"Das ist der Augenblick, an den ich seit Monaten gedacht habe - und er ist noch viel schlimmer, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Heute habe ich gemerkt, was ich in Paris vermissen werde", sagte Gensheimer.
Nach 13 Jahren bei seinem Herzensverein sucht der 29-Jährige eine neue Herausforderung beim Starensemble in Frankreich. Nach dem erlösenden 35:23-Sieg bei TuS N-Lübbecke hieß die Aufgabe aber zunächst: die Gefühle bändigen und trotzdem die Party genießen.
Schon in der Halle in Lübbecke liefen im goldenen Konfetti-Regen nicht nur bei Gensheimer immer wieder die Tränen. Von dort aus ging es schnell nach Mannheim, wo Tausende Fans ihren Helden am Friedrichspark einen rauschenden Empfang bereiteten. Gegen 23.00 Uhr verstreute sich das Party-Volk in die Nacht, für viele war erst im Morgengrauen Schluss. Am Montagnachmittag folgen der Rathausempfang und ein Jubelumzug in einem offenen Doppeldecker-Bus.
Mit den Löwen ist weiter zu rechnen
Und natürlich immer im Mittelpunkt: Uwe Gensheimer, das Gesicht der Mannschaft. Zwischen 2011 und 2014 wurde er viermal Handballer des Jahres, auch nach zwei bitteren Vizemeisterschaften trieb er die Mannschaft immer weiter an. "Wir verlieren unseren Kapitän und den vielleicht besten Linksaußen der Welt", sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki: "Seit ich hier spiele, spiele ich mit ihm zusammen. Wir teilen uns seitdem ein Zimmer, und jetzt muss ich mich an viele neue Sachen gewöhnen. Wir werden ihn sehr vermissen."
Dass in der langen Party-Nacht nicht die Schwermut die Oberhand gewann, lag auch daran, dass die Löwen auch ohne ihren Anführer in der kommenden Saison beste Chancen haben, ganz oben mitzumischen. Als Ersatz für Gensheimer kommt ein internationales Schwergewicht, der Isländer Gudjon Valur Sigurdsson vom FC Barcelona.
Die Vertragsverlängerung mit dem genialen Schweizer Spielmacher Andy Schmid, Mads Mensah Larsen und vor allem mit Trainer Nikolaj Jacobsen sind auch ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz, dass mit den Löwen weiter zu rechnen sein wird. Bei aller Offensivpower fiel häufig kaum auf, dass die Mannheimer rund um Europameister Hendrik Pekeler auch über eine exzellente Abwehr verfügen, die in der abgelaufenen Saison die wenigsten Gegentreffer kassierte.
Erst Paris, dann Rückkehr?
In der kommenden Saison spielt Gensheimer mit Branchengrößen wie den Ex-Kielern Nikola Karabatic und Thierry Omeyer. Seine Löwen-Freunde trifft er allenfalls zum Duell in der Champions League. Doch auch das Kapitel Mannheim ist mit der Party am Montag noch nicht ganz zugeschlagen. Schon am Mittwoch steht Gensheimer mit den deutschen Europameistern schon wieder in der SAP-Arena auf der Platte, zum Start der Olympiavorbereitung gegen Russland.
Im Überschwang der Gefühle denken sie bei den Löwen auch schon viel, viel weiter - an eine ferne Zukunft mit Gensheimer. "Jetzt geht Uwe für drei Jahre nach Paris, und dann schauen wir mal, was passiert", sagte Manager Oliver Roggisch und lächelte verschmitzt.
Alles zu den Rhein-Neckar Löwen