Again in your house, USA!

Von Thomas Gaber
Der Blue Course Congressional Country Club ist in dieser Woche Schauplatz der US Open
© Getty

2010 schockte der Nordire Graeme McDowell mit seinem Sieg bei der US Open in Pebble Beach die Amerikaner beim härtesten Golfturnier der Welt. 2011 will die Golfmacht zurückschlagen, schließlich gingen die letzten vier Majortitel an Spieler aus Europa, Südafrika oder Asien. Doch es gibt wieder heiße Konkurrenz in der Hitze von Maryland. Vor allem aus Europa. SPOX nennt fünf Topfavoriten, blickt auf die Deutschen und wagt einen Geheimtipp.

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Der Blue Course Congressional Country Club in Bethesda/Maryland ist in dieser Woche Schauplatz der US Open. Die 111. Ausgabe des härtesten Turniers der Welt dürfte ähnlich legendär werden wie viele ihrer Vorgänger.

Der Blue Course ist nichts anderes als ein Blue Monster. Mit 6926 Metern ist er der längste Platz der US-Open-Geschichte und der zweitlängste Majorplatz aller Zeiten nach Hazeltine 2009, als der Südkoreaner Y.E. Yang bei der PGA Championship Tiger Woods besiegte.

Zuletzt wurden die US Open 1997 im Congressional CC ausgetragen - mit dem Sieger Ernie Els. Das Drama schlechthin fand 1964 statt, als am Finaltag noch 36 Löcher gespielt wurden und Ken Venturi bei 46 Grad Celsius mit mehrfach dehydriertem Körper wie in Trance über den Platz stolperte und am Ende den Titel holte.

Nur wer sich quälen kann und eine Menge Geduld mitbringt, hat bei der US Open eine Siegchance. Wer wird in Abwesenheit des verletzten Tiger Woods Nachfolger von Graeme McDowell? SPOX nennt fünf Topfavoriten und wagt einen Geheimtipp.

Luke Donald

Die nächste Nummer eins der Weltrangliste, die nach Lee Westwood noch kein Major gewonnen hat. Donald mag vom Tee 20 Meter kürzer sein als viele seiner Kollegen, seine Chancen, den Blue Course zu bändigen, sind aber trotzdem mehr als intakt. Kaum ein Spieler bringt sämtliche Eigenschaften, die man braucht, um bei der US Open weit vorne zu landen, so gut zusammen wie der 33-jährige Engländer.

Donald setzt seine Drives in aller Regel auf die Bahn und gehört zu den besten Puttern auf der Tour. Der zweifache Saisonsieger (WGC Match Play Championship, BMW PGA Championship) zehrt von seiner unglaublichen Konstanz. Bei neun Starts in den USA 2011 landete Donald acht Mal in den Top 10. Er führt sowohl das Race to Dubai als auch die FedEx-Wertung an.

Spektakulär ist Donalds Spiel nicht, aber enorm effektiv. "Jedes Mal, wenn ich aufs Leaderboard schaue, steht Luke oben. Er ist in Topform und das Set-Up des Platzes passt zu ihm", sagte Donalds Ryder-Cup-Kollege Rory McIlroy. Bei den Buchmachern gilt Donald als der Topfavorit schlechthin auf den US-Open-Titel.

Lee Westwood

"Es ist eigentlich unglaublich, dass Lee noch kein Major gewonnen hat. Er kann alles und ich wünsche mir, dass er irgendwann bei einem Major für seine Art, Golf zu spielen, belohnt wird." Das sagte kein geringerer als Phil Mickelson, der Westwood beim Masters 2010 in die Knie zwang.

Man kann Mickelson nur zustimmen: Westy ist überreif für einen Majortitel! Bei seinen letzten elf Majorstarts kam er fünf Mal in die Top 3. Nach einem holprigen Start in die Saison 2011 kam Westwood immer besser in Fahrt. Das schlechteste Ergebnis seiner letzten sechs Turniere ist ein 11. Platz in Augusta beim Masters.

Vor dem Blue Course hat der großen Respekt: "Ich dachte ja, der Platz ist schwer. Aber mein erster Eindruck ist: Er ist noch viel schwerer als ich gedacht habe. Ich bin mir sicher, dass es eine fantastische Woche wird."

Für den Engländer schließt sich in Bethesda ein Kreis. 1997 spielte Westwood dort seine erste US Open.

Steve Stricker

Je oller, je doller! Der US-Amerikaner wurde im Februar 44. Stricker ist der beste Beweis, dass das Alter im Golf keine Rolle spielt, wenn man den Sport beherrscht. Anfang Juni nahm Stricker den Muirfield Village Golf Club beim Memorial nach allen Regeln der Kunst auseinander. Er spielte die ersten neun Löcher in vier Runden 20 unter Par. Am Ende holte sich Stricker den zehnten Sieg seiner Karriere. Seit 2007 schaffte Stricker 39 (!) Top-10-Platzierungen auf der PGA Tour.

Beim Ryder Cup 2010 in Wales zeigte Stricker, dass er auch in der Crunchtime voll da ist. Im ersten Einzel am Schlusstag besiegte er Lee Westwood und gab den USA einen kräftigen Schub, der beinahe zur erfolgreichen Titelverteidigung geführt hätte.

Stricker gehört zu den besten Ballstrikern auf der Tour, liegt in der Putt-Statistik in den Top 5 und hat exzellente Fähigkeiten im Scrambling, wenn es darum geht, ein Bogey zu vermeiden, wenn man das Grün nicht in Regulation trifft.

