Kaymer schwebte gerade über den Wolken - da fiel er vom Thron. Der deutsche Golfstar befand sich im Flugzeug auf dem Weg in seine Wahlheimat USA, als Lee Westwood die achtwöchige Regentschaft Kaymers mit dem Sieg beim Indonesian Masters beendete.
"Ich bin stolz, wieder die Nummer eins zu sein", sagte der Engländer, der nach seinem Siegputt am 18. Grün das stimmgewaltige Ständchen der Fans sichtlich genoss.
Dabei war zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht sicher, ob Westwood mit dem Erfolg auch die Führung im Ranking übernehmen würde. Denn die besseren Optionen besaß sein Landsmann Luke Donald, der dazu das US-Turnier in Hilton Head Island gewinnen musste. Doch Donald scheiterte knapp, unterlag nach 272 Schlägen im Stechen dem schlaggleichen Brandt Snedeker, der das Playoff mit 11:10 Schlägen für sich entschied.
Kaymer: "Kommt nicht überraschend"
Damit war Westwood also zurück an der Spitze. Am 28. Februar war er von Martin Kaymer verdrängt worden. Zwei Monate lang hatte der Rheinländer als zweiter Deutscher überhaupt nach Bernhard Langer (1986) die Weltrangliste angeführt. Dass die Regenschaft beendet ist, nahm Kaymer gelassen auf: "Für mich kommt das nicht überraschend. Das ist alles so eng da oben. Ich bin sowieso von Wechselspielen an der Spitze ausgegangen."
Mit 7,52 Durchschnittspunkten befindet sich Kaymer nun in einem englischen Sandwich. Westwood weist 7,65 Zähler auf, hinter Kaymer folgt Donald (7,37) als Nummer drei.
Spannung im Kampf um Platz eins
Donald, gemeinsam mit Westwood und dem deutschen Rivalen im siegreichen europäischen Ryder-Cup-Team, war nach dem verlorenen Playoff gegen Brandt Snedeker nicht sonderlich enttäuscht. "Ich hätte mich heute groß belohnen können. Aber ich werde es weiter versuchen und das Positive aus dieser Woche mitnehmen", sagte der sympathische 33-Jährige, der sich mit einer Prämie von 615.600 Dollar trösten durfte.
Die nächsten Wochen und Monate versprechen mit Blick auf Platz eins Spannung pur. Lee Westwood wird ab Donnerstag beim Europa-Tour-Turnier in Icheon nahe der südkoreanischen Hauptstadt Seoul an den Abschlag gehen, Donald startet beim US-Turnier in New Orleans.
Martin Kaymer lässt nach seiner Enttäuschung Anfang April beim US Masters, wo er erneut am Cut gescheitert war, weiter die Schläger in der Tasche. Seinen nächsten Start hat er erst beim US-Turnier vom 5. bis 8. Mai in Charlotte/North Carolina geplant. Und dann hat er sich viel vorgenommen, auch die Rückkehr auf den Thron: "Ich werde natürlich wieder angreifen."