Die besten Golfer der Welt machen erneut einen Bogen um Deutschland: Im Ringen um den traditionsreichen Ryder Cup ist die deutsche Bewerbung für die Austragung im Jahr 2022 leer ausgegangen.
Bad Saarow vor den Toren Berlins zog gegen Rom den Kürzeren. Alle Anstrengungen der Organisatoren, eine Steuerbefreiung durch die Politik und tatkräftige Unterstützung von Großsponsor BMW - alle Maßnahmen im Kampf um das weltweit nach Fußball-WM und Olympia medienträchtigste Sportevent liefen ins Leere.
"Natürlich sind wir enttäuscht, wir hatten in allen Bereichen eine vernünftige, ausgewogene und nachhaltige Bewerbung abgegeben", sagte Bewerbungschef Marco Kaussler dem SID. Erst im Januar wird die Ryder Cup Limited ihre Gründe für die Entscheidung mitteilen. "Dann werden wir analysieren. Noch ist es zu früh, über eine erneute Bewerbung für das Jahr 2026 zu entscheiden."
Claus M. Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes, gab sich jedoch kämpferisch: "Für den DGV ist dieses Kapitel längst nicht abgeschlossen. In der Bewerbungsphase haben wir in vielen Veranstaltungen und Gesprächen eine Basis gelegt, auf der sich der Golfsport in Deutschland positiv weiterentwickeln kann. Daran gilt es, jetzt anzuknüpfen."
Auch Deutschlands Golf-Star Martin Kaymer zeigte sich enttäuscht: "Leider wird es jetzt für mich ein unerfüllter Traum bleiben, Deutschland, Europa und alles was zum Ryder Cup gehört in meinem Heimatland repräsentieren zu dürfen", schrieb der frühere Weltranglistenerste bei Facebook: "Es wäre höchstwahrscheinlich ein unbeschreibliches Gefühl gewesen, die gesamte Faszination des Ryder Cups in Deutschland mit allen deutschen Fans teilen zu dürfen."
Österreich und Spanien scheitern ebenfalls
Die zwölf besten Golfer aus Europa spielen damit in sieben Jahren im Marco Simone Golf and Country Club vor den Toren Roms gegen die US-Konkurrenz. Das A-Rosa-Resort am Scharmützelsee im brandenburgischen Bad Saarow ging ebenso leer aus wie die Kampagnen aus Österreich und Spanien. Im Rennen um die Austragung 2018 hatte Deutschland bereits den Kürzeren gegen Paris gezogen.
"Keine Frage, dass die Ewige Stadt Rom eine wundervolle Kulisse für eines der größten Golf-Ereignisse bieten wird", sagte Keith Pelley, der neue European-Tour-Chef und damit auch starke Mann von Ryder Cup Europe. Er lobte die "kühne und ehrgeizige" italienische Bewerbung.
Im ersten Anlauf war Deutschland 2011 trotz des großen Einsatzes von Golf-Idol Bernhard Langer als Frontmann gescheitert. Im Kampf um die Ausrichtung 2018 gab es eine herbe Pleite, ohne die finanzielle Rückendeckung von Bund und Land war die Bewerbung gegen Frankreich chancenlos.
Hoffnungen wegen Steuerbefreiung
Für die aktuelle Kampagne allerdings hatte Berlin seine Unterstützung in Form einer Steuerbefreiung zugesagt. Umso größer waren diesmal die deutschen Hoffnungen, zumal sich auch European-Tour-Geldgeber BMW für die Anlage in Bad Saarow, die vom sechsmaligen Major-Gewinner Sir Nick Faldo gestaltet wurde, stark gemacht hat. Noch am vergangenen Donnerstag soll Pelley laut Süddeutsche Zeitung der BMW-Zentrale in München einen Besuch abgestattet haben - der dann offensichtlich nicht nach Wunsch verlief.
Erneut hofften die deutschen Golf-Größen um Martin Kaymer, 2012 nach seinem entscheidenden Put Europas Ryder-Cup-Held, vergeblich auf die riesige Konjunktur-Spritze für ihren Sport in der Heimat. Eine weitere Gelegenheit ist verstrichen, Golf der deutschen Öffentlichkeit noch näher zu bringen - unter anderem auch Wolfgang Schäuble.
Der Finanzminister hatte eine Steuerbefreiung zunächst mit dem Argument abgelehnt, Golf sei eine "Randsportart, die lediglich von einer Minderheit betrieben wird".
Die nackten Zahlen sprechen eine andere Sprache. Der DGV war 2014 mit 637.735 Mitgliedern der zehntgrößte deutsche Sportverband. In den Top 50 lagen insgesamt 22 olympische Fachverbände hinter dem DGV. "Deutschland hat erkannt, welchen Stellenwert und welch positive Effekte der Ryder Cup hat", sagte Kaussler - doch Ryder Cup Europe spielte erneut nicht mit.
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