SPOX: Dustin, Sie haben vor einigen Wochen bei der BMW International Open in Eichenried mitgespielt, auch in Schweden werden Sie nach der British Open dabei sein. Die meisten US-Stars haben kein großes Interesse an Europa, aber bei Ihnen scheint das anders zu sein.
Dustin Johnson: Auf jeden Fall. Ich habe in den vergangenen Jahren praktisch nur in den USA gespielt, das will ich ändern und ein bisschen mehr reisen. Ich genieße es, an verschiedenen Plätzen der Welt aufzuteen. Es macht mir richtig Spaß. Ich will einfach ein globaler Spieler sein, der weltweit aktiv ist. München war schon mal eine tolle Erfahrung. Es hat mir super gefallen in Deutschland.
SPOX: In dieser Woche ist im Royal St. George's Golf Club Open-Championship-Time. Klar, dass Rory McIlroy nach seinem Wahnsinns-Sieg bei der US Open im Mittelpunkt steht. Wie haben Sie seine Show gesehen? Sie hatten ja phasenweise einen Top-Zuschauerplatz...
Johnson: Das stimmt. Ich habe ja die ersten beiden Runden mit ihm zusammengespielt. Seine Drives waren fantastisch, seine Eisen waren fantastisch - und er hat jeden wichtigen Putt gelocht. Es war schon verdammt gut. Er hatte an den ersten beiden Tagen vielleicht einen Tester zum Par, das war alles. Er hat fast jedes Grün getroffen. Wenn man das bei einer US Open macht, sieht es ganz gut für einen aus.
SPOX: Glauben Sie, dass er in den nächsten Jahren ähnlich dominant werden könnte, wie es Tiger Woods zu seinen besten Zeiten war?
Johnson: (lacht) Hoffentlich nicht. Ich wäre sicher nicht überrascht, wenn er noch viele Majors gewinnen würde, aber hoffentlich muss er mich dafür erst mal schlagen. Rory ist ein großartiger Spieler, er hat sicher das Zeug dazu, noch sehr viele Majors zu gewinnen. Wie viele das dann am Ende sein werden? Die Zeit wird es uns zeigen.
SPOX: Dass Tiger nach der US Open auch bei der British Open nicht dabei sein kann, ist schlecht für den Golfsport insgesamt. Er hat seit Ewigkeiten kein Turnier mehr gewonnen. Findet er noch einmal zu alter Stärke zurück?
Johnson: Da bin ich mir sicher. Er ist immer noch jung, das darf man nicht vergessen. Und er ist einfach ein phänomenaler Spieler. Man darf ihn auf keinen Fall abschreiben. Er muss wieder hundertprozentig fit werden, das ist entscheidend.
SPOX: Auch wegen Tigers Problemen wartet die USA seit fünf Major-Turnieren auf einen großen Sieger. Was ist los?
Johnson: Es ist überhaupt nichts los, es gibt kein Problem. Es ist einfach so, dass fünf Jungs, die nicht aus den USA kommen, bei den letzten fünf Majors wirklich gut gespielt haben. Das ist alles.
SPOX: Wirklich? Vor einem Jahr waren unter den Top 5 der Welt noch vier US-Boys zu finden, jetzt sind die Nummer eins, zwei, drei und vier alle Europäer.
Johnson: Glauben Sie mir, das wird sich auch wieder in die andere Richtung entwickeln. Es ist nur eine Frage der Zeit, ganz sicher.
SPOX: Vielleicht kommt ja schon in dieser Woche die Wende. Immerhin ist Royal St. George's als Austragungsort ein gutes Omen für die USA. Ben Curtis hat gewonnen, als die British Open das letzte Mal hier stattfand. Für Sie ist es die dritte Teilnahme. Mögen Sie das Golf, das man bei einer Open Championship spielen muss?
Johnson: Ich liebe es. Ich liebe es, dass man all diese verschiedenen Schläge machen muss. Mal muss man den Ball im Flug zum Loch spielen, mal muss man Bump-and-Runs spielen - man benötigt jeden Schläger, den man in der Tasche hat. Es ist großartig.
SPOX: Es ist vor jedem Major eigentlich das gleiche. Es kommen unglaublich viele Spieler für den Sieg in Frage. Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Johnson: Ich gehöre denke ich schon zu denen, die jetzt jederzeit ein Major gewinnen können. Es wäre schön, wenn es bald soweit ist. Mein Spiel fühlt sich aktuell auch sehr gut an. Und ich war ja schon ein paar Mal nahe dran im letzten Jahr.
SPOX: Oh ja, das waren Sie. Haben Sie das Bunker-Drama von der PGA Championship eigentlich schon komplett überwunden?
Johnson: Ich bin darüber hinweg, definitiv. Ich habe keine Albträume. Es war einfach eine unglückliche Situation.
SPOX: Sie sind so unfassbar ruhig geblieben. Ich wäre wohl ausgerastet. Wie um alles in der Welt konnten Sie nur so ruhig sein? Das war sehr beeindruckend.
Johnson: (lacht) Danke. Das Entscheidende für mich war, dass ich trotz der ganzen Situation ja wirklich gut gespielt habe. Und Regeln sind eben Regeln. Es gab aus meiner Sicht keinen Grund, sich groß aufzuregen.
SPOX: Seit der PGA Championship gibt es zwischen Ihnen und Martin Kaymer auch eine besondere Verbindung, weil Martin das Turnier dann gewonnen hat.
Johnson: Wir sind Freunde geworden. Martin ist zum einen ein Riesenspieler, er ist aber zum anderen vor allem ein ganz toller Typ. Wir spielen öfters Proberunden zusammen, ich bin immer gerne mit ihm zusammen.
SPOX: Martin ist zwar auch ordentlich lang vom Abschlag, aber mit Ihnen und einigen anderen Jungs kann er natürlich nicht ganz mithalten. Bubba Watson, Gary Woodland, Alvaro Quiros...
Johnson: ... Quiros ist Wahnsinn. Er kann den Ball mächtig weit raushauen.
SPOX: Wer würde denn gewinnen, wenn Sie eine kleine Competition machen?
Johnson: Es wäre ziemlich knapp. Es würde wohl davon abhängen, wer dann in dem Moment den Ball am besten trifft. Wir schlagen die Kugel alle ähnlich weit. Es ist zwar schwer, Länge zu trainieren, aber jeder kann etwas länger werden, wenn er dafür arbeitet. Man muss vor allem schauen, dass man stärkere Beine bekommt. Und Flexibilität ist ganz wichtig.
SPOX: Sie sind generell als Sport-Freak bekannt, der sich alles reinzieht. Ihr Großvater hat Basketball gespielt. Ist die NBA Ihre Nummer eins nach Golf?
Johnson: Ich schaue sehr gerne Basketball. Ich habe auch die Finals verfolgt und mich gefreut, dass Dirk Nowitzki endlich den Titel gewonnen hat. Sein Wurf ist echt unglaublich. Aber meine Nummer eins ist dann doch eher College-Football. Ich sage nur: South Carolina Gamecocks. Das ist mein Team!