Nachdem Adam Scott US-Superstar Tiger Woods verdrängt und zum ersten Mal den Golf-Thron bestiegen hatte, präsentierte er sich wieder einmal in Geberlaune. Und erneut gebührte sein Dank dem großen Greg Norman.
"Ein Teil davon gehört ihm, weil er mir soviel Zeit, Inspiration und Glauben geschenkt hat", sagte der 33-Jährige Scott über sein Idol. Der "weiße Hai" habe ihm die Motivation für den Aufstieg zur Nummer eins gegeben, "er hat mir und anderen jungen australischen Talenten soviel Zeit gewidmet. Er ist unglaublich großherzig."
Norman gehörte in den 80er und 90er Jahren zu den Stars der Szene und führte in dieser Zeit 331 Wochen lang die Weltrangliste an. Der Nachwuchs auf dem Kontinent war Norman nach Beendigung seiner Karriere eine Herzensangelegenheit. Erstmals traf er die neue Nummer eins vor 18 Jahren, Scott war damals gerade 15 Jahre alt.
"Ich wollte immer schon in seine Fußstapfen treten, das war mein großes Ziel", sagte Scott. Zuletzt hatte er bei vier Turnieren vergeblich versucht, Tiger Woods von der Spitze der Weltrangliste zu verdängen. Nun schaffte er es quasi von der Couch aus, weil Woods seit zwei Monaten wegen Rückenbeschwerden pausiert und dadurch weitere Punkte einbüßt.
Seit 2003 in den USA
Scott war im Jahr 2000, dem Jahr der Olympischen Spiele in Sydney, als 20-Jähriger ins Profilager gewechselt. Gleich in seiner Premierensaison auf der Europa-Tour gewann er sein erstes Turnier.
Seit 2003 spielt er in den USA. Schnell zeichnete sich ab, dass da in Down Under ein Juwel heranreifte. Mit zwei Turniersiegen, darunter dem Erfolg bei der Players Championship, und neun weiteren Top-10-Platzierungen erspielte er sich 2004 mehr als drei Millionen Dollar Preisgelder. Alles schien nur noch eine Frage der Zeit, wann Scott endlich auch sein erstes Major-Turnier gewinnt.
Doch dieser Triumph stellte sich zunächst einfach nicht ein. Erst 2013 glückte der große Coup. Ausgerechnet beim US Masters, dem Schicksalsturnier von Greg Norman, schlug Scott zu und siegte dort als erster Australier. Bereits damals hatte Scott an seinen Mentor gedacht. "Ich widme diesen Sieg auch ein bisschen Greg Norman", sagte er stolz im grünen Sieger-Jackett.
"Ein paar Bierchen"
Damit war er Greg Norman plötzlich sogar voraus, für den das Masters irgendwie verflucht war. Dreimal hatte Norman in Augusta nur den zweiten Platz belegt. Dabei gab er 1996 sogar einen Vorsprung von sechs Schlägen auf einer denkwürdigen Schlussrunde noch aus der Hand und musste den Sieg Nick Faldo (England) überlassen. Norman und das Masters - das passte einfach nicht.
"Ich schaue nicht zurück", hatte Norman erklärt, angesprochen auf den Erfolg von Scott, den er gespannt vor dem Fernseher verfolgt hatte. "Ich weiß nicht, wann ich mir mal eine komplette Runde des Masters angeschaut habe, aber das wollte ich sehen. Ich habe mir dazu ein paar Bierchen getrunken", hatte Norman erklärt. Anschließend schickte er seine Glückwünsche an den neuen Helden des Fünften Kontinents.
Mit dem Triumph beim US Masters stieg Adam Scott in die Reihe der ganz Großen auf, zur 17. Nummer eins der Golf-Geschichte aber wurde er auch durch Woods' Verletzung. "So ist nunmal das Punktesystem", sagte Scott, für den die Welt nun vollauf rosarot ist. Im Mai hatte er seine langjährige Freundin Marie Kojzar geheiratet. Sehr zum Bedauern der zahlreichen weiblichen Fans des smarten Aussies.