SPOX: Herr Ebner, im Alter von 22 Jahren spielen Sie ihre erste Bundesliga-Saison für den TBV Lemgo. Wie verrückt kommt es Ihnen vor, wenn Sie plötzlich Tore gegen Niklas Landin, Silvio Heinevetter und Co. erzielen?
Ebner: Verrückt nicht unbedingt, aber ein Traum ist damit definitiv in Erfüllung gegangen. Man will die Möglichkeit bekommen, sich mit den besten Spielern der Welt messen zu können und wenn einem das dann einigermaßen gelingt, dann ist das ein wahnsinniges Gefühl.
SPOX: Empfinden Sie nach einem langen Weg durch die Jugendmannschaften Stolz aufgrund des Erreichten oder fühlen Sie sich noch nicht in der Liga angekommen?
Ebner: Natürlich empfinde ich auf eine gewisse Art und Weise Stolz, da es nicht selbstverständlich war, dass das so schnell geklappt hat. Vor allem, wenn man beachtet, dass es jetzt von Jahr zu Jahr Schritte nach vorne gab, kann man doch schon zufrieden sein. Trotzdem ist es erst ein früher Schritt. Sich in der Liga zu etablieren, muss das nächste Ziel sein.
SPOX: Sie sagen, dass Sie es relativ schnell in die Bundesliga geschafft haben. Sie sind 22, beim Fußball ist man damit heutzutage kaum noch als Talent zu sehen. Als was würden Sie sich bezeichnen?
Ebner: Im Vergleich zum Fußball gibt es im Handball schon erhebliche Unterschiede. Natürlich gibt es auch jüngere Ausnahmen in der HBL, aber gerade der körperliche Aspekt ist beim Handball nochmal ein anderer Faktor. Ich fühle mich mit 22 auf jeden Fall noch sehr jung und sehe noch einiges an Entwicklungspotenzial, weil es erst meine erste Bundesliga-Saison ist.
SPOX: Im letzten Jahr haben Sie noch in der 3. Bundesliga für die Reserve des TBV Lemgo gespielt. Sie kommen aus der Gegend und haben viele Jugendmannschaften bei den Lippern durchlaufen. Wie fing das alles an?
Ebner: Ich habe im Alter von drei Jahren angefangen, konnte quasi gerade erst laufen und spielte sofort mit älteren Kindern bei der TG Lage Handball. Zunächst hieß es natürlich: "Der Knirps geht erstmal ins Tor". Aber ich hatte das Glück, von Anfang an sehr forderndes und professionelles Training zu genießen. Im Kindesalter wird einfach durch gute Trainer der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere gelegt.
SPOX: Mit 13 Jahren ging es dann für Sie nach Lemgo.
Ebner: Genau. Ich wurde vom TBV angesprochen, dann war es der logische nächste Schritt, weil es mit Abstand der größte Verein in der näheren Umgebung ist.
SPOX: Wie oft trainiert man in so einem Alter, in dem viele Kinder eigentlich ganz andere Probleme haben?
Ebner: Ab der C-Jugend trainiert man viermal in der Woche und hat noch ein Spiel am Wochenende. Deine Freunde treffen sich da das erste Mal mit irgendwelchen Mädels. Natürlich frustriert einen das manchmal, aber im Endeffekt hat es sich gelohnt.
SPOX: Haben Sie manchmal das Gefühl, in Ihrer Jugend etwas verpasst zu haben?
Ebner: Ich bereue überhaupt nichts. Natürlich hat man an einem Freitagabend Wehmut, wenn deine Freunde gerade die ersten Male ausgehen, du selbst sechs Stunden zu einem Auswärtsspiel an die Ostsee fährst und dort nachher mit einem Tor verlierst. Dann denkst du dir auch: "Scheiße gelaufen!". Unterm Strich muss man halt auch mal kleine Opfer bringen, aber das Endergebnis ist entscheidend. Wenn du deine Chance bekommst, dann musst du auch auf den Punkt da sein.
SPOX: Wie vertreibt man sich eigentlich die Zeit auf solch langen Auswärtsfahrten?
Ebner: Es wird viel gepokert. Doch wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mich am Tisch lange nicht mehr blicken lassen. Ich wurde regelmäßig ausgezogen und kann die herben Niederlagen mit meinem Gehalt nicht so leicht auffangen. (lacht)
SPOX: Letztes Jahr durften Sie schon bei den Profis reinschnuppern, haben aber gleichzeitig noch in der 3. Bundesliga gespielt. Zudem haben Sie die ganzen Jugendmannschaften durchlaufen. Wann ist das Bewusstsein gekommen, dass es auch wirklich klappen könnte?
Ebner: Den Traum, Handball-Profi zu werden, hatte ich natürlich schon unglaublich früh. Dass es dann auch wirklich was werden könnte, ist vielleicht so drei oder vier Jahre her. Wenn du als A-Jugendlicher zum ersten Mal bei den Profis mittrainieren darfst, dann wirkt das Ganze nicht mehr so weit entfernt.