Matt Kuchar

14 Starts 2011, 14 Mal den Cut geschafft, acht Top-10-Platzierungen, zuletzt Rang zwei beim Memorial. Bedarf es noch eines Nachweises für Kuchars Konstanz 2011? Okay, bitte: Platz 16 bei den getroffenen Fairways und Zwölfter bei den getroffenen Grüns. Spielt mit 69,42 die zweitniedrigsten Runden im Schnitt auf der PGA Tour. Was Luke Donald in Europa ist, ist Matt Kuchar in den USA: Mr. Consistency.

Allerdings fehlt Kuchar noch ein Sieg in dieser Saison. "Ich war schon Dritter und Zweiter. Da ist doch klar, was bei der US Open kommt", sagte Kuchar scherzhaft nach dem Memorial.

Dass er bei der US Open zurecht kommt, zeigte Kuchar 2010 in Pebble Beach, als er Sechster wurde. Am Dienstag nach dem Turnier wird der Amerikaner 33, da würde ein erster Majortitel gut passen.

Phil Mickelson

Der US-Open-Titel ist die große Sehnsucht von Lefty. Fünf Mal wurde Mickelson bereits Zweiter, meistens (wie in Winged Foot 2006) war er selbst schuld. Wie fast jedes Jahr feiert der vierfache Majorsieger während der US Open seinen Geburtstag, diesmal am Eröffnungstag. Wenn Mickelson am Donnerstag mit Dustin Johnson und Rory McIlroy auf die Runde geht, wird ganz Maryland eine Geburtstagsparty über 18 Löcher feiern.

Mickelson gewann in diesem Jahr die Honda Classic und wurde bei seiner Generalprobe auf die US Open, dem Memorial, geteilter 13. mit einer 67er-Schlussrunde. Er hat die nötige Länge für den Blue Course und ist ein Spezialist in Sachen "up and down Pars" - einem Faustpfand bei der US Open.

Verfehlt Mickelson das Fairway, trifft er immer noch viele Grüns (Platz 6 im Ranking der PGA Tour 2011). Bekommt Mickelson seine Drives in den Griff, ist er ein ganz heißer Kandidat auf den Titel. Die Gunst der Fans hat das Birthday-Kid sicher: Phil, bring it to an end this time!

Die Deutschen

Mit Martin Kaymer, Alex Cejka und Marcel Siem sind in diesem Jahr drei Deutsche dabei. Kaymer zählt als Nummer drei der Welt automatisch zum erweiterten Favoritenkreis. Er hat sich gut von seinem Masters-Fiasko erholt und ordentliche Ergebnisse erzielt: Platz 19 bei der Players Championship, Dritter beim Volvo World Match Play und Neunter in Malaysia.

Kaymer hat in den letzten zwei Wochen in seiner Wahlheimat Phoenix an seinem Schwung gearbeitet. Die US Open ist für den 26-Jährigen ein absolutes Highlight: "Ich liebe Plätze, auf denen man nichts erzwingen kann", sagte Kaymer, der an den ersten beiden Tagen mit Westwood und Donald auf die Runde gehen wird.

Im vergangenen Jahr in Pebble Beach wurde Kaymer geteilter Achter - wie auch Alex Cejka. Der 40-Jährige darf daher auch 2011 bei der US Open an den Start gehen.

Allerdings hat Cejka mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Beim FedEx St. Jude Classic in der letzten Woche trat er wegen anhaltender Schmerzen im Fuß und seiner Grasallergie nicht zur zweiten Runde an. Und am Dienstag wachte Cejka auch noch mit einem steifen Hals auf. Wenn Cejka in Bethesda antreten kann, hat er schon alles erreicht bei der US Open 2011.

Für Marcel Siem geht ein Traum in Erfüllung. Der Ratinger qualifizierte sich auf einem der zahlreichen Turniere rund um den Globus für seine erste US Open. Siem gehört zu den krassen Außenseitern, hat aber keinerlei Druck. Er wird das Turnier genießen und vielleicht darf Siem ja sogar vier Runden spielen.

Der SPOX-Geheimtipp: Mark Wilson

Wer ist Dritter im FedExCup? Mark Wilson. Wer hat 2011 schon zwei Turniere gewonnen? Mark Wilson. Wer ist der beste Scrambler im Feld der US Open? Mark Wilson.

Die Leistungen des Amerikaners werden selbst in den USA nicht ausreichend gewürdigt. Wilson ist ein eher unscheinbarer Typ. Kein Spieler, der die Bälle 350 Yards weit drischt. Und mit 36 gehört er auch nicht zu den Young Guns, die die Golfwelt in den letzten Jahren revolutionierten.

Aber Wilson ist zäh, genau richtig für den Blue Course. Der Mann lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Als er im Januar die Sony Open auf Hawaii gewann, hatte Wilson genau sechs Minuten Zeit, um seine Scorekarte unterschrieben abzugeben und zum ersten Tee der Schlussrunde zu hecheln. Heftige Regenfälle auf Hawaii hatten der Veranstaltung arg zugesetzt.

Wilson brauchte vier Minuten und fand sogar Zeit, ein Putensandwich zu verdrücken. Er gewann das Turnier und spielte am Finaltag auf 36 Löchern nicht ein einziges Bogey.

Mit Platz sieben beim Memorial brachte sich Wilson in Form für die US Open. Er wird am Donnerstag um 13.13 Uhr Ortszeit mit dem Schotten Martin Laird und dem Schweden Peter Hanson auf seine erste Runde gehen. Wahrscheinlich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wenn die Fans im Congressional Country Club da mal keinen Fehler machen...

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