Dagur Sigurdsson hat keine Party in Helsinki geplant. Das EM-Ticket ist zum Greifen nah, doch für den Handball-Bundestrainer ist die Qualifikation für die Titelkämpfe 2016 in Polen nur die nächste Etappe auf dem Weg zurück in die Weltspitze. "Nach der guten WM wollen wir unbedingt zur EM", sagte Sigurdsson vor dem womöglich vorentscheidenden Quali-Spiel in Finnland am Mittwoch (19 Uhr). Die komfortable Ausgangslage ist ihm "wurscht".
Dabei würde der deutschen Mannschaft (6:2-Punkte) ein Sieg gegen den krassen Außenseiter (0:8) nach der verpassten EM 2014 für die Rückkehr auf die große europäische Handballbühne reichen, sollte Ex-Weltmeister Spanien (6:2) zeitgleich bei Außenseiter Österreich (4:4) mindestens einen Punkt holen. Mit dem abschließenden Spiel gegen Österreich am Sonntag in Kiel haben Kapitän Uwe Gensheimer und Co. sogar noch einen zweiten Matchball in petto. "Wir wollen möglichst schon in Finnland alles klar machen", sagte Kreisläufer Patrick Wiencek.
"Das ist mir wurscht"
Seinen Coach lässt die günstige Konstellation dagegen kalt. "Das ist mir wurscht", sagte Sigurdsson trocken: "Wir wollen gegen Finnland gewinnen. Wir sind bereit und heiß auf das Spiel." Nach der langen Bundesliga-Saison appellierte der Isländer an seine Spieler, noch einmal "hochzufahren" und in die "richtige Stimmung und Emotion" zu kommen. "Für die Finnen ist es das Spiel des Jahres. Es kommt auf die Konzentration an. Wir müssen Charakter zeigen", sagte Sigurdsson.
Für den 42-Jährigen markieren die beiden Quali-Spiele das Ende eines turbulenten Handball-Jahres. Erst im August übernahm Sigurdsson parallel zu seinem Traineramt bei den Füchsen Berlin den Job als Bundestrainer mit der klaren Vorgabe, die krisengeschüttelte Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) als Nachfolger von Martin Heuberger bis zur Heim-WM 2019 zurück in die Spitze zu führen - seine Arbeit trug schnell Früchte.
EM-Teilnahme "klares Ziel"
Souverän wie lange nicht, spielte sich das deutsche Team bislang durch die EM-Qualifikation und besiegte im April vor heimischem Publikum sogar das Starensemble Spaniens. Bei der WM zu Jahresbeginn ließ die Nationalmannschaft mit starken Auftritten in der Vorrunde aufhorchen, entfachte eine neue Handball-Euphorie und scheiterte erst im Viertelfinale am späteren Vize-Weltmeister Katar.Dies sorgt für ein neues Gefühl von Stärke - auch beim Verband. "Wir können sehr selbstbewusst in das Spiel gegen Finnland gehen", sagte DHB-Generalsekretär und Interimspräsident Mark Schober dem SID. Er unterstrich jedoch auch noch einmal die Bedeutung des Qualifikations-Endspurts: "Die EM-Teilnahme ist ganz klar unser Ziel."