Alex Cejka saß gedanklich schon im Flieger, als die wohl wundervollste Geschichte seiner langen Karriere ihren Lauf nahm. "Alles war gepackt. In Shorts und T-Shirt stand ich in der Kabine", sagte der 44 Jahre alte Golfprofi aus München: "Und nun bin ich hier und kann sagen, dass ich auf der US-Tour gespielt und sogar ein Turnier gewonnen habe. Das ist verrückt."
286 Mal hatte es der gebürtige Tscheche zuvor versucht, und natürlich musste er auch am Sonntag in Rio Grande/Puerto Rico ganz langen Atem beweisen. Fünf Profis nämlich lagen nach vier Runden gleichauf, als Einziger spielte Cejka ein Birdie am ersten Extra-Loch des Play-offs - das es nach Ansicht des Deutschen eigentlich hätte gar nicht geben dürfen.
"Die Chancen standen nun wirklich nicht gut", sagte Cejka, der sich schon mit einem dritten Platz angefreundet hatte. Emiliano Grillo aus Argentinien und US-Golfer Jon Curran jedoch patzten, spielten nur ein Bogey am letzten Loch und brachten ihren deutschen Kollegen damit mächtig in Zeitnot. "Ich konnte vor dem Stechen keine Übungsbälle mehr schlagen. Ich habe mir nur rasch frische trockene Kleidung angezogen", sagte Cejka. Der Rest ist Geschichte.
"Es war eine aufreibende Woche"
Cejka, der in Las Vegas wohnt und bislang viermal auf der Europa-Tour triumphiert hat, ist damit nach den beiden Major-Champions Bernhard Langer (Anhausen) und Martin Kaymer (Mettmann) der dritte Deutsche, der auf der US-Tour einen Sieg eingefahren hat.
"Der erste Erfolg ist immer der schwierigste", sagte er, "ich bin froh, dass es nun vorbei ist. Es war eine aufreibende Woche" - für die er fürstlich entlohnt wurde.
540.000 Dollar, umgerechnet rund 497.000 Euro, strich Cejka für seinen Premierensieg ein. Mit dem gesamten Saison-Preisgeld von mittlerweile mehr als 800.000 Dollar dürfte ihm die Tour-Karte für das kommende Jahr eigentlich nicht mehr zu nehmen sein. Und diese, das zeigen die vergangenen Jahre, ist für einen wie Cejka gar nicht so einfach zu ergattern.
Nach verletzungsbedingten Rückschlägen musste er in der Vorsaison den beschwerlichen Umweg über die zweitklassige Web.com-Tour nehmen. Die jungen Rivalen, laut Cejka "alle Anfang 20 und topfit", haben eine Quali für die PGA-Tour extrem erschwert. "Das war nicht leicht. Natürlich habe ich auch schon ein paar Gedanken an das Karriere-Ende verschwendet", sagte Cejka.
"Er verdient es wirklich"
Der Respekt der Kontrahenten war deshalb auch angesichts der Vorgeschichte äußerst groß. "Es freut mich riesig für ihn. Er ist schon so lange dabei und ein richtig guter Golfer. Er verdient es wirklich", lobte der geschlagene Sam Saunders, Enkel der US-Legende Arnold Palmer.
Als Sieger Cejka dann tatsächlich auf dem Weg zum Flughafen war, hatte er noch ein ganz anderes Problem zu lösen. Die Trophäe, ein gläsernes Ungetüm, musste ja irgendwie verstaut werden. "Aber jetzt", sagte Cejka, "bin ich erstmal nur glücklich, dass ich es geschafft habe."
In Weltrangliste stark verbessert
In der Weltrangliste hat er sich dank seines ersten Turniersieges um beachtliche 122 Plätze verbessert. Der 44-Jährige wird im Ranking mit 1,09 Durchschnittspunkten ab sofort an Position 163 geführt. An der Spitze liegt weiterhin der Nordire Rory McIlroy (11,32).
Bester Deutscher ist der zweimalige Major-Sieger Martin Kaymer (Mettmann/4,86), der durch seinen 31. Platz bei der World Golf Championship in Doral/Florida jedoch wieder aus den Top Ten rutschte und nun Zwölfter ist. Kaymer hatte Ende Februar nach knapp drei Jahren wieder zu den besten zehn Golfern gehört.
Die aktuelle Golf-Weltrangliste im Überblick