einem direkten Abstiegsplatz gestanden hatte, sieht nun abermals einer ungewissen Zukunft entgegen: Die TV-Einnahmen brechen von 5,67 Millionen Euro auf knapp 800.000 Euro ein, die Mannschaft steht vor einem abermaligen Umbruch.
Dabei hatten die Spieler die Worte ihres Trainers Ilja Grujew zunächst beherzigt, der nach dem leblosen Hinspiel-Auftritt ein Feuerwerk in der Anfangsphase gefordert hatte, um die unerfahrenen Würzburger noch einmal nervös zu machen.
Tatsächlich machte der MSV über den starken Giorgi Chanturia und seine Sturmspitzen Kingsley Onuegbu und Victor Obinna (genesen nach Muskelfaserriss) viel Druck. Doch die Kickers-Abwehr ließ bis zum 0:1, bei dem Schoppenhauer die Hereingabe von Chanturia unhaltbar für seinen Torhüter Robert Wulnikowski ins eigene Tor verlängerte, kaum eine Gelegenheit zu. Als das gesamte Stadion wieder an den Klassenerhalt glaubte, zerstörte Soriano mit dem ersten Torschuss der Gäste sämtliche Hoffnungen.
Nach dem Seitenwechsel warf Duisburg in aufgeheizter Atmosphäre mit vollem Risiko noch einmal alles nach vorne, um die notwendigen drei Treffer doch noch aufzuholen.
MSV Duisburg - Würzburger Kickers: Die Statistik zum Spiel