SPOX: Herr Dujshebaev, Wetzlar hat Ihren ehemaligen Spieler Ivano Balic verpflichtet. Sind Sie überrascht?
Talant Dujshebaev: Ich bin sehr überrascht, weil ich von nichts wusste. Ich habe gedacht, er würde aufhören. Es ist eine gute Nachricht, dass ein so unglaublicher Spieler weitermacht. Für die Zuschauer in der Bundesliga wird das sehr schön.
SPOX: Allerdings ist Balic mittlerweile 34 Jahre alt. Hat er noch immer die Qualität, um die HSG spielerisch wirklich vorwärts zu bringen?
Balic-Vorstellung in Wetzlar: "Freue mich, hier zu sein"
Dujshebaev: Natürlich! Da bin ich mir zu 100 Prozent sicher. Er ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber wenn er in guter körperlicher Verfassung ist, dann ist er noch immer kaum zu stoppen.
SPOX: Balic gilt als nicht immer einfach. Ihm wurde auch schon unterstellt, eine Diva zu sein. Wie haben Sie ihn erlebt?
Dujshebaev: Er ist keine Diva, das ist totaler Quatsch - ganz im Gegenteil. Bei uns in Madrid hat er sich sehr gut integriert. Von der Leistung und vom Charakter her war ich immer sehr zufrieden mit ihm, er hat in jedem Training alles gegeben. Ich kann wirklich nichts Schlechtes über ihn sagen.
SPOX: Aber so ganz gut lief es für Balic in Madrid zumindest am Anfang nicht, oder?
Dujshebaev: Das lag aber daran, dass er 2012 wegen Olympia keine vernünftige Vorbereitung und Probleme mit dem Rücken hatte. Als er dann fit wurde, war er unglaublich.
SPOX: Madrid war ein Spitzenklub, Wetzlar ist es nicht. Balic wird in ein ganz anderes Mannschaftsgefüge hineinkommen. Birgt das nicht auch Gefahren?
Dujshebaev: Das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Er wird am Anfang wahrscheinlich ein wenig Probleme mit der Kultur und der Sprache haben. Aber wie gesagt: Als er von Zagreb nach Madrid kam, hat er sich schnell und gut integriert.
SPOX: Balic ist einer der absoluten Topspieler der vergangenen Jahre. Was macht ihn Ihrer Meinung nach so besonders?
Dujshebaev: Es sind seine Pässe an den Kreis, die sind einfach unglaublich. Es ist wirklich schade, dass ich in Madrid nicht länger als eine Saison mit ihm zusammenarbeiten konnte.
SPOX: Schuld war die Insolvenz von Madrid, die auch Sie nach sechs Jahren als Spieler und acht Jahren als Trainer bei Atletico beziehungsweise Ciudad Real arbeitslos gemacht hat. Wissen Sie schon, wie es für Sie weitergeht?
Dujshebaev: Ich weiß es noch nicht, wahrscheinlich mache ich zumindest bis Ende 2013 Pause.
SPOX: Aber Angebote gibt es doch sicher, oder?
Dujshebaev: Ja, die gibt es. Bisher gab es zwar finanziell ganz gute Angebote, aber sportlich waren die nicht 100 Prozent so, wie ich mir das vorstelle. Aber ich muss sagen, dass ich auch so derzeit ganz zufrieden bin. Ich kann mal ein bisschen abschalten.
SPOX: Gab es auch Angebote aus Deutschland?
Dujshebaev (lacht): Das sage ich Ihnen nicht.
SPOX: Aber Sie haben bereits mehrmals gesagt, wie sehr Sie die Bundesliga reizen würde. Als Spieler waren Sie in Nettelstedt und Minden, als Trainer noch bei keinem HBL-Klub.
Dujshebaev: Das stimmt. In meinen Gedanken ist die Bundesliga aktuell die Nummer eins. Das heißt aber überhaupt nicht, dass für mich nicht auch ein Trainerjob in einem anderen Land in Frage kommen würde. Ich will aber auf jeden Fall bei einem Verein arbeiten, mit dem ich auch in der Champions League angreifen kann.
SPOX: Können Sie sich auch vorstellen, eine Nationalmannschaft zu übernehmen?
Dujshebaev: Das kann ich mir auch vorstellen. Ich war mit verschiedenen Verbänden im Gespräch, bisher hat es aber nicht gepasst. Aber ich bin bereit.