Alex Cejka geht es nicht gut, das kann jeder sehen: Die Augen zusammengekniffen, die Tränensäcke leicht geschwollen, der Blick leer. Der Tausendsassa, lebensfroh und nie um einen guten Spruch verlegen, hat wahrlich schon bessere Zeiten erlebt.
"Es geht mir nicht besonders gut. Das ist gesundheitlich das schlechteste Jahr in meinem Leben", sagte der 40-Jährige vor der am Donnerstag beginnenden BMW International Open in München deprimiert.
Was er dagegen tut? "Beten", sagt Cejka, und für einen kurzen Moment taucht der Schalk wieder auf. Dabei ist ihm eigentlich gar nicht zum Lachen zumute. "Es ist schwer, im Kopf mit diesen vielen Verletzungen umzugehen, es ist schon extrem und tut mental schon sehr weh", sagte Cejka.
Alex Cejka mit dicker Krankenakte
Die Liste seiner Probleme klingt wie ein Krankenhaus-Bulletin: Gebrochener kleiner Zeh, eingeklemmter Nerv im Nacken und eine hartnäckige Grasallergie. Zumindest die Sache mit dem Zeh geht auf Cejkas Kappe.
Ende April beim Turnier in New Orleans trat der gebürtige Tscheche mit seinem rechten Fuß aus Wut gegen den Putter, es folgten ein stechender Schmerz und die Diagnose eines Bruches. Cejka: "Das war kein guter Putt."
Eine Woche später hat er schon wieder gespielt, hatte aber starke Schmerzen. Zur Linderung legte Cejka zwischenzeitlich selbst Hand an: "Erst seit letzter Woche kann ich wieder mit normalen Schuhen spielen. Vorher habe ich ein Loch in den Schuh geschnitten, damit der Druck nachlässt."
Großes Ziel: Erster Turniersieg auf der US-Tour
Der andere Druck, der Alex Cejka plagt, ist aber noch da. Er will endlich sein erstes Turnier auf der US-Tour gewinnen. Seine Aussagen hierzu ähneln sich Jahr für Jahr. In München gab Cejka zu: "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Es gab drei, vier Turniere, die hätte ich besser beenden müssen. Ich habe das Ding aber nicht zum Ende gebracht."
Dabei schien Cejka vor eineinhalb Jahrzehnten richtig gut auf Kurs zu sein, die Karrierekurve ging steil nach oben. Drei Siege auf der Europa-Tour, darunter beim Finale in Valderrama, machten ihn 1995 zu einem neuen Hoffnungsträger im Land des damaligen Alleinherrschers Bernhard Langer.
Mit 431.000 Euro Preisgeld war Cejka die Nummer sechs in Europa. Doch es blieb bei diesem Feuerwerk. Zwar folgte 2002 noch Turniersieg Nummer vier, das wars dann aber auch.
2003 wechselte er mit großen Hoffnungen auf die US-Tour. Doch statt um Siege kämpfte Cejka zumeist Saison für Saison um die US-Tour-Karte. Mit Erfolg, stattliche 7,7 Millionen Dollar kamen bislang an Preisgeld zusammen.
Nackenprobleme und Gräserallergie
Die Spielberechtigung für 2012 ist in diesem Jahr das Ziel, wenn da nicht die Gesundheit wäre. Anfang Juni beim Turnier in Memphis klemmte plötzlich ein Nerv im Nacken, zudem plagte ihn die Allergie gegen Gräser. Um sich Linderung zu verschaffen, geht Cejka auch schon mal ins Krankenhaus: "Da lasse ich mir Blut abnehmen. Das wird dann gereinigt und mir wieder reingespritzt."
Die Tour aber kennt kein Erbarmen, die Zeit drängt. Mit 344.902 Dollar belegt Alex Cejka in der US-Geldrangliste derzeit nur Platz 132, zu wenig für die Tour-Karte.
"Ich habe jetzt noch vier Monate, in denen ich Gas geben muss. Aber im Golf kann das schnell gehen", sagt der geschiedene Vater zweier Söhne. Motivation habe er genug: "Die wird sogar noch größer, wenn man Probleme hat."
Dritter bei BMW Open 2010
In München will Alex Cejka an seine Leistung aus dem Vorjahr anknüpfen. 2010 war er nach verschlafenem Start noch Dritter geworden.
Eine Wiederholung hält er für möglich, denn: "Die letzten zwei Tage lief es schon viel besser. Am Sonntag habe ich in Washington gut trainiert und auch hier schon ein paar gute Bälle geschlagen. Ich habe hier immer gut gespielt in den letzten Jahren."
Tritte gegen den Putter aber sollte Cejka bei seinem derzeitigen Glück in Eichenried unbedingt vermeiden.