Im Moment des historischen Triumphes nahm Phil Mickelson seinen Bruder und Caddie Tim so fest in die kräftigen Arme, dass einem dieser schon fast leid tun konnte. Es war ein Moment der puren Freude auf dem 18. Grün und ein denkwürdiger dazu. Mit seinem überraschenden Erfolg bei der 103. US PGA Championship in Kiawah Island wurde der 50-Jährige zum ältesten Major-Sieger der Golf-Geschichte.
"Ich glaube nicht, dass ich jemals eine solche Erfahrung gemacht habe, danke dafür", sagte Mickelson, als er die Wanamaker-Trophäe entgegennahm: "Das ist ein unglaubliches Gefühl." Er habe aber geglaubt, dass es möglich sei, "obwohl eigentlich alles dagegen sprach". Der Altersrekord war älter als er selbst: Sein Landsmann Julius Boros hatte im Jahr 1968 die PGA Championship als 48-Jähriger gewonnen.
Es war Mickelsons zweiter Sieg bei der PGA Championship nach 2005 und sein sechster insgesamt bei den Majors. Dort war er zuletzt 2013 bei der British Open erfolgreich. Zweimal noch gewann er danach ein Turnier auf der US-Tour, 2018 und 2019. Eigentlich galt er schon als eine Art Auslaufmodell, spielt seine erste Saison auf der Champions Tour für die "Ü50"-Senioren. In der Weltrangliste rutschte Mickelson auf Platz 115 ab. Dort wird er nach seinem Coup nun wieder auf Rang 32 geführt.
Auf der "Ü50"-Tour feierte er zwei Saisonsiege, auf der großen Tour traute ihm kaum jemand noch einen großen Coup zu. Doch weit gefehlt. Mickelson fand seinen Weg zurück. Der einst tapsige Bär mit Übergewicht krempelte auf medizinischen Rat sein Leben um. "Der Arzt sagte mir vor zehn Jahren, mein Immunsystem sei aus der Balance", berichtete Mickelson, "seitdem trinke ich den ganzen Tag Kaffee."
Mickelson mit Diät zurück an die Spitze
Den vertreibt er mit Trainer-Guru Dave Philipps inzwischen selbst. "Coffee For Wellness" heißt das natürliche Produkt, der "wohlschmeckendste und leistungsstärkste der Branche". Zudem fastet Mickelson seitdem. "Das ist ein wichtiger Teil, mich schneller zu erholen. Ich habe mehr Energie für den Tag. Ich war seitdem nicht einen Tag krank", berichtet der Linkshänder, der mehr als 20 Kilogramm abnahm.
Diese Fitness benötigte Mickelson "light" auf dem Monsterkurs dringend. Auf der zweiten Runde hatte er sich an die Spitze des Leaderboards gesetzt, auf einem Platz, der die 156 Teilnehmer an ihre Grenzen führte. Direkt an der windigen Atlantikküste gelegen, war es mit 7201 Metern der längste der Major-Historie.
Mickelson trotzte den Gegebenheiten am besten, der von vielen erwartete Einbruch blieb aus, am Ende siegte er mit 282 Schlägen und zwei Vorsprung vor seinem US-Landsmann Brooks Koepka und dem Südafrikaner Louis Oosthuizen. "Ich hoffe, das ist für andere eine Inspiration. Man muss an seinen Fähigkeiten arbeiten, aber bei Gott: Das ist es wert", sagte Mickelson nach seinem 45. Tour-Sieg, der ihm mit einem Scheck über 1,7 Millionen Euro versüßt wurde.
Martin Kaymer (Mettmann) war bei dem Turnier zum dritten Mal in Folge und zum siebten Mal insgesamt am Cut nach zwei Runden gescheitert. Der 36-Jährige hatte bei seiner 13. Teilnahme die Qualifikation für das Wochenende um drei Schläge verpasst.