Der THW Kiel steht wieder einmal an der Spitze und startet voller Selbstvertrauen in die Jagd nach dem 19. Titel, doch Bundestrainer Martin Heuberger erwartet zum Auftakt in die zweite Saisonhälfte einen spannenden Kampf um die Entscheidung in der Handball-Bundesliga. "Wer auf die Tabelle schaut, sieht noch fünf Mannschaften, die deutscher Meister werden können - obwohl ich einen kleinen Vorteil für den THW Kiel sehe", sagte Heuberger: "Das wird eine harte Konkurrenz."
Die Dominanz der Kieler unter Trainer Alfred Gislason ist in dieser Saison nicht so erdrückend wie vielleicht in den Vorjahren. Die Norddeutschen haben "nur" zwei Punkte Vorsprung auf den ärgsten Verfolger und Dauerrivalen SG Flensburg-Handewitt, doch die Rhein-Neckar Löwen und Champions-League-Sieger HSV Handball hecheln bereits fünf Zähler hinterher. Die Füchse Berlin liegen sechs Punkte im Hintertreffen und haben kaum noch Chancen, Kiel unter Druck zu setzen.
"Wollen jedes Spiel gewinnen"
Der Serienmeister will seine Ausnahmestellung mit aller Macht untermauern - daran besteht kein Zweifel. "Wir schauen nicht auf die Tabelle und wollen auch keine Rechenspiele anstellen", sagte Nationalspieler Dominik Klein vor der Partie beim Altmeister VfL Gummersbach: "Wir sind der THW Kiel und wollen einfach jedes Spiel gewinnen."
Nur die Müdigkeit und die vielen Spiele könnten die Kieler vielleicht noch stoppen und Spannung in den Titelkampf bringen, glaubt Heuberger. In der heißen Phase sei es "entscheidend, wer nach der EM-Belastung das Gesamtpaket aus Bundesliga und internationalen Aufgaben am besten verkraftet".
Die Kieler haben nach der kräftezehrenden Europameisterschaft und dem All-Star-Game wohl die meisten Wunden zu lecken, und so steigt bei der Konkurrenz doch noch einmal die Hoffnung, oben angreifen zu können. "Die Jungs haben die EM gut überstanden", sagte HSV-Trainer Martin Schwalb: "Jetzt müssen wir aber im Kopf umswitchen." Und auch Flensburgs Coach Lubomir Vranjes ist froh, dass ihm alle Stars zur Verfügung stehen: "Die Spieler sind ohne größere Verletzungen von der EM zurück."
Dominant wie Bayern München
Gislason weiß, dass er sich besonders in kniffligen Situationen immer auf sein Team verlassen kann. Nur die dünne Personaldecke bereitet dem Isländer auf dem Weg zum dritten Titel in Serie einige Sorgen. "Wir agieren nur mit einer eingespielten ersten Sieben. Verletzungen können uns daher sehr schnell aus dem Rhythmus bringen", sagte Gislason. Für die kommende Saison hat der Branchenführer deshalb schon einmal vorgesorgt und den frisch gekürten Welthandballer Domagoj Duvnjak (HSV) sowie Steffen Weinhold (Flensburg) von der aufkommenden Konkurrenz gekauft.
Damit könnte die Dominanz der Kieler im nächsten Jahr - ähnlich wie beim FC Bayern im Fußball - erdrückende Züge annehmen. Doch bis zum Sommer wird noch einmal zur Zebra-Jagd geblasen. "Der Titel beflügelt mich jetzt hoffentlich nochmal", sagte Welthandballer Duvnjak: "Mit viel Schwung geht es jetzt weiter."
Der THW Kiel im Überblick