Nielsen belastet Schwenker und Serdarusic

SID
Jesper Nielsen, Gesellschafter der Rhein Neckar-Löwen, sagte als Hauptbelastungszeuge aus
© Getty

Jesper Nielsen sagte stundenlang aus - Uwe Schwenker schüttelte nur den Kopf. Im spektakulären Prozess um angebliche Schiedsrichterbestechung im Handball wiederholte Nielsen, Gesellschafter der Rhein Neckar-Löwen, am Mittwoch als Hauptbelastungszeuge vor dem Kieler Landgericht seine Vorwürfe und belastete die Angeklagten schwer.

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Sowohl Schwenker, ehemaliger Manager des THW Kiel, als auch Ex-Trainer Zvonimir Serdarusic hätten ihm gegenüber die Manipulation des Final-Rückspiels der Champions League 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt zugegeben.

Allerdings schoben sich die Angeklagten laut Nielsen die Verantwortung dafür gegenseitig in die Schuhe: "Ich war verwirrt, weil der eine sagte, dass es der war. Und der andere sagte, dass es der war."

Konkret standen in dem mit Medienvertretern und Zuschauern prall gefüllten Gerichtssaal zwei Daten im Mittelpunkt. Am 1. Februar 2009, dem Tag des Endspiels der Weltmeisterschaft in Zagreb, habe Nielsen von Löwen-Manager Thorsten Storm die mehrfach bestätigte Information erhalten, dass der THW Kiel vor dem Spiel gegen Flensburg-Handewitt die polnischen Schiedsrichter bestochen habe.

Am Abend sei Nielsen dann von Schwenker zu einem Gespräch in einem Hotel in Zagreb gebeten worden, wo dieser die Bestechung zugegeben haben soll.

Bestechung als regelmäßiges Vorkommnis?

"Schwenker wusste schon, dass ich Bescheid weiß. Er sagte: 'Das ist das Werk von Noka Serdarusic' und dass 'Balkan-Leute' sich um die 'Absicherung' des Spiels gekümmert hätten", berichtete Nielsen. Woher Storm die Informationen erhalten hatte, konnte Nielsen in den Augen der Verteidigung jedoch nicht plausibel erklären.

Serdarusic habe Nielsen dagegen in einem Gespräch am 11. Februar in Kiel versichert, dass "es das Werk von Schwenker" sei. Zudem habe Serdarusic gesagt, "dass sich Schwenker als Handball-Manager unsterblich machen wollte".

Bei diesem Gespräch, bei dem laut Nielsen auch Storm und später unter anderem auch die Profis Nikola Karabatic und Vid Kavticnic anwesend waren, habe der Gesellschafter der Löwen Kontoauszüge gesehen, die ihm Serdarusic als Beweise präsentiert habe. Nach Angaben Nielsens habe der ehemalige Trainer des THW Schiedsrichter-Bestechung als regelmäßiges Vorkommnis in der Champions League beschrieben. Die Bundesliga sei davon aber nicht betroffen gewesen.

Die Schwenker-Anwälte Michael Gubitz und Gereon Wolters sahen am zweiten Prozesstag keine weiteren belastenden Fakten gegen ihren Mandanten. "Außer, dass sich der Zeuge in einige Widersprüche verstrickt hat, gab es kaum etwas Neues. Es ist nur verwunderlich, dass der Zeuge von der größten Erschütterung seiner Handball-Welt berichtet, sich dann aber an keine Details erinnern kann", sagte Wolters.

Urteil erst 2012

Die beiden Angeklagten und auch die polnischen Schiedsrichter der Partie bestreiten jegliche Manipulation. Konkret geht es um den Vorwurf, dass Schwenker und Serdarusic die Referees bestochen haben sollen. 92.000 Euro sollen über einen kroatischen Mittelsmann an die Unparteiischen geflossen sein. Zusätzlich soll Schwenker, so die Anklage, eine THW-Bilanz für das Geschäftsjahr 2007 gefälscht haben.

Schwenkers Anwälte betrachten die Anschuldigungen gegen ihren Mandanten als haltlos und werfen Nielsen stattdessen Erpressung vor. Er habe die Vorwürfe nur erfunden, um Karabatic und Kavticnik preiswert nach Mannheim holen zu können. Der THW Kiel verlangte eine Ablöse in Höhe von drei Millionen Euro für die beiden Profis, die 2009 nach Montpellier wechselten.

Der Prozess wird Handball-Deutschland noch einige Monate beschäftigen. Der Vorsitzende Richter kündigte an, dass voraussichtlich erst 2012 ein Urteil zu erwarten ist.

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