1979 war Fuzzy Zoeller der letzte Rookie-Champion beim Masters. 35 Jahre lang hat es niemand mehr geschafft, bei seinem ersten Masters-Auftritt zu triumphieren. Weil es eigentlich auch völlig unmöglich ist.
Wer zum ersten Mal nach Augusta kommt, der wird von der speziellen Aura im Golf-Paradies so in den Bann gezogen, dass er erstmal damit klarkommen muss. Wer zum ersten Mal nach Augusta kommt, der geht erstmal mit Angst und angezogener Handbremse auf den Platz. Wer zum ersten Mal nach Augusta kommt, der weiß nicht genau, wo er die Bälle zu platzieren hat und ist vor allem mit den extrem ondulierten und extrem schnellen Grüns komplett überfordert. Und auf den Grüns wird das Masters entschieden - Jahr für Jahr.
Aber irgendwie herrscht in diesem Jahr das Gefühl vor, dass trotz der genannten Aspekte tatsächlich mal wieder ein Masters-Frischling dran sein könnte. Auch im Spielerkreis wird darüber diskutiert, Graeme McDowell sprach in seiner "BBC"-Kolumne von einer echten Chance, dass wir einen Rookie-Champion erleben könnten.
Der Hauptgrund für den Glauben an einen Rookie-Sieger ist leicht erklärt: Die 24 Rookies, die 2014 in Augusta aufteen, sind verdammt stark. Sie sind keine gewöhnlichen Rookies.
Die SPOX-Top-5:
Patrick Reed
Es gibt mit Sicherheit Spieler, die sich insgeheim wünschen, dass es diesen Patrick Nathaniel Reed bei seinem ersten Masters-Auftritt am Amen Corner mal so richtig zerlegt. Dass ihm mal so richtig das Maul gestopft wird. Aber ganz ehrlich: Die Chancen sind gering, dass das passieren wird.
Denn dieser Patrick Nathaniel Reed ist nicht nur ein begnadeter Trash-Talker (O-Ton: "Das ist hier kein Beliebtheits-Wettbewerb"), der offen herausposaunt, sich für einen der besten fünf Spieler der Welt zu halten, der amerikanische Ian Poulter ist vor allem ein begnadeter und furchtloser Golfer.
Reed gewann im letzten August sein erstes Turnier auf der PGA Tour und ließ danach innerhalb seiner nächsten 13 Starts noch zwei weitere Siege (u.a. bei der Cadillac Championship) folgen. Reed ist mega-heiß. Wenn jemand von Augusta nicht eingeschüchtert ist, dann ist es Reed. Der 23-Jährige spielte Augusta National dreimal während seiner Studenten-Zeit bei Augusta State. Dort hätten ihn seine Teamkollegen aufgrund seines Egos übrigens mal fast aus dem Team geschmissen, typisch Reed eben.
Was noch für Reed spricht? Er hat in seiner jungen Karriere immer gewonnen, wenn er vor der Finalrunde geführt hat. Er verkörpert nicht nur in dieser Hinsicht die Mentalität eines jungen Tiger Woods. Nicht umsonst war Woods immer schon Reeds absoluter Hero - und nicht umsonst trägt auch Reed deshalb am Sonntag Rot.
Jordan Spieth
Wenn es einen sicheren nächsten Superstar im Golf gibt, dann ist sein Name Jordan Spieth. Der 20-Jährige, der schon mit 16 auf der PGA Tour mal ganz vorne mitmischte, hat jetzt schon Millionen verdient.
2013 begann er die Saison ohne irgendeinen Status, verbuchte dann neun Top-10-Ergebnisse, war Teil des US-Presidents-Cup-Teams und wurde Rookie of the Year. Und er feierte bei der John Deere Classic seinen Premierensieg, mit dem er sich seine Masters-Einladung verdiente.
