Wer stoppt das blaue Monster?

Simon Ommer
12. Januar 201719:44
Frankreich holte bei der WM 2015 in Katar den Titelgetty
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Am Mittwoch beginnt mit dem Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Frankreich und Brasilien die WM 2017. Die goldene Generation will sich im eigenen Land krönen - Danish Dynamite versucht, dies zu verhindern. Auch die Bad Boys wollen angreifen und dem Gastgeber einen Strich durch die Rechnung machen. Polen steht vor dem Umbruch, hinten versammeln sich reihenweise Exoten und Außenseiter. SPOX gibt im Power-Ranking einen Überblick.

24. Angola

Der Dritte der Afrikameisterschaften steht vor seiner dritten WM-Teilnahme. Nach 2005 und 2007 qualifizierte sich das Team über die kontinentale Meisterschaft für das Turnier in Frankreich. Im Kader der Afrikaner findet sich kein bekannter Name, der Großteil spielt in der heimischen, sportlich unbedeutenden Liga.

Die Qualität des großen Außenseiters wird mit einem Blick auf die Vorbereitung deutlich: Ein Testspiel gegen den Drittligisten (!) TSV Bayer Dormagen war geplant, wurde aber kurzfristig aus unbekannten Gründen abgesagt. In einer Gruppe mit den starken Europäern Spanien, Slowenien und Island wird man chancenlos sein.

23. Saudi-Arabien

Die Wüstensöhne qualifizieren sich regelmäßig für die Weltmeisterschaft und immer belegen sie bei der Endrunde einen der hinteren Plätze. Lediglich Trainer Nenad Kljaic, 1996 Olympiasieger mit Kroatien, ist kein unbekannter in der Truppe der Saudis.

Witzig: Kljaic trainierte den Exoten bereits vor einigen Jahren und sagte nach seiner ersten Amtszeit: "Die Spieler verfügen über ein bescheidenes technisch-taktisches Wissen. Sie sind nicht gerade trainingsbegeistert und im Spiel oft undiszipliniert." Der deutsche Gruppengegner wird sang- und klanglos in der Vorrunde scheitern.

22. Chile

Die Hiobsbotschaft schon vor dem Turnier: Kapitän Marco Oneta steht den Chilenen verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. "Das Risiko, einen Spieler mitzunehmen, der nicht in guter körperlicher Verfassung ist, ist zu groß", erklärte Trainer Mateo Garralda den Ausfall des bundesligaerfahrenen Kreisläufers.

Chile wird Oneta schmerzlich vermissen und ohne den Kapitän lediglich gegen Saudi-Arabien eine Chance haben. Dort scheint ein Erfolg aber durchaus realistisch. Mit den Feuchtmann-Brüdern Harald, Erwin und Emil stehen drei deutschstämmige Spieler im Kader der Chilenen. Alle drei spielen zwar bei unterklassigen Vereinen, sollten aber dennoch in der Lage sein, ihre Mannschaft zu einem Sieg gegen die Saudis zu führen.

21. Japan

In einer Gruppe mit Gastgeber Frankreich, Polen, Norwegen, Russland und Brasilien sind die Asiaten der klare Außenseiter. Hoffnung machen lediglich Spielmacher Atsushi Mekaru von Angel Ximenez aus der spanischen Liga und Linksaußen Remi Anri Doi Feutrier, der bei Chambery Savoie in Frankreich spielt.

Doch auch der Trainer ist kein unbekannter: Japan angelte sich mit Antonio Carlos Ortega einen ehemaligen Coach des ungarischen Spitzenklubs aus Veszprem. Dennoch wird auch dieser Schachzug nicht helfen, das Team wird sein bestes WM-Resultat nicht mal ansatzweise erreichen - 1970 beendete man die Endrunde auf Rang zehn.

20. Bahrain

Chaos im Wüstenstaat! Rund einen Monat vor Beginn der WM erklärte Trainer Aihan Omar seinen Rücktritt: "Ich hatte eine gute Beziehung zu den Spielern und den Verantwortlichen des Verbandes, aber aus familiären Gründen musste ich diese Entscheidung treffen."

Den Posten des Rumänen übernahm Salih Bushikero. Er vertraut einer relativ jungen und unbekannten Truppe. Keiner der Spieler verdient sein Geld in Europa, einen Vorteil gegenüber fast allen Nationen hat die Mannschaft dennoch: Bereits im Dezember versammelte man sich und begann in Europa mit der Vorbereitung.

19. Argentinien

Die quirligen Südamerikaner sind nicht zu unterschätzen: In einer Gruppe mit Dänemark, Schweden, Katar, Ägypten und Bahrain hat das Team leichte Außenseiterchancen auf das Achtelfinale. Dabei muss aber wirklich alles passen. Dennoch eher unwahrscheinlich, dass man im Kampf um Platz vier Katar und Ägypten schlagen kann, da man von einem Spieler abhängig ist: Diego Simonet. Der Spielmacher von Montpellier ist der Dreh- und Angelpunkt im Team.

