"Ich habe bereits am Morgen gesagt, dass ich etwas mehr Glück bei den Putts aus der Mitteldistanz brauche. Heute sind diese Putts gefallen", gab ein sichtlich zufriedener Martin Kaymer nach seiner 65 in Whistling Straits zu Protokoll: "Ich und Branden Grace haben uns gegenseitig gepusht. Er war zwischendurch etwas enteilt, doch ich habe nicht nachgelassen und bin weiter aggressiv auf die Birdies gegangen"
Kaymer und sein Flightpartner aus Südafrika spielten sich phasenweise in einen regelrechten Rausch und erzielten mit Ergebnissen von 65 beziehungsweise 64 die mit Abstand besten Tagesergebnisse. Die deutsche Nummer 1 startete dabei mit einem Birdie auf dem ersten Loch, musste sich aber lange gedulden, ehe sich auf den Löchern 8 und 10 die nächsten Schlaggewinne auf der Scorekarte abzeichneten.
Dann jedoch fielen die von Kaymer so lange ersehnten Bonusputts. An der 12 lochte der 30-Jährige aus zehn Metern zum Birdie. Auch an der der 14 und 16 konnte sich der Mettmanner verbessern, ehe er mit einem einem gelochten 15-Meter-Putt zum Birdie kurzfristig auf den geteilten zweiten Rang rückte.
Days Birdieserie ebnet Weg zur Spitze
Letztlich musste sich Kaymer gegenüber Grace knapp geschlagen geben, weil der Südafrikaner aus dem Bunker an der 18 zum Birdie und damit zum besten Tagesergebnis von acht unter Par einlochte. Selbiges wäre auch für Kaymer möglich gewesen, hätte er an der 14 nicht aus zwei Metern das Birdie vergeben.
Vor dem Finaltag hat der zweifache Majorsieger auf dem fünften Platz vier Schläge Rückstand auf den Australier Jason Day. Der 27-Jährige setzte sich mit einer starken 66er Runde bei 15 unter Par an die Spitze des Feldes.
Nach einem holprigen Start mit drei Birdies und zwei Bogeys auf den ersten fünf Löchern nahm Day ab der 9 das Heft des Handelns in die Hand und spielte innerhalb der nächsten sechs Löcher sensationelle vier Birdies und ein Eagle an Loch 11. Nach einem verpatzten Bunkerschlag an Loch 15 fiel Day zwischendurch mit einem Double Bogey zurück, hatte aber mit einem Birdie auf der schwierigen 17 umgehend die richtige Antwort parat.
Spieth fängt Feuer auf den Back Nine
Gemeinsam mit dem Australier wird Jordan Spieth am Sonntag als letzter Spieler den ersten Abschlag betreten. Der Amerikaner eröffnete wie Kaymer mit einem Birdie an der 1, aber musste in der Folge eine lange Durststrecke hinnehmen. Erst auf den Back Nine fing Spieth Feuer und konnte mit sechs Birdies auf den letzten neun Löchern - drei davon sogar auf den enorm schwierigen Schlusslöchern 16,17 und 18 - die starke Konkurrenz beeindrucken.
Spieth hat nach seiner 65er Runde zwei Schläge Rückstand auf Jason Day und kann als dritter Spieler der Neuzeit nach Tiger Woods und Ben Hogan drei Majortitel innerhalb einer Saison erringen. Hinter dem Amerikaner zählen Justin Rose und Branden Grace bei 12 unter Par zu den ärgsten Verfolgern des Australiers. Die Überraschungsmänner der zweiten Runde, Matt Jones und David Lingmerth, mussten ihren Nerven Tribut zollen und fielen mit Runden von 73 und 75 wohl entscheidend zurück.
Marcel Siem erlaubte sich an einem insgesamt starken Moving Day zu viele Fehler und fiel mit einer 73er Runde bei mageren drei Birdies, zwei Bogeys und einem Double Bogey um 21 Ränge auf den geteilten 36. Rang zurück.
Geschichte wiederholt sich
Der dritte deutsche im Feld, Alex Cejka, hatte sich am Donnerstag am Knöchel verletzt und musste bereits am Freitag auf einen Start verzichten. Der Österreicher Bernd Wiesberger verpasste wie Superstar Tiger Woods den Cut. Titelverteidiger Rory McIlroy liegt nach einer 68 am Samstag bei einem Spielstand von -6 abgeschlagen im Mittelfeld.
Martin Kaymer geht morgen ab 20:27 Uhr gemeinsam mit Tony Finau im drittletzten Flight in die Finalrunde. Marcel Siem wird circa drei Stunden vorher gemeinsam mit Nick Watney in den Sonntag starten.
Der Amerikaner führte während der ersten PGA Championship in Whistling Straits vor dem Schlusstag mit vier Schlägen Vorsprung auf Martin Kaymer. Der Deutsche hatte am Moving Day mit einer 67 die beste Runde der Woche gespielt und am sich darauf am Sonntag im Stechen den ersten Majortitel seiner Karriere gesichert. Die Parallelen zu 2010 sind offensichtlich - nun liegt es an Kaymer.
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