Für Spieth ging damit ein Traum in Erfüllung. "Augusta ist der Himmel auf Erden", Spieth gerät allein beim Gedanken an das Masters in Ekstase. Augusta ist das Major, das er schon immer gewinnen wollte. Jetzt hat er zum ersten Mal die Chance dazu. Es würde nicht wirklich überraschen, wenn der Champion am Ende Spieth heißt.
Den Champions Locker Room hat er sich schon mal angeschaut. Er weiß ja schließlich, dass sein Name dort auch mal stehen wird... Die Frage ist nur wann? Eins steht auf jeden Fall fest: Sein Flight mit Patrick Reed und Rory McIlroy wird an den ersten beiden Tagen spektakulär.
Victor Dubuisson
Victor Dubuisson ist ohne Frage aktuell der aufregendste europäische Shootingstar. Der schüchterne Franzose ist in Augusta vor allem deshalb gefährlich, weil er mit seiner coolen Art immun gegen Druck zu sein scheint.
Dubuisson, der ein bisschen aussieht wie ein Hollywood-Star, wurde letzten November durch seinen Sieg bei der Turkish Airlines Open so richtig bekannt. Dort setzte er sich am Ende gegen Tiger Woods und Ian Poulter durch, nicht so schlecht für den ersten Sieg auf der Tour.
Zur Internet-Sensation wurde Dubuisson dann 2014 bei der Accenture Match Play Championship, als er absolut unfassbare Zauberschläge aus der Wüste auspackte. Je größer der Druck, desto besser spielt Dubuisson, sagen seine Freunde über ihn.
Als Typ ist er ganz schwierig einzuschätzen. Er soll eine sehr schwierige Kindheit gehabt haben, mit 10 oder 12 Jahren soll er die Schule verlassen haben, um sich auf Golf zu konzentrieren. Darüber sprechen will Dubuisson nicht. Er ist ein ganz eigener Charakter. Als er zuletzt seine Handynummer änderte, hätte jeder andere vielleicht auch mal Ryder-Cup-Captain Paul McGinley Bescheid gegeben, schließlich wird der Ryder Cup für Dubuisson 2014 noch ein großes Thema.
Aber Dubuisson sagte einfach gar nichts, McGinley versuchte vergeblich, ihn zu erreichen. Ein etwas seltsamer Vogel, dieser Victor Dubuisson, aber ein absolut genialer Golfer - mit Masters-Siegchancen.
Jimmy Walker
Der Führende im FedEx-Cup-Ranking 2014 heißt Jimmy Walker. Das hätte vor der Saison auch genau niemand vorhergesagt. Walker ist ein völlig anderer Fall von Rookie. Er ist kein feuriger Newcomer. Er musste 36 Jahre alt werden, bis er in dieser Saison endlich mit drei Turniersiegen seinen großen Durchbruch feiern konnte.
Keiner hat in dieser Saison mehr Birdies gespielt als die Putting-Maschine Walker. "Ich habe im Moment richtig Spaß. Diese Saison ist eine Bestätigung für mich, nachdem ich viele Jahre auf der Tour war und hart an meinem Spiel gearbeitet habe. Jetzt zu sehen, wie es sich alles auszahlt, darauf habe ich lange gewartet. Jetzt werde ich weiter so hart arbeiten, weil ich will, dass es so weitergeht", sagt Walker.
Walker kommt also wie Reed als Rookie mit drei Siegen im Gepäck zum Masters, so ein Duo gab es bislang noch gar nicht. Der einzige andere Spieler, der bei seinem Debüt schon dreimal gewonnen hatte? Legende Sam Snead. 1937.
Harris English
Es gibt genau vier Spieler unter 25 Jahren, die schon mehrfach auf der PGA Tour gewonnen haben. Rory McIlroy (6 Siege), Patrick Reed (3), Russell Henley (2) und Harris English (2).
Englishs Spiel ist definitiv wie gemacht fürs Masters. Der 24-Jährige schlägt den Ball hoch und vor allem lang, dazu trifft niemand 2014 so viele Grüns wie English - und er ist ein überragender Putter. Auf English muss man diese Woche aufpassen.
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