Als die deutschen Handballer im Schneefall die Heimreise aus Reykjavik antraten, war bei Bundestrainer Dagur Sigurdsson der Ärger über die erste Niederlage im sechsten Spiel unter seiner Regie schon wieder verflogen.
"Es hat mich zwar ein wenig geärgert, dass wir viele Chancen ausgelassen haben. Aber insgesamt haben sich einige Spieler sehr gut präsentiert. Das ist positiv", sagte der Isländer trotz der 24:25 (12:12)-Niederlage im zweiten Vergleich binnen 24 Stunden gegen seine Landsleute.
Gut eine Woche vor Beginn der Weltmeisterschaft in Katar (15. Januar bis 1. Februar) sieht sich Sigurdsson nach den beiden Spielen beim Olympiazweiten von 2008 in seiner vorherigen Einschätzung bestätigt.
"Freien Dinger reinmachen"
Auf die Torhüter Silvio Heinevetter und Carsten Lichtlein ist Verlass, die Abwehr wird durchaus internationalen Ansprüchen gerecht, doch im Angriff gibt es noch einige Verbesserungsmöglichkeiten.
"Aus unseren Fehlern müssen wir lernen und die freien Dinger reinmachen. Dann gewinnt man solche Spiele auch", sagte Teammanager Oliver Roggisch angesichts der mangelhaften Chancenverwertung und einiger technischer Fehler im Angriffsspiel, die immer wieder zu leichten Gegentoren führten.
Unter Berücksichtigung des 31:24-Erfolges im ersten Vergleich mit Island "ist der Gesamteindruck der beiden Spiele positiv", so der Weltmeister von 2007: "Wir sind auf dem richtigen Weg."
Jüngere Spieler machen auf sich aufmerksam
Auf der Island-Reise machten einige der jüngeren bzw. international unerfahrenen Spieler wie Erik Schmidt (21/Ludwigshafen-Friesenheim) und Jens Schöngarth (26/Lübbecke) auf sich aufmerksam, spätestens nach den abschließenden Vorbereitungsspielen gegen Tschechien in Stuttgart (9. Januar) und Mannheim (10. Januar) muss Sigurdsson die personellen Weichen für die WM stellen. Man werde alles auswerten und dann die Entscheidungen für die weitere Reise treffen, sagte der Bundestrainer.
Seinen 16er-Kader muss der 41-Jährige erst mit WM-Beginn benennen, derzeit ist geplant, die Reise nach Doha am 13. Januar mit 18 Spielern anzutreten. Sigurdsson hofft darauf, dass ihm dann auch der Lemgoer Kreisläufer und Abwehrspezialist Hendrik Pekeler (Knieprobleme) wieder zur Verfügung steht.
"Am Feinschliff arbeiten"
Roggisch kündigte für die kommenden Tage an, "am Feinschliff zu arbeiten". Uwe Gensheimer blickt dem Jahreshöhepunkt ebenfalls optimistisch entgegen, sieht aber noch Steigerungspotenzial. "Wir müssen noch eine Schippe drauflegen und konzentrierter sein. Unsere Chancenverwertung war nicht optimal. Es wäre aber schlimmer, wenn wir diese Chancen nicht kreieren würden", sagte der Kapitän.
Spätestens beim WM-Auftakt gegen Polen am 16. Januar sollen die Schwächen ausgemerzt sein. Zudem trifft die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in der Vorrunde in der Gruppe D auf Dänemark, Russland, Saudi-Arabien und Argentinien. Die jeweils ersten vier Teams der vier Gruppen ziehen ins Achtelfinale ein.
Oliver Roggisch im Steckbrief