Für Deutschlands neuen Golfstar Martin Kaymer wachsen die Bäume noch nicht in den Himmel. Der 25-Jährige aus Mettmann scheiterte am Sonntag im spanischen Valderrama bei seinem ersten Versuch, Tiger Woods vom Golf-Thron zu stürzen und damit Nachfolger von Bernhard Langer zu werden. Kaymer, dem Platz zwei zur Spitzenposition verholfen hätte, war am Ende mit 291 Schlägen auf dem geteilten 21. Platz chancenlos.
Damit machte er seinem britschen Ryder-Cup-Kollegen Lee Westwood, der nicht am Turnier teilnahm, den Weg zur Nummer eins frei. Als Turniersieger kassierte dessen Landsmann Graeme McDowell (281) 500.000 Euro.
"Ich hatte ein großes Jahr, lag meilenweit in Führung vor meiner Verletzung", meinte Westwood in einem Telefonkommentar. Derzeit kuriert der Brite, der in 17 Profijahren zwei Siege auf der US-Tour und 20 auf der europäischen Tour feierte, zu Hause seine lädierte Wade aus.
Der 37-Jährige, der dieses Jahr die British Open gewonnen hatte, meinte stolz: "Ich habe ewig davon geträumt, Nummer zu werden, jetzt bin ich endlich am Ziel."
Platz zwei schon vor der Schlussrunde in weiter Ferne
Für Kaymer hatte das erforderliche Minimalziel Platz zwei schon vor der Schlussrunde außer Reichweite gelegen, nachdem er mäßige Runden (72, 74 und 70) gespielt hatte. Zum Abschluss kam eine 75 dazu. Das Supertalent aus Mettmann hätte ein Vierteljahrhundert nach Langer (6. April 1986) die zweite deutsche Nummer eins der Golf-Welt werden können.
Einen Zusammenhang zwischen dem vermeintlichen Druck und seinem Spiel in Valderrama wollte Martin Kaymer nicht zulassen. "Das hat mich nicht negativ beeinflusst. Ich habe deshalb kein anderes Golf gespielt, nicht aggressiver oder defensiver als sonst", sagte Kaymer.
Gespürt habe er "ein bisschen Druck schon", räumte er ein, aber er habe es "einfach genossen". Denn, so Kaymer: "Die Chance, die Nummer zu werden, das kann man doch nur positiv sehen."
So, wie generell seine Entwicklung in den vergangenen zehn Monaten. Vier Turniersiege stehen für den Senkrechtstarter, der in nur vier Jahren in die Weltspitze stürmte, zu Buche. Darunter bei der US-PGA-Championship sein erster Major-Triumph. Hinzu kam Anfang Oktober der Sieg mit der europäischen Mannschaft im Ryder Cup gegen die USA.
Ziel ist Nummer eins in Europa
Am Ende der Saison will er zunächst einmal die Nummer eins in Europa werden. Das so genannte Race to Dubai führt Kaymer mit rund einer Million Euro Preisgelder Vorsprung vor US-Open-Sieger Graeme McDowell an, der in Valderrama vor der Schlussrunde geführt hatte.
"Wenn ich die Chance habe, Europas Nummer eins zu werden, dann will ich sie auch nutzen. Im letzten Jahr habe ich es wegen meines Kart-Unfalls nicht geschafft. Dieses Mal soll es endlich klappen", sagte Martin Kaymer. Zwei Turniere bestreitet der aktuelle Weltranglistendritte vor dem Finalturnier in Dubai (25. bis 28. November) noch und hat dort weitere Möglichkeiten, die Nummer eins der Welt zu werden.
Zunächst kommt es am kommenden Wochenende bei der World Golf Championship in Shanghai zum Gipfeltreffen. In Chinas Wirtschaftsmetropole können Tiger Woods, Martin Kaymer und auch US-Masterssieger Phil Mickelson (USA) Lee Westwood wieder ablösen.
Anschließend geht Kaymer bei der Singapur Open (11. bis 14. November) an den Abschlag. "Auf dem Platz in Shanghai habe ich letztes Jahr gut gespielt, den in Singapur kenne ich nicht", so Kaymer.