Von wegen kühle Hanseaten: Als Mannschaftskapitän Guillaume Gille den HSV-Fans mit einem Urschrei die Meisterschale entgegenreckte, hatten sich die neuen deutschen Handball-Meister längst als norddeutsche Feierbiester entpuppt. Neun Jahre hatte man an der Elbe auf diesen Triumph warten müssen, entsprechend ausgelassen war die Stimmung nach dem 38:33 (19:15)-Sieg gegen den TBV Lemgo auch bei den 13.296 Zuschauern in der zum wiederholten Male ausverkauften Arena.
Dass der Titelgewinn seit drei Wochen feststand und an gleicher Stelle bereits gebührend gefeiert worden war, war Pascal Hens und Co. völlig egal. "Als ich die Schale in der Hand hatte, war das dann doch noch etwas ganz Spezielles", berichtete Stefan Schröder, der zu den ausgelassensten Jublern gehörte.
Trainer nach Triumph ins Management
Den Ton gab allerdings der Kapitän an, Gille enterte übermütig das Handballtor vor der Fankurve und wagte sogar ein kleines Tänzchen auf der Querlatte. Nur Trainer Martin Schwalb, obwohl von den Anhängern leidenschaftlich bejubelt, hielt sich von allzu großer Ausgelassenheit ein wenig fern. Schließlich ist die Meisterschaft für den Ex-Nationalspieler gleichbedeutend mit einem neuen beruflichen Lebensabschnitt.
Der Meistercoach rückt in die Geschäftsführung des HSV ein und wird wohl auch das Präsidentenamt von Andreas Rudolph übernehmen. Und so schloss Schwalb bei seinen Belobigungen den gesamten HSV-Stab mit ein: "Nicht nur das Team, auch die medizinische Abteilung und die Geschäftsstelle haben viel geleistet und werden jetzt dafür belohnt."
Hamburg wird zur Partymeile
Doch speziell die Handball-Profis haben so richtig Geschmack am Feiern gefunden, und so geht der Jubelmarathon in den nächsten Tagen munter weiter. Nach dem letzten Bundesligaspiel am Samstag (16.30 Uhr) bei HBW Balingen-Weilstetten sind die Räumlichkeiten in einem Hamburger Trendhotel für eine weitere Sause im kleinen Kreis bereits reserviert.
Krönender Abschluss soll dann am Sonntagmittag ein Empfang im Rathaus der Hansestadt sein, zu dem Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz geladen hat. Zur Präsentation der Meisterschale auf dem Rathausmarkt werden mehrere Tausend Fans erwartet.
Dann wird auch die ganz persönliche Auszeit von Klubboss Rudolph, dessen Millionenspritzen den HSV-Erfolgsweg maßgeblich geebnet haben, zu Ende gehen. Der vielgefragte Unternehmer wollte sich bis dahin aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückziehen: "Ab jetzt bin ich für's Erste nur noch privat."
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