Mimi und das Super-Duo

Mimi Kraus blieb in Katar hinter den Erwartungen zurück
© getty

Der siebte Platz Deutschlands bei der WM 2015 in Katar hat gezeigt: Zwei DHB-Spieler verkörpern Weltklasse, einer erfüllt eine ganz bestimmte Hoffnung nicht. Paul Drux ist die Zukunft, andere aus der Mannschaft von Dagur Sigurdsson lassen zu viele Chancen ungenutzt.

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Tor

Carsten Lichtlein (VfL Gummersbach): Der Oldie verlieh der deutschen Mannschaft zunächst durch seine Ruhe und Souveränität Stabilität. Er spielte eine starke Gruppenphase und hielt im Achtelfinale gegen Ägypten herausragend. Doch dann zog jemand den Stecker. Gegen Katar und Slowenien wehrte er insgesamt nur drei Bälle ab und wurde jeweils frühzeitig ausgewechselt. Seine Quote von 38 Prozent (57/152) kann sich dennoch sehen lassen. Note: 2,5

Silvio Heinevetter (Füchse Berlin): Eine gute Phase gegen Russland, ansonsten war Heine bis zum Viertelfinale kein großer Faktor, ihm fehlte noch mehr Konstanz als Lichtlein. Dann aber lief es plötzlich: In der zweiten Halbzeit gegen Katar war der Berliner einer der Garanten dafür, dass die deutsche Auswahl noch einmal ins Spiel kam. Auch gegen Slowenien war auf ihn Verlass. Seine Quote: 67/193, 35 Prozent. Note: 3

Linksaußen

Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen): Mit 7:27 Stunden Einsatzzeit der Dauerbrenner des DHB-Teams, mit 54 Toren bester deutscher und insgesamt drittbester Werfer der WM. Gensheimer wurde seiner Rolle als Kapitän gerecht, ging immer vorneweg und spielte ein richtig starkes Turnier (trotz der verworfenen Siebenmeter gegen Katar). Sensationell war sein Auftritt gegen Russland, als er 90 Prozent seiner Würfe verwandelte (9/10). In den beiden K.o.-Duellen gegen Ägypten und Katar war er jeweils bester DHB-Scorer mit sechs beziehungsweise fünf Toren. Note: 1,5

SPOX-Kommentar: Weltspitze? Nein!

Matthias Musche (SC Magdeburg): Musche rückte zum Spiel gegen Saudi-Arabien ins Team und glänzte direkt mit elf Buden bei zwölf Versuchen. Er sollte fortan Gensheimer Verschnaufpausen ermöglichen, doch in den neun Minuten gegen Ägypten konnte er kaum Akzente setzen. Trotzdem: Musche ist erst 22 Jahre alt und hat gezeigt, dass da noch einiges in ihm steckt. Er ist ein echter Teamplayer und deshalb der geeignete Mann als Backup. Note: 3

Rückraum links

Paul Drux (Füchse Berlin): Diese Dynamik, diese Athletik - Drux ist ein bereits jetzt nahezu kompletter Spieler und damit der große Hoffnungsträger des deutschen Handballs! Mit seinen 19 Jahren musste er gleich bei seinem ersten großen Turnier die Verantwortung auf der Königsposition übernehmen. Diese Rolle erfüllte Drux vor allem in der Vorrunde gut, später ging ihm die Kraft aus und er ließ sich zeitweise verunsichern, was aber keine Schande ist. Note: 2,5

Stefan Kneer (Rhein-Neckar Löwen): Im Angriff ist Kneer keine ernsthafte Alternative, doch das wusste man vorher. Sein Kerngebiet ist die Deckung. Dort machte der Rechtshänder auf beiden Halbpositionen über weite Strecken einen ordentlichen Job und stopfte mit großer Einsatzfreude Löcher. Note: 3

Fabian Böhm (HBW Balingen-Weilstetten): Böhm stand in den ersten vier Spielen im Aufgebot, war bis dahin aber kein Faktor. Anschließend musste er seinen Platz für Musche räumen, kehrte für die letzte Partie gegen Slowenien allerdings ins Aufgebot zurück. Und siehe da: Böhm agierte mit viel Mut und erzielte zwei Tore. Note: 3

Rückraum Mitte

Martin Strobel (HBW Balingen-Weilstetten): Der Gallier von der Alb war in der Gruppenphase die Überraschung im deutschen Team. Er spielte ruhig und strukturiert, bewies Ballsicherheit und setzte seine Kollegen in Szene. Er war der Kopf der Mannschaft, der zudem auch noch Torgefahr ausstrahlte. Später baute Strobel allerdings merklich ab. Ihm geriet das Spiel etwa gegen Katar immer wieder aus der Hand, die Quoten sanken. Trotzdem unter dem Strich ein sehr ordentlicher Auftritt. Note: 2,5

