DHB sucht den neuen Modernisierer

SID
Aufbruch in neue Zeiten: Bernhard Bauer (r.) macht den Weg frei für einen neuen Präsidenten
© getty

Auch am Tag nach dem unerwarteten Rücktritt von Präsident Bernhard Bauer saß der Schock im deutschen Handballlager noch tief. "Das ist ein echter Rückschlag und aus Sicht der Liga sehr bedauerlich", sagte der langjährige Nationaltorhüter Andreas Thiel, Justiziar der Handball Bundesliga (HBL), dem SID.

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HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann sprach von einem "Schlag ins Kreuz, den ich noch nicht verdaut habe". Dass der Haussegen innerhalb der DHB-Führung schief hing, habe er gewusst, "aber ich habe schon gehofft, dass sich das wieder einrenkt."

Hat es aber nicht. Im internen Machtkampf vor allem mit der starken Berliner Fraktion um DHB-Vize Leistungssport Bob Hanning hat Bauer nach 547 Tagen das Handtuch geworfen und dem Deutschen Handballbund (DHB) damit ein großes Problem beschert. Zudem soll das Tischtuch zwischen Bauer und seinen Stellvertretern Andreas Michelmann (Amateur- und Breitensport) und Rolf Reincke (Organisation) zerschnitten gewesen sein.

Der mitgliederstärkste Handballverband der Welt ist zwar weiter voll handlungsfähig, weil Genereralsekretär Mark Schober kommissarisch die Tagesgeschäfte führt und das Präsidium in der juristischen Verantwortung ist, doch die entscheidende Frage lautet: Wer wird der Modernisierer nach dem Modernisierer? Anfang April trifft sich das DHB-Präsidium, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Auf einem außerordentlichen Verbandstag, der noch nicht terminiert ist, soll Bauers Nachfolger gewählt werden.

Bauer zeichnet Richtung vor

Bauer hatte perspektivisch die neue Richtung des DHB bis 2020 vorgezeichnet, erste Erfolge waren bereits spürbar. Dieser Weg soll nicht verlassen werden. "Wir haben großes Interesse daran, dass der angeschobene Weg der Modernisierung fortgesetzt wird", sagte Bohmann dem SID. Wer für ihn der geeignete Mann sei, wollte der Liga-Boss nicht verraten, nur soviel: "Ich habe versucht, eine Liste zu machen. Die war aber nicht so lang."

Ob der Name Heiner Brand auf seiner Liste steht, verriet Bohmann nicht. Andreas Thiel, selbst eine denkbare Option, betonte, "dass man Heiner Brand als den Beckenbauer des Handballs in solche Überlegungen einbeziehen muss". Brand selbst aber sagte am Dienstagnachmittag bei Sky Sports News HD: "Ich stehe nicht zur Verfügung, ich habe eine andere Lebensplanung.

Für Berndt Dugall, den Vorsitzenden der Handball Bundesliga Frauen (HBF), sieht das Anforderungsprofil für den Posten wie folgt aus: "Der neue Präsident darf nicht älter als 60 Jahre sein, er muss bereit sein, den Verband mindestens sechs bis acht Jahre zu führen, um dem DHB eine Perspektive zu geben." Für Frank Bohmann sollte der Bauer-Nachfolger "mehr von seinen Aufgaben an den Generalsekretär abgeben". Als Ehrenamtler müsse sich der Präsident nicht mehr soviel mit dem Tagesgeschäft beschäftigen.

Künftig besseres Teamwork

Bohmann wünscht sich wie auch der ehemalige DHB-Vize Horst Bredemeier vor allem künftig ein besseres Teamwork: "Ein Präsidium funktioniert wie eine Mannschaft. Der Präsident ist der Taktgeber. Wenn das zuletzt nicht der Fall war, ist das schade."

Vor allem Bob Hanning wird in den Querelen der jüngeren Vergangenheit eine Schlüsselrolle nachgesagt. Bohmann betonte dessen Verdienste für den deutschen Handball, mahnte aber auch: "Bob muss seine Art der Arbeit hinterfragen und selbstkritisch sein." Hanning war auch am Dienstag für eine Anfrage nicht zu erreichen.

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