Martin Kaymers Augen funkeln. Enthusiasmus, Leidenschaft, Vorfreude - all das ist spür- und sichtbar, wenn Deutschlands Golfstar über die Faszination Ryder Cup spricht. "Die Atmosphäre", sagt der 29-Jährige, "ist dort einfach unfassbar. Es wird sehr laut werden - ein bisschen wie Golf im Fußballstadion."
Für den passionierten Anhänger des 1. FC Köln also eigentlich genau der richtige Rahmen, um auch bei seiner dritten Teilnahme Geschichte zu schreiben. "Ich freue mich so sehr darauf", sagte Kaymer, der seinen ganz eigenen Masterplan für den prestigeträchtigen Kontinentalkampf mit den USA besitzt. "Vor den ersten Duellen am Freitag muss man sich mal eine Stunde nehmen, um runterzufahren und nicht übermotiviert zu sein. Nur dann kann man das auch alles genießen."
Genossen hatte der ehemalige Weltranglistenerste in den vergangenen Tagen auch, um die Akkus für den Saisonhöhepunkt wieder aufzuladen.
"Ich sehe mich im Team mittendrin"
Deutsche Küche in seiner Heimat Mettmann, am Samstag noch ein Besuch des Oktoberfestes in München - Kaymer sieht sich für die Tage im schottischen Gleneagles bestens gerüstet. "Ich fühle mich gerade auf jeden Fall sehr gut und werde bei allen Einsätzen alles geben", sagte er.
Bislang steht allerdings nur fest, dass Kaymer wie jeder andere Spieler in einem der zwölf Einzel am Sonntag zum Einsatz kommen wird. Theoretisch könnte er am Wochenende bis zu fünf Partien absolvieren, als amtierender US-Open-Champion und Weltranglisten-Zwölfter wird er für Titelverteidiger Europa jedenfalls eine wichtige Rolle einnehmen - trotz bislang nur drei Siegen in sechs Ryder-Cup-Duellen.
"Ich sehe mich im Team mittendrin", sagte Kaymer. Er sei also weder ein "Haudegen, der die Mannschaft führt" noch ein "Rookie, auf den man die ganze Zeit schauen muss". Diese Position, versicherte Kaymer, sei genau die richtige für ihn.
"Das schweißt unheimlich zusammen"
Dass er mit großem Druck dennoch gut umgehen kann, bewies er vor zwei Jahren in Medinah. Kaymer, damals nicht in bester Verfassung, verbuchte für die Europäer den entscheidenden Punkt.
Als "beste Gefühle, die er auf dem Golfplatz jemals hatte", beschrieb der Rheinländer die damaligen Erlebnisse. Vielleicht auch als weitere Motivationsspritze ist seit kurzem wieder das bekannte Bild nach eben jenem entscheidenden Putt bei Facebook sein Profilfoto.
Überhaupt genießt Kaymer spätestens seit 2012 noch größeres Ansehen sowohl bei den Fans als auch bei seinen Mitspielern. "Wir haben immer eine Menge Spaß", sagt Kaymer über diverse Turniere, bei denen die Europäer häufig etwas zusammen unternehmen: "Das schweißt unheimlich zusammen."
Auch deshalb gehen die Europäer mit dem nordirischen Branchenprimus Rory McIlroy an der Spitze als Favoriten in das Duell mit den Amerikanern. "Wir wollen unseren Titel auf eigenem Boden auf jeden Fall verteidigen", sagte Kaymer selbstbewusst. Seinen Emotionen wird er jedenfalls so oder so freien Lauf lassen. "Das ist doch das Tolle am Ryder Cup - ein ganzer Kontinent jubelt oder leidet mit dir."
Martin Kaymer im Steckbrief