Für Tom Watson waren die British Open fast so gut wie Sex. Der Grufti stand vor der ganz großen Sensation, aber am Ende siegte ein Ami, den man kurzzeitig hassen musste.
10. British Open, du bist das beste Turnier der Welt! Alle vier Slams haben ihren ganz besonderen Reiz, aber hiermit sei es gestanden: Die Open Championship ist mein Lieblings-Major. Landschaftlich ein Genuss und sportlich anspruchsvoll. So war es auch wieder in Turnberry. Es geht einfach nichts über Links-Golf. Ich will kein stupides Ball hoch in die Luft schlagen sehen, wie man es auf der US-Tour häufig beobachten kann. Wenn man vor jedem Schlag zig Optionen hat, wie man den Ball denn nun spielen könnte, macht es doch erst richtig Spaß.
An jedem Loch war in Turnberry alles möglich. An jedem Loch konnte man Birdies spielen, oder sogar ein Albatros (Hallo Paul Lawrie), an jedem Loch konnte man aber auch Bogeys spielen. Oder vier Schlimmeres (Hallo Ross Fisher). Der Engländer lag in der Finalrunde auf Siegkurs, aber dann steckte er an der 5. Spielbahn gefühlte acht Stunden im Heu fest und zog sich ein Quadruple-Bogey. Im nächsten Jahr finden die British Open übrigens in St. Andrews statt. Auf dem besten Platz der Welt. Die Vorfreude ist jetzt schon da.
9. Geoff, du bist der beste Mann der Welt! Die gut informierten User haben es vor den British Open ja lesen können. Mein Tipp hieß Geoff Ogilvy. Und was macht der Aussie? Spielt Runden von 75 und 78 Schlägen und landet mit einem Gesamtscore von 13 über Par auf dem geteilten 145. Platz. Danke, Geoff!
Eine größere Enttäuschung war nur noch Ian Poulter, der am Ende sogar bei +14 lag. Immerhin präsentierte sich der stylische Engländer danach gewohnt ehrlich: "Ich hätte in dieser Woche einen Spaten nehmen können. Damit hätte ich die Grüns auch nicht getroffen. Mein Spiel war grauenhaft. Es war nicht ein anständiger Schlag dabei."
8. Matteo, du bist 16! Merken Sie sich diesen Namen: Matteo Manassero. Dieser 16-jährige Italiener wird die Golf-Welt aufmischen. Durch seinen Sieg bei der British Amateur Championship qualifizierte sich Manassero als jüngster Teilnehmer aller Zeiten für die Open. Das allein wäre schon beeindruckend gewesen, doch dann zockte Manassero auch noch ganz groß auf und landete auf dem geteilten 13. Rang. Wie gesagt, mit 16.
"Ich liebe Fußball. In Italien ist es unmöglich, als Golfer so berühmt zu werden wie als Fußballer, aber wenn ich in die Nähe kommen würde, wäre das schon toll", sagte der große Milan-Fan. Für den zweiten Amateur im Feld lief es dagegen nicht so gut. Stephan Gross haderte vor allem mit seiner Leistung auf den Grüns. Zu viele "behinderte" Putts sorgten dafür, dass er am Cut scheiterte. Dennoch: Dem 21-Jährigen gehört die Zukunft. Als Tiger Woods neben Gross auf der Range stand, sah er sich den Schwung des jungen Deutschen ganz genau an. Warum? Weil Tiger sofort erkennt, wenn einer einen geilen Schwung hat.
7. Adam, du machst es richtig! Kennen Sie Adam Scott? Genau, das ist der smarte Australier, der 2004 die Players Championship gewann und im Sommer 2008 die Nummer drei in der Welt war. Seitdem ging es bei Scott steil bergab. Sportlich zumindest.
Denn außerhalb des Platzes genießt Scotty das Leben in vollen Zügen. Erst hatte er eine kurze Romanze mit Hollywood-Schauspielerin Kate Hudson und jetzt hat er doch tatsächlich mit Tennis-Beauty Ana Ivanovic angebandelt. Seiner Form hilft das im Moment noch wenig, bei den British Open verpasste er den Cut. Aber gegen ein freies Wochenende mit Ana ist grundsätzlich auch nichts zu sagen.
6. Paddy, du machst es falsch! Padraig Harrington würde niemals mit Ana Ivanovic am Strand abhängen. Niemals! Nicht nur, weil er glücklich verheiratet ist. Vor allem, weil er keine Zeit dafür hätte. Paddy muss üben. Üben, üben, üben. "Egal, bei welchem Turnier ich bin, es ist immer das gleiche Bild. Ich komme morgens auf die Range, Harrington steht da. Ich komme nach meiner Runde auf die Range, Harrington steht da. Ich komme abends auf die Range, Harrington steht da. Unfassbar", erklärte Ogilvy einmal die Arbeitsauffassung des Iren.
Zurzeit muss Harrington in der Tat viel an seinem Schwung arbeiten. Eine Chance auf den dritten Open-Sieg in Serie hatte er nie. Platz 65 in der Endabrechnung. Ich verwette eine Menge, dass Harrington in diesem Moment auch schon wieder auf der Range steht. Aufgrund dieser Einstellung wird der Erfolg auch bald wieder zu ihm zurückkehren, aber dennoch: Paddy, gönn dir doch auch mal eine Pause.
