Rory McIlroy trennen nur noch 18 Löcher von seinem ersten Major-Triumph. Der 22-jährige Nordire spielte am Moving Day eine 68 und verbesserte sich damit auf ein Gesamtergebnis von 14 unter Par. Mit 199 Schlägen nach 54 Löchern stellte McIlroy einen neuen US-Open-Rekord auf.
McIlroy hat vor dem Finaltag (20 Uhr im LIVE-TICKER) unglaubliche acht Schläge Vorsprung auf den Koreaner Y.E. Yang, der nach einer 70 bei sechs unter Par liegt. Auf dem dritten Platz folgen bei fünf unter Par der Engländer Lee Westwood und der Australier Jason Day, die jeweils eine 65 notierten und für das beste Tagesergebnis sorgten. Ebenfalls neun Schläge Rückstand hat der beste US-Amerikaner Robert Garrigus (68).
Der Rückstand von Sergio Garcia (ESP/69), Matt Kuchar (USA/69) und Fredrik Jacobson (SWE/66) auf Rang sechs beträgt sogar schon zehn Schläge.
Keinen guten Tag erlebten Martin Kaymer und Marcel Siem. Kaymer kämpfte sich zu einer 72 und hält bei drei über Par auf dem geteilten 36. Rang, Siem schoss eine 74 und fiel bei sechs über Par auf den geteilten 54. Platz zurück.
Reaktionen:
Rory McIlroy: "Ich bin insgesamt sehr zufrieden, wie ich heute gespielt habe. Jetzt muss ich so nur noch 18 Löcher weitermachen."
Graeme McDowell: "Mit Rory Proberunden zu spielen, kann einen demoralisieren, weil man sein eigenes Spiel nicht mehr mag, wenn man sieht, wie er die Bälle trifft. Er ist vom Potenzial her der nächste Tiger Woods. So gut ist er. Es ist toll zu sehen, dass er sein Potenzial ausschöpft."
Padraig Harrington: "Wie alt ist Rory? 22? Wenn man darüber sprechen will, dass jemand den Rekord von Jack Nicklaus (18 Major-Siege) brechen kann, hier ist euer Mann."
Martin Kaymer: "Ich habe wirklich schlecht gespielt. Dass ich da noch eine 72 gespielt habe, ist eine Sensation. Das hätte auch acht oder neun über Par sein können. Ich werde morgen noch einmal angreifen. Und dann freue ich mich auf die kommende Woche, in der ich mit Günter Kessler wieder am Schwung arbeiten werde. Er wird die Probleme gleich sehen. Hier während des Turniers bringt es nichts, sich über technische Sachen große Gedanken zu machen."
Marcel Siem: "Eigentlich war diese Runde spielerisch schlechter als die 79 am Donnerstag, aber ich habe mich heute oft gut retten können, das kurze Spiel war super. Auf der Range habe ich mich leicht gezerrt, aber das ist kein Grund für die Probleme, die ich hatte. Ich habe mich einfach nicht so gut gefühlt."
Der Star des Tages: Rory McIlroy. Der Westwood-Jacobson-Flight war zusammen elf unter Par, grandios. Days 65 war ebenfalls bärenstark. Aber bei dieser US Open heißt der Star an jedem Tag nur Rory McIlroy. Es gehen einem die Superlative aus für das, was der Nordire an den ersten drei Tagen gespielt hat. 65-66-68 - bei -14 stand in der US-Open-Geschichte noch nie jemand. Der Platz spielt sich zwar recht leicht, aber seine Leistung ist dennoch außerirdisch. McIlroy hat bis jetzt 46 von 54 Grüns getroffen. Phänomenal. Zu Beginn der dritten Runde leistete er sich ein paar Fehler bei seinem langen Spiel, vor allem vom Tee, aber die korrigierte er mit seinem famosen kurzen Spiel und kam danach immer besser in Schwung. Er hätte sogar leicht noch eine bessere Runde spielen können. Einfach beängstigend gut. Niemand nimmt ihm den ersten Major-Titel mehr weg.
Der Flop des Tages: Phil Mickelson. USA, was ist los? Matt Kuchar, Mr. Konstanz, hat wieder eine Top-10-Platzierung im Visier, der alte Davis Love III spielt stark, aber wenn der beste Mann nach drei Tagen Robert Garrigus heißt, sagt das vieles aus. In Abwesenheit von Tiger Woods ist Mickelson sicher die größte Enttäuschung. Beim Warmmachen fühlte er sich nach eigenen Angaben am Samstag noch so gut, dass er dachte, er könnte eine tiefe Runde schießen. Nach 9 Löchern lag er immerhin noch eins unter Par für den Tag, aber danach folgte eine grauenhafte Back Nine. 42 Schläge, Doppel-Bogeys an der 16 und 17, nach einer 77 liegt Mickelson bei +7 nur auf dem geteilten 57. Rang. Bitter. Übrigens liegt er gleichauf mit einer weiteren Enttäuschung: Luke Donald.
