Den heftigen Attacken auf DHB-Vizepräsident Bob Hanning folgte das Machtwort vom Liga-Boss. "Ihn jetzt öffentlich an den Pranger zu stellen, ist völlig indiskutabel. So etwas macht man nicht, das ist ungerecht", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann wies die öffentliche Kritik an Hannings Doppelfunktion als Chef der Schiedsrichter-Kommission und Manager von Pokalsieger Füchse Berlin entschieden zurück.
"Bob Hanning nimmt als Vorsitzender der Kommission nur den Auftrag wahr, den wir ihm einstimmig gegeben haben", sagte Bohmann. Der Liga-Chef gab sich alle Mühe, den neuerlichen Brandherd zu löschen, bevor er im deutschen Handball weiteren Schaden anrichtet. Gut möglich aber, dass der seit Wochen schwelende Konflikt schon bald wieder aufbricht. Bohmann kündigte an, die Causa Hanning für die nächste HBL-Präsidiumssitzung am 15. Mai auf die Agenda zu nehmen.
Beeinflussung von Unparteiischen
Spätestens dann werden sich wohl auch die beiden Bundesliga-Manager Dierk Schmäschke (SG Flensburg-Handewitt) und Axel Geerken (MT Melsungen) erneut zu Wort melden. Sie hatten Hanning zuletzt indirekt eine Beeinflussung der Unparteiischen vorgeworfen und ihn öffentlich aufgefordert, entweder den Vorsitz der Schiedsrichter-Kommission des DHB mit sofortiger Wirkung niederzulegen oder seinen Betreuerplatz auf der Füchse-Bank zu räumen.
"Was bisher hinter vorgehaltener Hand leisetretend diskutiert wurde, muss einmal offen auf den Tisch. Dazu gibt es ja auch den Ehrenkodex des DHB", hatte Flensburgs Geschäftsführer Schmäschke gesagt. Und Melsungens Manager Geerken monierte: "Bob Hanning ist doch nicht gezwungen, sich als Offizieller auf die Bank der Berliner Füchse zu setzen und dadurch eine ohnehin problematische Doppelfunktion auch noch ständig offenkundig zu machen."
Zeitpunkt der Kritik
"Ich verstehe den Zeitpunkt der Kritik nicht", sagte Bohmann nun. Die Liga hab sich schließlich bewusst in die aktuelle Situation hineinbegeben und einer Doppelfunktion zugestimmt. "Diese Tatsache wurde nie vertuscht", sagte Bohmann mit Blick auf die Wahl Hannings beim DHB-Bundestag im Herbst 2013. Man könne grundsätzlich zwar darüber diskutieren, ob Manager bei Bundesliga-Spielen auf der Bank sitzen dürfen. Doch in dem konkreten Fall habe der Ligaverband keine direkte Handhabe, eine Sanktionierung oder gar ein Verbot auszusprechen.
Auch beim DHB sieht man im Fall Hanning keinen Handlungsbedarf. "Ich habe nicht vor, Hanning in dieser Sache eine Anweisung zu erteilen. Das ist Sache der Liga. Die Liga wusste vor der Wahl Hannings um diese Doppelfunktion", sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer dem Weser Kurier. Fünf Wochen vor den richtungweisenden WM-Qualifikationsspielen der Nationalmannschaft gegen Polen ist man beim Verband um Deeskalation bemüht.
Auch Hanning selbst, sonst nicht gerade als Leisetreter bekannt, gibt sich ob der scharfen Kritik seiner Kollegen betont einsilbig. "Ich sitze seit neun Jahren auf der Bank, bin einstimmig gewählt. Das werde ich nicht kommentieren", wurde der 46-Jährige am Freitag in der "B.Z." zitiert.
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