Martin Kaymer hatte bislang als letzter die Ehre: Er durfte zusammen mit Tiger Woods Golf spielen. Mitte Mai war das, bei der Players Championship in Florida. Neun Löcher lang humpelte Woods damals dem Deutschen hinterher und gab dann mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.
Schmerzen im linken Bein, die Woods jetzt auch zur Absage seiner Teilnahme an den US Open in Bethesda/Maryland (16. bis 19. Juni) zwangen. Ausgerechnet das Turnier, bei dem er vor drei Jahren seinen vorerst letzten Major-Sieg feierte. "Mein Knie und meine Achillessehne sind noch nicht vollständig ausgeheilt, ich will keine weiteren Verletzungen riskieren", schrieb Woods zur Begründung auf seine Homepage.
Wochenlang erfolglos für Comeback gearbeitet
Wirklich überraschend kommt die Nachricht nicht. Der US-Amerikaner arbeitet seit dem Masters in Augusta vor acht Wochen, bei dem er sich eine Bänderdehnung im linken Knie zugezogen und sich an der linken Achillessehne verletzt hatte, an seiner Genesung - ohne Erfolg.
"Ich bin extrem enttäuscht, dass ich die US Open nicht spielen werde, aber es ist Zeit für mich, auf meine Ärzte zu hören und mich auf die Zukunft zu konzentrieren", sagte Woods.
Die Organisatoren des zweiten Major-Turniers des Jahres zeigten Verständnis. "Wir sind zwar enttäuscht, dass ein dreimaliger Champion nicht teilnimmt, verstehen aber auch, dass er sich noch nicht von seinen Verletzungen erholt hat", sagte Geschäftsführer Mike Davis: "Wir wünschen ihm eine schnelle Genesung".
Atwal: "Mein Kumpel leidet"
Doch ob der Tiger wirklich so schnell auf den Golfplatz zurückkehrt, ist mehr als fraglich. Sein Freund und Trainingspartner Arjun Atwal aus Indien sagte "AP": "Mein Kumpel leidet. Er geht an Krücken. Es geht ihm nicht gut." Woods' Krankenakte ist lang. Bereits viermal musste er sich am linken Knie operieren lassen, von seiner Kreuzbandverletzung im Jahr 2008 hat er sich nie vollständig erholt.
Der Körper des 35-Jährigen verlangt immer häufiger nach Pausen. Die Fans bleiben trotzdem geduldig mit ihrem Tiger, der erstmals seit 1996 die US Open versäumt. Auf "Twitter" wünschen sie ihm gute Besserung und geben sogar Gesundheits-Tipps.
Die Sex-Affäre als Knackpunkt
Sein letztes Turnier gewann Woods im November 2009 in Australien. Danach brach die Sex-Affäre über ihn herein. Es war nicht nur das Ende seiner Ehe mit der Schwedin Elin Nordegren, sondern auch seiner Dominanz im Golfsport.
In der Weltrangliste fiel er zurück bis auf Platz 15. Sportlich eine Katastrophe, finanziell durchaus verkraftbar: Noch immer ist Woods der Topverdiener unter den Sportlern. Laut des Forbes Magazin kassiert er, inklusive Werbeeinahmen, 75 Millionen Dollar, mehr als 50 Millionen Euro, pro Jahr.
Sich selbst etwas beweisen
Doch um Geld geht es dem Tiger kaum noch, er will vielmehr beweisen, dass er wieder zu alter Stärke finden kann. "Es war ein frustrierendes und schwieriges Jahr", sagte Woods, "aber ich werde wieder spielen, sobald ich kann". Von Turniersiegen spricht er dabei schon lange nicht mehr.
Der Rekord von Landsmann Jack Nicklaus, der mit 18 Titeln vier Majorsiege mehr auf dem Konto hat als Woods, scheint derzeit außer Schlagdistanz. Woods steckt sich vorerst kleine Ziele: "Ich hoffe, für das AT&T National, die nächsten beiden Majors und den Rest des Jahres fit zu werden."