Der THW spielte phasenweise ordentlich. In den entscheidenden Momenten waren die Zebras - eigentlich völlig untypisch - aber einfach nicht auf der Höhe und ließen zahlreiche Möglichkeiten verstreichen. Der Sieg für Kielce ging letztlich in Ordnung.
Bester Werfer beim Team von Trainer Alfred Gislason war Marko Vujin mit fünf Toren. Die weiteren Treffer erzielten Domagoj Duvnjak, Rasmus Lauge Schmidt (beide 4), Henrik Lundström, Christian Sprenger, Steffen Weinhold, Patrick Wiencek, Rune Dahmke, Aron Palmarsson (alle 2) und Rene Toft Hansen (1),
Für die Polen netzten Karol Bielecki (9), Krzysztof Lijewski (5), Denis Buntic (4), Tobias Reichmann (3), Michal Jurecki, Manuel Strlek (beide 2), Piotr Chrapkowski, Mateusz Jachlewski und Ivan Cupic (alle 1).
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Reaktionen:
Alfred Gislason (Trainer THW Kiel): "Wir haben zu viele Fehler gemacht. Wir hätten einfach mehr von unseren klaren Chancen nutzen müssen. Ich bin nicht glücklich. Ich will der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir gewinnen und verlieren zusammen."
Filip Jicha (THW Kiel): "Unsere Abwehr war nicht gut genug. Auch die Schiedsrichter waren nicht Schuld. So etwas wäre peinlich".
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Gislason lässt zunächst Palicka, Dahmke, Duvnjak, Canellas, Vujin, Sprenger und Toft Hansen ran. Der angeschlagene Jicha kommt nicht zum Einsatz. Dujshebaev setzt auf Szmal, Jachlewski, Bielecki, Rosinski, Lijewski, Reichmann und Jurecki.
8.: Sprenger läuft im Rücken der Deckung an den Kreis ein, wird schön von Duvnjak angespielt und trifft. 3:2 führt der THW, insgesamt beginnt die Partie aber zerfahren mit vielen Fehlern auf beiden Seiten.
17.: Im Angriff stottert bei beiden Teams der Motor gewaltig. Dafür sind die Torhüter zur Stelle. Duvnjak passt erneut schön an den Kreis, wo Wiencek frei zum Abschluss kommt. Szmal verhindert den Einschlag durch eine super Parade. 5:5.
23.: Nächste Fahrkarte! Weinhold passt auf Wiencek. Der knallt den Ball an die Latte. Kurzer Blick in die Statistik: Nur 39 Prozent der Kieler Würfe erreichen bislang ihr Ziel. Die logische Konsequenz: Die Polen führen mit 9:7.
30.: Halbzeit in Köln - 12:12. Die Zebras sind jetzt deutlich besser drin in der Partie. Besonders Rasmus Lauge Schmidt sucht immer wieder beherzt die Lücke in Kielces Abwehr und nutzt sie auch. Sonne-Hansen steht mittlerweile für Palicka zwischen den Pfosten.
35.: Die Partie scheint nun etwas Fahrt aufzunehmen. Auf Seiten der Kieler erwischt Weinhold einen guten Start. Erst erzielt er zwei Treffer selbst, dann bereitet er eine Bude von Wiencek herrlich vor - 15:15.
38.: Was für eine Aktion! Kielce bringt einen zusätzlichen Feldspieler statt des Torhüters, scheitert im Angriff aber an Palicka, der mittlerweile wieder im Tor steht. Der Schwede wirft im hohen Bogen auf das leere Gehäuse, doch Rosinski fliegt in den Kreis - Glanzparade. Bitter: Wenig später kassiert Duvnjak seine dritte Zeitstrafe - Rot. Kielce führt mit 18:17.
48.: Lange war es ein wirklich mäßiges Spielchen, jetzt geht es aber rauf und runter. Canellas läuft zum Siebenmeter an - aber Szmal pariert! 22:21 liegt Kielce in Führung.
54.: Der starke Bielecki schlägt mal wieder zu und stellt auf 25:22. Im Gegenzug scheitert Dahmke an Szmal. Es sieht nicht sonderlich gut aus für den THW. Vielelicht macht das Hoffnung: Chrapkowski langt heftig hin und sieht Rot.
60.: Es ist vorbei. Kiel ist zwischendurch noch einmal bis auf ein Tor dran, lässt aber in den entscheidenden Momenten zu viel liegen und verliert nicht unverdient.
Der Star des Spiels: Karol Bielecki. Er hatte richtig Bock auf das kleine Finale. Bielecki war der Motor im Angriff der Polen. Seine Ausbeute: Neun Tore bei 14 Versuchen.
Der Flop des Spiels: Joan Canellas. Im Halbfinale noch einer der besseren Kieler, ging diesmal gar nichts. Der Spanier lief sich immer wieder in der gegnerischen Deckung fest und war somit seinem Team im Angriff keine Hilfe. Er erzielte nicht ein einziges Tor.
Das fiel auf:
- Selbst wenn man es nicht gewusst hätte, wäre man drauf gekommen. Es war zunächst ein klassisches Spiel um Platz drei. Beiden Teams war das Bemühen nicht abzusprechen, von der Intensität her fehlte lange Zeit aber doch einiges. Das lag natürlich auch an den schweren Beinen, die aus dem Halbfinale übrig geblieben sind. In der Schlussphase war es dann aber plötzlich ein richtig munteres Spiel.
- Die Außenspieler des THW waren viel in Bewegung und versuchten immer wieder, in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu gelangen. Das sorgte teilweise durchaus für Lücken bei Kielce.
Veszprem schlägt Kiel: Invasion des Fehlerteufels
- Aron Palmarsson scheint alles daran zu setzen, den THW im Guten in Richtung Veszprem zu verlassen. Der Isländer war im Halbfinale großartig. Auch gegen Kielce sorgte er für ein paar Schmankerl. Wenn es auch letztlich nur für zwei Treffer reichte: Seine Fähigkeiten sind einfach der Wahnsinn.
- Die schwedischen Schiedsrichter Michael Johansson und Jasmin Kliko trafen in den letzten 30 Minuten einige merkwürdige Entscheidungen. Dadurch gab es in der entscheidenden Phase teilweise viel Aufregung - völlig unnötig eigentlich.
Das Final Four im Überblick