Sowohl Bradley als auch Dufner lagen nach 72 Löchern bei einem Gesamtscore von acht unter Par. Bradley spielte am Finaltag auf dem Par-70-Kurs eine 68er-Runde, Dufner notierte eine 69.
Im 3-Loch-Playoff war Bradley (-1) dann einen Schlag besser als Dufner (E). Der 25-Jährige beendete durch seinen Sieg auch die Major-Krise der US-Boys, die seit Phil Mickelsons Sieg beim Masters 2010 sechs Majors ohne Sieg geblieben waren.
Bester Europäer war der Däne Anders Hansen, der nach einer 66 das Stechen nur um einen Schlag verpasste. Den vierten Platz teilten sich Robert Karlsson (SWE/67), David Toms (USA/67) und Scott Verplank (USA/70).
Der Star des Tages: Keegan Bradley. Vor der PGA Championship kannten nur Golf-Insider seinen Namen. Jetzt ist er ein Major-Champion. Bradley ist der erste Spieler seit Ben Curtis (British Open 2003), der in seinem ersten Major-Auftritt sofort triumphiert. Wie ungewöhnlich das ist? Vor Curtis hatte das 90 Jahre lang niemand geschafft. Und Bradley hat es mehr als verdient. Als er an der 15 seinen Ball ins Wasser chippte und ein Triple-Bogey kassierte, schien der Traum vom Sieg ausgeträumt. Aber Bradley zeigte der ganzen Golf-Welt, aus welchem Holz er geschnitzt ist und konterte mit irren Birdies an der 16 und 17. Sein 12-Meter-Birdie-Putt an der 17 war besonders spektakulär. Auch im Stechen packte Bradley einen Traumschlag nach dem anderen aus. Wer denkt, Bradley wird ein One-Hit-Wonder werden, der könnte sich täuschen.
Der Flop des Tages: Steve Stricker. Von den US-Amerikanern an der Spitze des Leaderboards war Stricker klar der größte Name. Der Weltranglistenfünfte ist ein Superstar, aber ihm fehlt weiterhin der ersehnte Major-Titel. Nach seiner famosen 63er-Runde an Tag eins lief bei Stricker den Rest der Woche nicht mehr viel zusammen. In der Finalrunde startete er mit einem Birdie, musste aber sofort ein Bogey an der 2 hinnehmen und machte sich dann alle Hoffnungen mit einem schlechten Eisenschlag an der 4 zunichte. Stricker schlug seinen Abschlag am Par 3 ins Wasser, schrieb das Doppel-Bogey auf die Scorekarte und spielte den Rest des Tages keine Rolle mehr. Nach zwei abschließenden Bogeys notierte er die 73 und fiel sogar noch aus den Top 10. Sehr enttäuschend.
Analyse: Ob sich Tiger Woods und Martin Kaymer die Finalrunde im TV angeschaut haben, ist nicht bekannt, aber eins ist klar: Es war auch ohne die Beteiligung der ganz großen Namen eine absolut spektakuläre Golf-Show.
Die Siege von Rory McIlroy bei der US Open und Darren Clarke bei der British Open waren wegen ihrer Geschichten großes Kino, aber es fehlte die ganz große Dramatik.
Eine Dramatik, die die PGA Championship jetzt bot. Und da war es auch ganz egal, dass die Big Names dabei nur Nebenrollen hatten. McIlroy landete abgeschlagen im Feld, Mickelson spielte nicht mehr als okay - und Luke Donald und Lee Westwood blieben einmal mehr den Beweis schuldig, dass sie das Zeug haben, um endlich mal ein Major zu gewinnen.
Stattdessen drehten die Nobodys groß auf. Allen voran Jason Dufner. Der 34-Jährige, der vor der PGA Championship seine letzten vier Cuts verpasst und noch nie ein Turnier auf der US PGA Tour gewonnen hatte, sah bis zum 15. Loch wie der sicherer Sieger aus.
Dufner hatte bis dahin außerirdisches Golf gespielt. Ohne eine Regung zu zeigen, traf Dufner praktisch jedes Fairway und Grün - und er lochte auch immer wieder kritische Putts.
Nach Birdies an der 6, 8, 12 und 13 lag Dufner bei elf unter Par. Da seine engsten Verfolger (Bradley sowie Hansen und Karlsson) Schwächen zeigten, wuchs sein Vorsprung auf fünf Schläge an.
Aber: Er hatte zu diesem Zeitpunkt die letzten vier Höllenlöcher noch vor sich. Und er sollte sein Waterloo erleben. Dufner verzog seinen Abschlag an der 15 rechts ins Wasser, rettete aber immerhin noch das Bogey.
Da er danach aber weitere Bogeys an der 16 und 17 (Drei-Putt) folgen ließ und Bradley gleichzeitig aufdrehte, war der Vorsprung innerhalb von kürzester Zeit weg. Es war ein epischer Kollaps von Dufner und ein atemberaubendes Comeback von Bradley.
Ein Stechen musste die Entscheidung bringen. Ein Stechen, das sofort auf Weltklasse-Niveau begann.
Dufner und Bradley zimmerten an der 16 ihre zweiten Schläge an den Stock, Dufner hätte sogar fast vom Fairway eingelocht, aber nur Bradley lochte dann auch seinen Birdie-Putt. Dufners Schwächen auf den Grüns machten den Unterschied.Als er an der 17 nach einem weiteren Drei-Putt ein Bogey kassierte, ging Bradley mit zwei Schlägen Vorsprung auf die 18. Bahn.
Dass Dufner dann zum Abschluss noch mal ein Birdie spielte, war stark, aber es reichte nicht mehr, um den überragenden Bradley noch zu gefährden. Durch seinen Sieg verbessert sich Bradley, der in dieser Saison schon die Byron Nelson Championship in einem Playoff gewonnen hatte, in der Weltrangliste auf Rang 29.