Die Gehälter zwei Monate nicht bezahlt, der Trainer im fernen Polen, und der zarte sportliche Aufschwung in großer Gefahr: Der HSV Hamburg gerät einmal mehr in Not. Besonders die Finanzkrise beim Champions-League-Sieger von 2013 verschärft sich dramatisch.
Unmittelbar wirkt sich die existenzbedrohende Situation auf die Arbeit von Chefcoach Michael Biegler aus, der am Mittwoch (20.15 Uhr im LIVETICKER) im Duell gegen die Füchse Berlin letztmals im Jahr 2015 auf der Bank der Hanseaten sitzen wird - dabei stehen danach noch drei Spiele in der Handball-Bundesliga an.
"Das ist natürlich totaler Mist für uns, keine Frage. Aber nach all den Rückschlägen zuletzt ist man ja abgehärtet", sagte Geschäftsführer Christian Fitzek der Hamburger Morgenpost.
Biegler weilt in Polen
Die wirtschaftlichen Nöte des HSV hatten für ein Umdenken bei der polnischen Nationalmannschaft gesorgt, die Biegler im Zweitjob betreut. Entgegen der ursprünglichen Planung bereitet der 54-Jährige die Auswahl nun doch in Plock und nicht in der Hansestadt auf die Heim-EM (15. Januar bis 31. Januar) vor.
"Die Umorganisierung stimmt mich traurig", sagte Biegler: "Der Verband hat sich zu dem Schritt entschlossen, weil die Zusagen nur sehr vage waren, eine störungsfreie EM-Vorbereitung so nicht zu gewährleisten ist. So einen Zustand habe ich noch nicht gehabt!"
Ab dem 14. Dezember ist Biegler damit weg - und der HSV setzt seine sportliche Entwicklung aufs Spiel. Wer im Duell gegen den SC Magdeburg (20.12.), bei der TuS N-Lübbecke (23.12.) und gegen Frisch Auf Göppingen (27.12.) als verantwortlicher Coach auf der Bank sitzen wird, ist noch nicht bekannt. Zuletzt wurde spekuliert, dass die HSV-Profis Matthias Flohr (derzeit verletzt) und Pascal Hens als Interims-Spielertrainer einspringen könnten. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang zur absoluten Unzeit.
Profis ohne Gehalt
Denn in den vergangenen Wochen befand sich der HSV zumindest auf dem Bundesliga-Parkett im Aufwind und sorgte vor allem vergangene Woche mit einem 31:24 bei der MT Melsungen für ein Ausrufezeichen. Wie oft die Profis derart starke Vorstellung noch abrufen, ohne dafür bezahlt zu werden, ist allerdings fraglich. Die seit Wochen ausstehenden Gehälter drücken stark auf die Stimmung - Leistungsträger wie Adrian Pfahl werden langsam ungeduldig.
Doch die Situation ist offenbar schwer zu lösen. Fitzeks schwierige Aufgabe ist es, die Gläubiger zu besänftigen und einmal mehr Andreas Rudolph, den früheren Präsidenten und Mäzen, zu einem Investment zu bewegen - sonst ist wieder die Lizenz in Gefahr. "Ohne weitere Zuwendungen von ihm kommen wir nicht über die Runden", hatte Geschäftsführer Fitzek bereits im November gesagt: "Wir haben große Probleme."
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