Barfuß stand Uwe Gensheimer in den Katakomben der Kieler Sparkassen-Arena und schüttelte den Kopf. "Das Schlimmste ist, dass wir es trotz des Unentschiedens nicht mehr in der eigenen Hand haben", sagte der Kapitän von den Rhein-Neckar Löwen nach dem 23:23 (10:11) in einem hochklassigen und dramatischen Bundesliga-Showdown beim Rekordmeister THW Kiel. Selbst die imponierende Aufholjagd seines Teams konnte Gensheimers Miene nicht nachhaltig aufhellen.
Die Mannheimer hatten dem Tabellenführer einen packenden Kampf geliefert, in der Schlussphase dank unbändiger Moral sogar einen Vier-Tore-Rückstand wett gemacht - doch am Ende fühlte sich der vermeintliche Punktgewinn doch wie eine Niederlage an. "Es ist schwer zu glauben, dass die Kieler noch Federn lassen", sagte Gensheimer mit Blick auf die Tabellen-Konstellation.
Kopf an Kopf biegen die beiden deutschen Handball-Giganten auf die Zielgerade ein. Doch Titelverteidiger Kiel liegt bei sechs noch ausstehenden Spielen (53:7 Zähler) knapp vor den Löwen (51:7) und hat im erneuten Wettwerfen um die Meisterschaft angesichts der um 47 Treffer besseren Tordifferenz nun die besten Trümpfe in der Hand.
Gislason: "Nach wie vor alles offen"
Kiels Coach Alfred Gislason war allerdings weit davon entfernt, von einer Vorentscheidung zu sprechen. "Es ist nach wie vor alles offen. Von der Ausgangsposition her hat sich nichts geändert", sagte der Isländer und erinnerte an die historische Meisterschafts-Entscheidung des Vorjahres: "Das geht scheinbar endlos so weiter." Der THW hatte seinen 19. Titel in der vergangenen Spielzeit im knappsten Saisonfinale der Geschichte aufgrund der um zwei Treffer besseren Tordifferenz gegenüber den Löwen gewonnen.
Und so deklarierte Kiels-Geschäftsführer Thorsten Storm die restlichen sechs Partien allesamt zu "Endspielen". THW-Spielmacher Aron Palmarsson, der vier Sekunden vor dem Ende den Siegtreffer auf der Hand hatte, freistehend aber nur die Unterkante der Latte traf, brachte es auf den Punkt: "Wir befinden uns wieder in der Zone, in der wir wissen, dass es um jedes Tor geht."
Landin: "Quasi einen Punkt hinten dran"
Die Löwen glauben im Liga-Endspurt derweil nicht so recht an ihre Chance über das Torverhältnis und setzen stattdessen auf einen Kieler Ausrutscher. "Wir sind quasi einen Punkt hinten dran und hoffen, dass der THW schon am Mittwoch in Magdeburg einen richtig großen Fehler macht. Die Chance ist da", sagte Keeper Niklas Landin.
Sollte Kiel auf dem Weg zum 20. Meistertitel tatsächlich noch einmal stolpern, wollen die Löwen, die noch immer sehnlichst auf ihren ersten nationalen Titel warten, da sein. "Wir werden weiter Gas geben und nichts abschenken", versprach Linksaußen Gensheimer.
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