Und plötzlich stand er da - Michael Jordan. Der sechsmalige NBA-Champion trug eine US-Mütze auf dem Kopf, hatte sich in den Anzug des US-Ryder-Cup-Teams geworfen, paffte genüsslich an seiner Zigarre und leistete seinen Landsleuten moralischen Beistand.
Mit Erfolg: Die Truppe von Captain Davis Love III drehte nach den Foursomes am Samstagvormittag am Nachmittag in den Fourballs auf und ist dem ersten Ryder-Cup-Triumph seit 2008 plötzlich ganz nah. Team USA erzielte drei Punkte im Bestball.
"Alle haben einen hervorragenden Job gemacht. Alle sind jetzt zuversichtlich, alle wollen spielen", sagte Love. "Jetzt sind wir dran. Wir werden Gas geben", wollte der Engländer Justin Rose die Flinte noch nicht ins Korn werfen.
McIlroy und Pieters siegen
Ohnehin hatten die klassischen Vierer am Morgen, bei denen Captain Darren Clarke auf Kaymer verzichtete, gut begonnen für Europa. 2,5 zu 1,5 - nur noch ein Punkt Rückstand im Vergleich zum 3:5 nach dem ersten Tag.
Am Nachmittag ragten gleich zu Beginn der Nordire McIlroy und vor allem der belgische Ryder-Cup-Rookie Pieters heraus, die sich gegen Dustin Johnson und Brooks Koepka mit 3 und 1 durchsetzten. Anschließend lieferten sich die beiden Engländer Danny Willett und Lee Westwood einen heißen Tanz mit J.B. Holmes und Ryan Moore, das die Europäer letztlich mit 1 down verloren.
Kaymer kassiert die nächste Pleite
Nun griff endlich Kaymer ein. Wie schon am Freitagmorgen trat der 31-Jährige gemeinsam mit Sergio Garcia aus Spanien an. Diesmal aber eben nicht im klassischen Vierer, sondern im Vierball-Bestball-Format.
Die Gegner hießen Phil Mickelson und Matt Kuchar. Kaymer und Garcia spielten zwar nicht schlecht, liefen aber trotzdem früh einem Rückstand hinterher. Mickelson blieb schließlich cool und versenkte den entscheidenden Schlag zum 2 und 1 für die Amerikaner. Damit blieb Kaymer auch in seinem dritten Einsatz ohne Punkt.
Mit dem gleichen Ergebnis unterlagen zum Abschluss auch Rose und Henrik Stenson (Schweden) gegen Patrick Reed und Jordan Spieth. Reed spielte überragend und kam am Nachmittag auf acht Birdies und ein Eagle.
"Wir müssen richtig hart arbeiten"
Die drei Punkte Rückstand sind in den zwölf einzeln am Sonntag natürlich aufholbar. Man muss dabei nur an das Wunder von Medinah 2012 denken. Damals gingen die US-Boys mit einer 10:6-Führung in den letzten Tag und verloren am Ende noch mit 13,5:14,5.
"Wir müssen richtig hart arbeiten", sagte Clarke: "Wir haben eine große Aufgabe vor uns. Aber diese Kerle sind in der Lage, das zu schaffen."
Europa genügen als Titelverteidiger 14 der insgesamt 28 zu vergebenen Punkte zum Sieg, die USA als Herausforderer benötigen mindestens 14,5 Zähler - folglich fünf Punkte aus den zwölf Spielen Mann gegen Mann. Hier erhält Kaymer seine vierte und letzte Bewährungschance: Der ehemalige Weltranglistenerste tritt im vorletzten Paar gegen Matt Kuchar an.
Die Einzel am Sonntag:
Patrick Reed - Rory McIlroy
Jordan Spieth - Henrik Stenson
J.B. Holmes - Thomas Pieters
Rickie Fowler - Justin Rose
Jimmy Walker - Rafa Cabrera Bello
Phil Mickelson - Sergio Garcia
Ryan Moore - Lee Westwood
Brandt Snedeker - Andy Sullivan
Dustin Johnson - Chris Wood
Brooks Koepka - Danny Willett
Matt Kuchar - Martin Kaymer
Zach Johnson - Matt Fitzpatrick
Die Golf-Weltrangliste