Michael Kraus (Frisch Auf Göppingen): Mimi nahm die Rolle des Jokers ohne zu murren an und erwies sich als Teamplayer. Seine Leistungen ließen allerdings sehr zu wünschen übrig. Hier und da streute der Weltmeister von 2007 gute Aktionen ein, deutlich auffälliger waren seine technischen Fehler. Auf den einen großen Auftritt, den der Göppinger ab und zu im Köcher hat, wartete man vergeblich. Insgesamt deutlich zu wenig für einen Spieler mit diesen Fähigkeiten. Note: 4,5

Rückraum rechts

Steffen Weinhold (THW Kiel): Weinhold ist neben Gensheimer der einzige Spieler im deutschen Team, der Weltklasse verkörpert. Für das Spiel der DHB-Auswahl ist er dabei noch wichtiger als der Kapitän. Der 28-Jährige bringt eine hohe Spielintelligenz mit und kann im Alleingang gefährliche Situationen kreieren. Sei es mit einem genialen Pass (insgesamt 28 Assists) oder mit seinem unglaublichen Drang zum Tor, der selbst dann besteht, wenn ein oder zwei Gegenspieler an ihm kleben. Er war die treibende Kraft für die starke Vorrunde, für das letzte Spiel stellte er sich trotz Verletzung zur Verfügung. Note: 1,5

Jens Schöngarth (TuS N-Lübbecke): Es fehlt ihm an Athletik, den gewaltigen Würfen aus dem Rückraum teilweise an Präzision (11/22, 50 Prozent). Zudem ließ seine Wurfauswahl zu wünschen übrig. Wenn Schöngarth aber auf die Platte kam, versteckte er sich immerhin nicht. Wurde mit zunehmender Turnierdauer aufgrund von Weinholds Verletzung immer wichtiger. Note: 3

ANALYSE DHB-Sieg! Der Olympia-Traum lebt

Michael Müller (MT Melsungen): In der Deckung erfüllte er seine Aufgabe zufriedenstellend. Beispielsweise gelang es gegen Katar erst nach seiner Hereinnahme, den bulligen Kreisläufer Borja Vidal besser in den Griff zu bekommen. Allerdings hatte man sich von Müller auch im Angriff etwas versprochen. Doch hier wirkte er wie ein Fremdkörper. Note: 4

Rechtsaußen

Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen): Wenn die Abwehr steht und Möglichkeiten zu Tempogegenstößen entstehen, dann ist die Zeit des schnellen Groetzki gekommen. Der 25-Jährige erzielte in den ersten vier Partien 23 Tore und war damit einer der Besten in Sigurdssons Team. Im Achtelfinale kam Groetzki sogar auf 100 Prozent (5/5). Danach wurde der Löwe im Abschluss allerdings immer unkonzentrierter, gegen Katar vergab er in der alles entscheidenden Phase beste Möglichkeiten. Note: 2,5

Johannes Sellin (MT Melsungen): Wenn Gensheimer beim Siebenmeter wackelte, dann kam Sellin - teilweise ohne zuvor auch nur eine Sekunden gespielt zu haben. Dennoch blieb der Melsunger meist cool (5/6). Gegen die Saudis glänzte Sellin, der hinter Groetzki logischerweise insgesamt wenig Einsatzzeit erhielt (105 Minuten), zudem mit elf Toren. Note: 3

Kreis

Patrick Wiencek (THW Kiel): Wiencek blieb ein klein wenig hinter den Erwartungen zurück. Der sonst so zuverlässige Kreisläufer ließ im Angriff zu viel liegen, traf von den "Einfachen" nur 19 von 28. In der Deckung ackerte er im Mittelblock unermüdlich und größtenteils erfolgreich, hatte gerade gegen Katar aber doch einige Probleme. Note: 3,5

Hendrik Pekeler (TBV Lemgo): Packte in der Abwehr kräftig zu und verlieh ihr oft Stabilität. Die Deckung ohne Pekeler ist im DHB-Team kaum mehr vorstellbar. Durfte auch immer wieder im Angriff ran und verwandelte dabei sieben von acht Versuchen. Note: 2,5

Erik Schmidt (TSG Friesenheim): Erstmals bei einer WM dabei, kam Schmidt in der Abwehr gleich mehrfach zum Einsatz, was er ganz ordentlich machte. Im Angriff vergab aber auch er einige dicke Möglichkeiten (8/15). Note: 3,5

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