Nur Platz sechs statt eines möglichen Stechens, "nur" 301.447 Euro statt der 1,666 Millionen für den Sieger. Das traurige Finale eines Arbeitstages für den Gewinner von 2011.
"Das war an der 18 sehr unglücklich", sagte der ehemalige Weltranglistenerste Kaymer, "ich dachte, ich hätte die Entfernung gut eingeschätzt. Ich dachte, bei diesem Wind wäre es perfekt." War es aber nicht. Als der Ball immer weiter rollte und das Ziel immer deutlicher wurde, ging ein Raunen durch die Zuschauermenge.
"Ich nehme dennoch viel Positives mit. Es war eine gute Woche. Ich habe wirklich gut gespielt und habe noch zwei oder drei große Turniere vor mir", bilanzierte Kaymer, der ab Donnerstag bei der mit 7,0 Millionen Dollar dotierten Konkurrenz im türkischen Antalya an den Abschlag geht.
Kaymer hatte es selbst in der Hand
Dabei hatte Kaymer, als er das letzte Fairway entlangschritt, noch alles selbst in der Hand. Mit einem Birdie am Par-5-Schlussloch wäre der zweimalige Major-Gewinner in ein Play-off eingezogen. Doch nach dem Missgeschick schloss er die Runde mit einem Doppel-Bogey ab und lag mit 277 Schlägen drei Schläge hinter einem Spitzenduo, das ins Stechen musste.
Dies hatte der US-Profi Bubba Watson auf spektakuläre Weise noch erreicht, nachdem er zuvor mit einem Doppel-Bogey an der 16 schon geschlagen schien. Mit seinem zweiten Schlag an der 18 lag der zweimalige US-Masterschampion wenig aussichtsreich im Bunker, spielte den Ball aber von dort zum Eagle ins Loch. Mit einem Urschrei jubelte der Longhitter über seinen Kunstschlag.
Doch damit nicht genug. Auch im Stechen am gleichen Loch zeigte Bubba Watson die hohe Schule des Golf, nachdem er erneut aus dem Bunker spielen musste und einen langen Putt vor sich hatte. Sein Rivale Tim Clark aus Südafrika hatte am ersten Extra-Loch nur ein Par gespielt. Watson nutzte die Birdie-Chance, schob den Ball mit dem richtigen Tempo gefühlvoll ein.
Siem abgeschlagen
"Das war schon komisch", sagte Watson nach seinem dritten Saisonsieg, "der Bunkerschlag im Stechen war der gleiche wie zuvor." Dieser Sieg sei für ihn ein "ganz großer, denn ich wollte unbedingt einmal außerhalb der USA gewinnen", so der 36-Jährige aus Bagdad/Florida, für den es der insgesamt siebte Turniersieg war.
Keine Rolle spielte in Shanghai der zweite deutsche Starter. Der als frischgebackener Turniersieger angereiste Ratinger Marcel Siem belegte mit 293 Schlägen den 48. Platz. Der 34-Jährige hatte am vergangenen Sonntag ebenfalls in Shanghai das BMW Masters im Lake Malaren Club für sich entschieden. Es war Siems vierter Triumph auf der Europa-Tour.
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