Analyse: Was ist das nur für eine US Open, die da in dieser Woche ausgetragen wird. Es fühlt sich gar nicht wie eine US Open an. Der Blue Course im Congressional Country Club ist mörderisch lang, aber die Spieler zerlegen ihn dennoch. Macht man schlechte Schläge, bekommt man - gerade auf den schweren zweiten Neun - zwar immer noch die Quittung, aber für US-Open-Verhältnisse spielt sich der Kurs extrem leicht.
Hauptgrund sind sicher die nach viel Regen soften Bedingungen und das nicht wie sonst brutale Rough, aber auch das Setup ist teilweise erstaunlich. So wurde die 18 an Tag 3 beispielsweise nicht vom hinteren Tee gespielt und so deutlich vereinfacht. 20 Spieler liegen nach drei Runden unter Par, an Tag 3 gab es stolze 18 Runden in den 60ern zu bestaunen. Die 72 Spieler notierten insgesamt 224 Birdies.
Rory McIlroy hat in dieser Woche schon drei Runden in den 60ern zu Buche stehen. Nach seinem Doppel-Bogey an der 18 an Tag 2 leistete er sich mit einem Bogey an der 10 an Tag 3 seinen zweiten Fehler der Woche, aber sonst spielte er nach anfänglichen Problemen wieder nahe an der Perfektion. McIlroy notierte Birdies an der 5, 9, 11 und 14 - und er hatte noch weitere gute Chancen. Wenn man sieht, wie er aggressiv auf eine Fahne nach der anderen feuert, könnte man meinen, er spielt die Bob Hope Chrysler Classic. Ein als Birdie-Festival bekanntes Turnier.
Tut er aber nicht. Er spielt tatsächlich eine US Open. An jedem Loch begleiten ihn die "Let's go Rory!"-Sprechchöre. Vor zwei Monaten brach McIlroy beim Masters, als er mit vier Schlägen Vorsprung in die Finalrunde ging, ein und landete nach einer 80 letztlich zehn Schläge hinter Sieger Charl Schwartzel. Jetzt kann er dieses Trauma schon im nächsten Major mit einer Leistung überwinden, die man vielleicht nur einmal im Leben sieht. Es ist ungeheuer beeindruckend. Sollte McIlroy gewinnen, wäre er nach Woods (21 Jahre, 1997 Masters) der zweitjüngste Major-Sieger seit dem Zweiten Weltkrieg.
Der größte Vorsprung, der am letzten Tag bei einem Major jemals verspielt wurde? Sechs Schläge (Greg Norman, Masters 1996). Unfassbar: McIlroys Vorsprung auf Rang zwei (8 Schläge) ist fast genauso groß wie der Vorsprung, den Y.E. Yang auf den auf Rang 36 liegenden Martin Kaymer hat (9 Schläge). Heißt: Ohne McIlroy wäre es ein sehr spannendes Turnier. 19 Spieler sind nur durch fünf Schläge getrennt, aber sie kämpfen nur noch um Rang zwei.
Die beiden Deutschen wollten eigentlich um ein Top-10-Resultat fighten, aber in Runde 3 lief es bei Kaymer und Siem schlecht. Kaymer (5/14 Fairways, 9/18 Grüns) leistete sich sechs Bogeys. Angesichts von so vielen schlechten langen Schlägen war seine 72 am Ende noch richtig gut. Zu verdanken hatte er seinen Score seinem kurzen Spiel, an der 14 chippte er zum Birdie ein, an der 16 lochte er zum Eagle, und an der 18 gelang ihm noch ein Birdie.
Siems Stats im langen Spiel (4/14 Fairways, 6/18 Grüns) waren einen Tag nach seiner famosen 66 noch schlechter, auch seine 74 war angesichts dessen eher noch gut. Auf den ersten Neun zauberte Siem noch und lag auf wundersame Weise eins unter für den Tag, aber auf den zweiten Neun wurde er für seine vielen Fehlschläge, alle nach links, mit fünf Bogeys in Folge bestraft. Ganz mies gespielt, aber das Ergebnis irgendwie noch einigermaßen zusammengehalten - so kann man den Tag der Deutschen zusammenfassen.