Ljubomir Vranjes wird neuer Bundestrainer - die angebliche Einigung des Deutschen Handballbundes (DHB) mit dem schwedischen Coach der SG Flensburg-Handewitt verbreitete sich am Dienstag wie ein Lauffeuer.
Während die SG den Bericht eiligst dementierte, hielt sich die Verbandsspitze auffallend bedeckt. Das Kandidaten-Casting befindet sich jedenfalls unmittelbar vor dem Abschluss - und vieles deutet auf Vranjes als Nachfolger von Martin Heuberger hin.
"Es ist wahr, dass es Gespräche mit mir und dem DHB gegeben hat. Ich bin anscheinend einer der drei noch übrigen Kandidaten", sagte Vranjes, betonte aber gleichzeitig: "Ich bleibe definitiv Trainer der SG Flensburg-Handewitt bis mindestens 2017." Denkbar scheint für den 40-Jährigen, der die Norddeutschen in der vergangenen Saison sensationell zum Champions-League-Titel geführt hatte, somit eine Doppelfunktion. Vranjes arbeitet seit 2010 in Flensburg. Sein Vertrag war im Jahr 2012 bis 2017 verlängert worden.
Hanning: "Keine Übergangslösung"
Eine Doppelfunktion scheint für den DHB kein Problem zu sein. Verbandsvize Bob Hanning versicherte lediglich, dass es "keine Übergangslösung" geben werde. Der neue starke Mann solle das Team nicht nur zur Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Katar, sondern auch zur Heim-WM 2019 und den Olympischen Spielen 2020 führen.
Die Meldung der "Wetzlarer Neuen Zeitung", wonach sich Vranjes und der DHB über eine künftige Zusammenarbeit einig seien, wollte Hanning im Gespräch mit dem "SID" weder bestätigen noch dementieren.
Sein Chef Bernhard Bauer ging einen Schritt weiter. Der DHB-Präsident bekräftigte, dass man sich sechs Wochen nach der Trennung von Heuberger in "letzten Gesprächen" mit einem potenziellen Nachfolger befinde. "Wir sind schon ein ganzes Stück weiter", sagte Bauer dem "SID". Spätestens zum 1. September werde man eine Lösung präsentieren - Tendenz früher. "Es wird jemand sein, der schon bewiesen hat, dass er erfolgreich arbeiten kann", sagte Bauer.
"Überrascht und verwundert"
Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke reagierte auf die Spekulationen "überrascht und verwundert." Vranjes bleibe "bis mindestens 2017 Trainer der SG und hoffentlich auch darüber hinaus", teilte er am Nachmittag mit. Eine Doppelfunktion schloss er allerdings nicht ausdrücklich aus und sagte nur: "Grundsätzlich sind alle Vereine der Bundesliga bereit, den DHB und die Nationalmannschaft nicht nur in schwierigen Zeiten zu unterstützen - gerade im Hinblick auf die WM bereits im Januar in Katar."
Vranjes gilt dank seiner Erfolge als gefragter Mann - nicht nur seit seinen vier Jahren bei der SG. So bewies er sein taktisches Geschick auch auf internationalem Terrain, als er die serbische Nationalmannschaft im vergangenen Sommer in zwei entscheidenden Qualifikations-Spielen betreute und zur EM nach Dänemark führte. Mit Flensburg erreichte der frühere Spielmacher von 2011 bis 2014 viermal nacheinander das Finale des DHB-Pokals und gewann 2012 den Europapokal der Pokalsieger.
Kein Wunder also, dass die SG Vranjes nicht so einfach hergeben will.
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