Trotzdem gibt Trainer Eduardo Gallardo eine klare Marschroute vor: "Das Ziel ist es, unser Level der WM von 2011 und 2015 zu erreichen. Außerdem wollen wir unser bestes Ergebnis - den zwölften Platz - verbessern." In der Vorbereitung kassierte man gegen Spanien eine deutliche 38:25-Klatsche. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die vorgegebenen Ziele weit entfernt sind.

18. Tunesien

Der Halbfinalist der WM 2005 erlebte ein enttäuschendes Jahr 2016: Bei den Olympischen Spielen konnte man kein einziges Spiel gewinnen, auch gegen Argentinien setzte es eine Niederlage. Ein neues Handball-Wunder wird es also nicht geben, dennoch wird man in der Gruppe wenigstens Angola hinter sich lassen. Auch ein Erfolg gegen Mazedonien ist nicht ausgeschlossen.

Der unumstrittene Star im Team des zweiten der Afrikameisterschaft ist Rückraumspieler Wael Jallouz. Der 25-Jährige stellt seine Qualitäten regelmäßig in der Champions League für den FC Barcelona unter Beweis. Auch vor den gefährlichen Außenspielern Aymen Toumi und Oussama Boughanmi sollte gewarnt sein.

17. Weißrussland

Der deutsche Gruppengegner erhielt schon vor Turnierbeginn die bittere Nachricht: Siarhei Rutenka fehlt den Weißrussen in Frankreich. Der Spieler, der bereits für die Nationalmannschaften von Slowenien und Spanien auflief, steht mittlerweile nicht mehr bei einem europäischen Spitzenklub, sondern in Katar unter Vertrag. Fraglich ist daher, was der inzwischen 35-Jährige noch hätte zeigen können. Dennoch tritt das Team von Iouri Chevtsov ohne seinen Anführer an.

So muss es der jüngere der beiden Rutenka-Brüder richten - Rechtsaußen Dzianis hat zwar nicht ansatzweise die Klasse seines Bruders, soll aber dennoch für die Tore sorgen. Vor zwei Jahren gelangen ihm immerhin 33 Treffer. In einer Gruppe mit der DHB-Auswahl, Kroatien, Ungarn, Chile und Saudi-Arabien sollte es für das Team der vierte Platz in der Gruppe werden. Nicht mehr, nicht weniger.

16. Ägypten

Der Afrikameister reist mit einem sehr jungen Kader nach Frankreich. Angeführt wird das Team ohne jeden Zweifel von Rückraumspieler Ahmed El-Ahmar. Der Linkshänder spielte zwischenzeitlich ein halbes Jahr in der Bundesliga für Flensburg. An Erfahrung sollte es bei ihm nicht mangeln, auch über seine Klasse braucht man nicht diskutieren.

Die Auslosung meint es verhältnismäßig gut mit den Ägyptern: Gegen Dänemark und Schweden sollte das Team zwar chancenlos sein, Bahrain und Argentinien kann man schlagen. Gegen Katar kann an einem guten Tag auch was möglich sein, dafür muss aber alles passen. Gegen Dänemark kassierte man im Vorfeld des Turniers eine deutliche Niederlage (26:36).

15. Brasilien

Der Handball in Brasilien hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Bei den Olympischen Spielen erreichte die Mannschaft sogar das Viertelfinale. Zugegeben, vor eigenem Publikum. Trotzdem setzte man mit Siegen gegen Deutschland und Polen ein deutliches Ausrufezeichen. Bei den Panamerika-Meisterschaften holte man sogar Gold.

Das sehr junge brasilianische Team verfügt mit Rogerio Ferreira über einen sehr talentierten Kreisläufer, der vor seiner Zeit in Skopje beim THW Kiel aktiv war. Mit Thiagus Dos Santos und Jose de Toledo, die in Szeged bzw. Plock unter Vertrag stehen, hat man zwei gefährliche Waffen im Rückraum. In einer schweren Gruppe mit Frankreich, Norwegen, Polen und Japan kann man mit etwas Glück um den vierten Platz kämpfen.

14. Mazedonien

Kiril Lazarov. Und sonst? Der Star vom FC Barcelona ist der Alleinunterhalter im mazedonischen Team. Der Linkshänder ist auf seiner Position definitiv einer der besten der Welt und sichert sich regelmäßig die Torschützenkrone eines großen Turniers. Läuft er heiß, ist er kaum aufzuhalten und kann seinem Team so auch zu Siegen gegen stärkere Nationen verhelfen. An einem schlechten Tag kann die Truppe voller Heißsporne aber auch gegen jeden Gegner verlieren.

