"Die Löwen könnten jetzt eine Zitterhand bekommen", sagte der schwedische Trainer der SG Flensburg-Handewitt mit einem schelmischen Grinsen und kündigte dem Spitzenreiter ein heißes Saisonfinale an: "Wir haben unsere Arbeit getan und werden weiter kämpfen."
"Arbeit getan" war heillos untertrieben für den famosen Auftritt der Nordlichter beim THW Kiel. Durch den erstaunlich souveränen 28:26 (12:14)-Auswärtssieg sorgte Flensburg nicht bloß für den endgültigen K.o. des ungeliebten Nachbarn im Titelkampf. Die SG pirschte sich drei Spieltage vor dem Saisonende auch bis auf einen Punkt an den am Wochenende spielfreien Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen heran. Ganz Flensburg träumt auf einmal vom Gewinn der zweiten Meisterschaft nach 2004.
"Die Meisterschaft wird in der letzten Sekunde des letzten Spiels entschieden", sagte SG-Manager Dierk Schmäschke mit Stolz in der Stimme: "Wir sind noch dabei, müssen aber weiter unsere Hausaufgaben machen." Dies sollte angesichts der Heimspiele gegen Eisenach (Tabellen-16.) und den Bergischen HC (13.) sowie dem Auswärtsspiel in Stuttgart (15) allerdings kaum mehr als eine Formsache sein.
Und so richten sich die Blicke der in diesem Jahr in der Liga noch ungeschlagenen Flensburger voll auf den kommenden Sonntag, wenn die Löwen bei der HSG Wetzlar ihren vermeintlich letzten Stolperstein aus dem Weg zu räumen haben. "Das wird nicht einfach für die Löwen", sagte Vranjes. Und SG-Kapitän Tobias Karlsson versprach: "Wenn die Löwen noch einmal ausrutschen, werden wir da sein."
"Bin sehr enttäuscht"
Daran ließ der Champions-League-Sieger von 2014 am Pfingstsonntag keine Zweifel. Mit einer äußerst aggressiven 5:1-Abwehr und variablem Offensivspiel diktierten Ex-Weltmeister Holger Glandorf und Co. das Geschehen von Beginn an und ließen sich weder vom Pausen-Rückstand noch vom frenetischen Publikum aus der Ruhe bringen. Am Ende stand der vierte Sieg im sechsten Duell gegen die Kieler in dieser Saison - nach dem Erfolg im Viertelfinale des DHB-Pokals (34:27) kegelte die SG den Rekordmeister nun auch in der Meisterschaft endgültig aus dem Rennen.
"Ich bin sehr enttäuscht und unzufrieden", sagte THW-Coach Alfred Gislason. Kein Wunder: Nach vier Meisterschaften in Folge und zehn Titeln in den vergangenen elf Jahren rangieren die Zebras mit 46:12 Zählern vier Punkte hinter den Löwen (50:8) und drei hinter den Flensburgern nur auf dem dritten Rang. Sollten die von Verletzungen gebeutelten Kieler auch beim Final Four in der Champions League (28./29.05.) leer ausgehen, droht ihnen die erste titellose Spielzeit seit 2003.
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