Für Stefan Kretzschmar ist er der absolute Wunschkandidat. "In der Kombination mit Markus Baur oder Christian Schwarzer halte ich Martin Schwalb für die ideale Lösung", ließ der frühere Nationalspieler in seiner "Sport1"-Kolumne wissen. Der Trainer des taumelnden HSV Hamburg sei "verfügbar und kann alles, was ein Nationaltrainer können muss".
Dumm nur, dass Bob Hanning, der mächtige Vizepräsident Sport im Deutschen Handballbund (DHB), den so Gelobten dem Vernehmen nach am liebsten von hinten sieht. Bei der Bundestrainer-Suche des DHB scheint deshalb eines bereits festzustehen: Martin Schwalb wird es nicht.
Wer es wird, darüber hüllt sich der DHB nach der am Mittwoch verkündeten Trennung von dem glück- und erfolglosen Martin Heuberger vorerst in Schweigen. Als sicher gilt, dass Füchse-Macher Hanning "Heiners Jungs" nicht will, sprich: Keinen Schwalb, keinen Baur, keinen Schwarzer, allesamt langjährige Weggefährten des früheren Bundestrainers Heiner Brand.
"Mit Blick auf das Gesamtkonzept"
"Wir werden jetzt in aller Ruhe und mit großer Sorgfalt einen Nachfolger suchen", sagte Hanning nach der Trennung von Heuberger: "Die Entscheidung treffen wir dann auch mit Blick auf das Gesamtkonzept für den männlichen Leistungssport." Auch ein Indiz gegen Schwalb, dem nicht unbedingt nachgesagt wird, ein besonderes Auge für den Nachwuchs zu haben.
Dieses Auge haben zwei andere: Ljubomir Vranjes und Dagur Sigurdsson. Vranjes hat die SG Flensburg-Handewitt gerade zum stürmisch bejubelten Champions-League-Sieger gemacht und ein ordentlich dotiertes Angebot des französischen Spitzenklubs Paris St. Germain ausgeschlagen. Sigurdsson führte in Berlin bereits etliche "Jung-Füchse" an Bundesliga-Niveau heran.
Allerdings steht Vranjes bis 2017 in Flensburg unter Vertrag, und ob Füchse-Manager Hanning mit der Verpflichtung von Sigurdsson sein eigenes Berliner Erfolgsmodell kippen würde, scheint zumindest fraglich. Vranjes und Sigurdsson wären wohl nur dann eine Option, wenn sich der DHB auf eine Doppelfunktion seines Bundestrainers einlässt. Bleibt noch Kiels Meistertrainer Alfred Gislason, der allerdings dem Anschein nach lieber mit fertigen Stars, als mit jungen Talenten arbeitet.
Serdarusic keine Option
Keine Option ist vermutlich der frühere THW-Trainer Noka Serdarusic. Unter anderem macht die Tatsache, dass Uwe Schwenker am 3. Juli in Düsseldorf vermutlich zum neuen Präsidenten der Handball-Bundesliga (HBL) gewählt wird, eine Verpflichtung von Serdarusic unmöglich. In gemeinsamen Kieler Zeiten waren die beiden enge Freunde, der Prozess um die angebliche Verschiebung des Champions-League-Endspiels 2007 zwischen dem THW und der SG Flensburg-Handewitt hat einen tiefen Graben zwischen dem damaligen Manager Schwenker und Serdarusic aufgerissen.
Bliebe als mögliche Option noch Velimir Petkovic. Der zurzeit arbeitslose langjährige Trainer von Frisch Auf Göppingen gilt als akribischer, erfolgsorientierter Arbeiter, der nichts dem Zufall überlässt, der aber nicht viel von flachen Hierarchien hält. Man brauche in jedem Fall "neue Impulse, um auf dem in der Perspektive 2020 aufgezeigten Weg voranzukommen", sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer.
Dieser Weg setzt sich für die deutschen Handballer Ende Oktober fort, wenn die ersten Spiele in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Polen anstehen. Deutschland muss sich in der Gruppe 7 mit dem zweimaligen Weltmeister Spanien, Österreich und Finnland auseinandersetzen. Die beiden Gruppenersten sowie der insgesamt beste Gruppendritte sind für die EM qualifiziert, bei der es dann im Januar 2016 um die Olympia-Qualifikation für Rio geht.