5. Martin, du bist der Mann für Hazeltine! US Open, BMW International Open, French Open, Scottish Open, British Open - der dumme Kalender hat möglicherweise den ersten Major-Sieg von Martin Kaymer verhindert. Der Deutsche, der nach zwei Runden in aussichtsreicher Position war, schleppte sich am Wochenende völlig entkräftet über den Platz. Kaymer hatte nach fünf Wochen Turniergolf am Stück nichts mehr im Tank.
Mit dem geteilten 34. Rang holte er sich dennoch seine bislang beste Platzierung bei einem Major. Kaymer kommt dem ganz großen Triumph immer näher. Ich schreibe es jedes Mal, also auch jetzt wieder: Es ist einzig eine Frage der Zeit. Bei der PGA Championship in Hazeltine ist mit "M-Kay" auf jeden Fall zu rechnen. Bis dahin ist er auch wieder gut erholt. Kaymer macht nämlich nun zwei Wochen Pause und kehrt dann beim Bridgestone Invitational in den USA auf die Tour zurück.
4. Tiger, du bist immer im Rough! So langsam verstehe ich das nicht mehr. Drei Majors sind 2009 vorbei und Tiger hat kein einziges gewonnen. Das geht so nicht! Während er beim Masters und bei den US Open wenigstens nahe dran war, verpasste Woods in Turnberry sogar den Cut. Es war erst das zweite Mal in seiner Profi-Karriere, dass Woods einen Cut bei einem Major nicht überstand. Woods spielte in Runde zwei die Löcher 8-13 in sieben über Par und sorgte für den Schock der Woche.
Eineinhalb Stunden lang ging bei Tiger überhaupt nichts. Es war surreal. Und dann wurde an der 10 nach einem wilden Abschlag sein Ball nicht gefunden. Da stehen so viele Zuschauer und der Ball wird nicht gefunden. Kaum zu glauben. Natürlich ist Tiger trotz allem auch für die PGA Championship wieder der große Favorit. Aber eines ist spätestens jetzt klar: Woods hat riesige Probleme vom Tee. Auch der vielleicht größte Sportler aller Zeiten gewinnt keine Turniere aus dem Gestrüpp.
3. Stewart, du nervst! Es ist nicht böse gemeint, aber mir geht es langsam auf die Nerven, dass immer irgendeiner kommt und hier die tollen Geschichten kaputt macht. 2008, British Open: Der 53-jährige Greg Norman kommt aus dem Nichts, gewinnt aber nicht. Wer zerstört alles? Harrington. 2009, Masters: Der 48-jährige Kenny Perry steht kurz vor seinem ersten Major-Triumph. Wer zerstört alles? Angel Cabrera. 2009, US Open: David Duval, die Nummer 882 der Welt, schnuppert am Sieg. Wer zerstört alles? Lucas Glover.
Und jetzt eben der Oberklopfer in Turnberry. Tom Watson hätte mit 59 Jahren für den größten Tag in der Golf-Geschichte sorgen können. Wer zerstört alles? Stewart Cink. Ein 36-Jähriger Typ aus Alabama, zu dessen Hobbys Bergwandern und Campen gehören. O-Ton aus Turnberry kurz vor dem Ende: "Cink wird gleich zum meist gehassten Mann im Universum."
2. Stewart, du hast es verdient! Ich nehme alles zurück. Stewart Cink ist natürlich ein völlig verdienter Sieger und er ist sogar eine coole Socke. Es ist ja zuerst einmal nicht so, dass mit Cink ein Nobody gewonnen hat. Cink gehört seit langem zu den Top-Spielern auf der US PGA Tour. In gewisser Weise war er fällig für einen Major-Sieg. Was aber viel wichtiger ist und viele nicht wissen dürften: Cink ist nicht so langweilig, wie er im TV vielleicht rüber kommt.
Dass viele Sportler mittlerweile twittern, ist bekannt. Im Golf war Cink einer der Ersten, die das Twittern entdeckt haben. Er hat aktuell weit über 500.000 Follower. In Turnberry twitterte Cink unter anderem, dass er wohl die Schweinegrippe bekommen habe und äußerte sich noch 24 Stunden vor der Finalrunde über den "Kondom-Automaten" in der Kabine.
1. Old Tom, du bist mein Held! Als Tom Watson nach seiner bitteren Niederlage im Stechen vor die Journalisten trat, zeigte er seine ganze menschliche Klasse. "Das ist hier keine Beerdigung", sagte Watson. Und als er nach einer Headline gefragt wurde, die die Ereignisse am besten zusammenfassen würde, meinte er: "Der Grufti hätte es fast gepackt." Mein Gott, der Grufti hätte es echt fast gepackt. Als Watson den Putt zum Sieg an der 18 verzitterte, fühlte die ganze Welt mit ihm.
Jeder hätte dem 59-Jährigen den sechsten British-Open-Titel gegönnt. 32 Jahre nachdem er sich - in Turnberry - ein legendäres Duell mit Jack Nicklaus geliefert hatte, drehte Watson die Zeit zurück und war 71 Löcher und 3 Schläge lang einfach der beste Spieler im Feld. Und das alles mit einem künstlichen Hüftersatz. Irre. "Ich bin 59 Jahre alt. Da ist so was fast so gut wie Sex", hatte Watson während der Tage in Turnberry über seinen magischen Lauf gesagt. Ein einziger Putt hat zum Happyend gefehlt. Mal schauen, wie sich Old Tom in dieser Woche bei der Senior's British Open gegen Bernhard Langer und Co. schlägt.