Oliver Roggisch macht den Handball-Bierhoff: Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft wird im Sommer seine aktive Karriere beenden, dem DHB aber als eine Art Teammanger erhalten bleiben. "In den letzten Monaten war ich öfter beim Arzt als in der Trainingshalle.
Der Körper spielt nicht mehr so mit", begründete der 35-Jährige am Dienstag in Mannheim seinen Schritt: "Ab Sommer sehe ich mich als Bindeglied zwischen Mannschaft und den Verantwortlichen. Kommunikation ist ja meine Stärke."
In ähnlicher Funktion wie beim DHB wird Roggisch, der bei den WM-Qualifikationsspielen im Juni gegen Polen zum letzten Mal für Deutschland auflaufen will, ab Sommer auch für seinen Klub arbeiten. Ursprünglich lief der Vertrag des Abwehrchefs beim Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen noch bis 2015.
Wie genau die Arbeit des Weltmeisters von 2007 beim DHB und bei den Löwen aussehen wird, soll in den kommenden Monaten definiert werden.
Der Leuchtturm
"Oliver ist nicht nur sportlich ein Leuchtturm, er ist auch eine große Führungspersönlichkeit. Er soll zum Bindeglied zwischen Mannschaft und Präsidium werden" sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer: "Er soll uns unverblümt sagen, wo der Schuh drückt. Wie das konkret aussehen wird, wie sein genaues Aufgabenfeld sein wird, werden wir mit 'Learning by Doing' erarbeiten."
Laut Bauer wird Roggisch, der schon vor den Partien gegen Polen am 25. Mai bei einem Abschiedsspiel zwischen der Nationalmannschaft und den Löwen in Mannheim für über 200 Länderspiele geehrt wird, dem DHB auch als Repräsentant dienen. Fans und Sponsoren sollen durch den Publikumsliebling, der am 15. März 2002 sein Debüt im deutschen Trikot gefeiert hatte, gebunden werden.
Nach Ansicht von Bundestrainer Martin Heuberger ist die zukünftige Rolle Roggischs seinem Kapitän auf den Leib geschneidert. "Er kann weiter die Leitfigur für unsere junge Mannschaft sein und ihr seine Erfahrung mit auf den Weg geben", sagte der Coach: "Der DHB und ich werden von ihm profitieren."
Über 400 Spiele in der Bundesliga
Roggisch selbst hofft, dass die Nationalmannschaft zunächst noch einmal von seinem Können als Spieler profitiert. "Die Qualifikationsspiele sind vielleicht die wichtigsten Spiele in meiner internationalen Karriere. Da werde ich nochmal alles aus mir rausholen. Ein bisschen auf die Zähne beißen kann ich noch", sagte Roggisch, der für den TuS Schutterwald, Frisch Auf Göppingen, TUSEM Essen, den SC Magdeburg und die Löwen über 400 Bundesliga-Partien bestritten hat.
Roggischs alter Weggefährte Stefan Kretzschmar wünschte dem Kreisläufer via Twitter schon mal Glück "für das Leben danach". Nach Ansicht von Löwen-Manager Thorsten Storm hat Roggisch aber gar kein Glück nötig: "Er konnte schon immer mit seiner Eloquenz überzeugen und wird - wie schon jetzt auf dem Feld - unsere Allzweckwaffe sein."
In der Tat erinnert Roggisch mit seiner charmanten, intelligenten Art und seinem sicheren öffentlichen Auftreten schon jetzt an Oliver Bierhoff, der die deutschen Fußballer als Teammanager begleitet. Laut DHB-Vizepräsident Bob Hanning wird Roggisch deshalb "in mehrfacher Hinsicht eine wunderbare Ergänzung" für den Verband sein.
Oliver Roggisch im Steckbrief