Mit Lino Cervar steht ein ganz erfahrener Mann an der Seitenlinie: Der Trainer führte Kroatien 2003 zum WM-Titel und ein Jahr später zur Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. So weit wird es mit Mazedonien nicht gehen. Ein dritter Platz in der Gruppe ist durchaus machbar, dennoch müsste man dafür die Isländer schlagen. Rang vier erscheint realistisch.

13. Russland

Der zweifache Weltmeister beeindruckte bei der EM im vergangenen Jahr: Gegen Deutschland traten die Russen spielstark auf und sorgten mit einigen Kombinationen für Aufsehen. Mit Dmitri Zhitnikov hat die Mannschaft einen sehr dynamischen Spielmacher, auch Timur Dibirov hat internationale Klasse.

Ohne einen ganz großen Star wird die Mannschaft das Achtelfinale erreichen. Dort wird dann aber vermutlich gegen einen Gruppenersten Schluss sein. Vorsicht: Gegen Frankreich, Norwegen und Polen ist man nur Außenseiter. Kassiert man auch gegen Brasilien eine Niederlage, droht sogar das vorzeitige Aus.

12. Katar

Im eigenen Land wurde Katar vor zwei Jahren sensationell Vizeweltmeister. Nur den übermächtigen Franzosen musste man sich geschlagen geben. Mittlerweile hat der Hype um die zusammengekaufte Truppe deutlich abgenommen. Zu deutlich waren die jüngsten Ergebnisse gegen die Topnationen: Bei den Olympischen Spielen verlor Katar gegen Frankreich mit 20:35, auch gegen Deutschland unterlag das Team von Startrainer Valero Rivera mit 22:34.

Trotz seiner 39 Jahre ist Danijel Saric immer noch der große Rückhalt seiner Mannschaft. Der Torwart spielt immer noch in der Weltklasse und bringt an einem guten Tag jeden Gegner zum Verzweifeln. Mit Rückraumspieler Rafael Capote verfügt Katar über einen überragenden Shooter. Dennoch wird das Team nicht an das Ergebnis von vor zwei Jahren anknüpfen können.

In der Gruppe sollte es hinter Dänemark und Schweden der dritte Platz werden. Im Achtelfinale wird dann aber Schluss sein. Das Fehlen von Zarko Markovic, der 2015 im All-Star-Team stand, verhindert eine bessere Platzierung.

11. Island

Ähnlich wie die DHB-Auswahl kommt Island über den Kampfgeist und die mannschaftliche Geschlossenheit. Mit Aron Palmarsson haben sie jedoch einen absoluten Superstar in ihren Reihen. Der 26-Jährige von Veszprem ist Islands Schlüssel zum Erfolg. Doch auch Gudjon Valur Sigurdsson von den Rhein-Neckar Löwen ist trotz seiner 37 Jahre noch enorm wichtig für das Team von Geir Sveinsson.

Für die Truppe gilt es, die verkorkste EM im vergangenen Jahr vergessen zu machen. In Polen schied man in der Vorrunde aus - eine riesige Enttäuschung für das handballverrückte Land. Ein erstes Ausrufezeichen konnte man in der Vorbereitung noch nicht setzen: Gegen Dänemark verlor man deutlich, gegen Ungarn knapp. Lediglich Ägypten konnte man bezwingen.

Superstar Palmarsson wird seine Mannschaft ins Achtelfinale führen, vermutlich als Gruppendritter hinter Spanien und Slowenien. Ob es für mehr reicht, bleibt abzuwarten.

10. Ungarn

Der Auftaktgegner der DHB-Auswahl steht nach verpasster WM 2015 wieder in einer Endrunde. Die Hoffnungen der Ungarn ruhen selbstverständlich auf Rückraumspieler Laszlo Nagy. Der Mann aus Veszprem stellt schon seit Jahren unter Beweis, dass er zu den besten Spielern der Welt gehört. Mit Roland Mikler hat man zudem einen ausgezeichneten Rückhalt im Tor.

Traditionell stellen die beiden ungarischen Topklubs aus Veszprem und Szeged den Großteil der Spieler. Auch auf die beiden Außenspieler, Tamas Ivancsik und Peter Gulyas, sollte man achten. Das Achtelfinale ist ein Muss und wird letztendlich locker erreicht. Der dritte Platz wird es mindestens, denn gegen Chile, Weißrussland und Saudi-Arabien wird sich die Truppe ohne Probleme durchsetzen.

9. Polen

Der Umbruch ist im vollen Gange: Slawomir Szmal, Grzegorz Tkaczyk, Bartosz Jurecki und Karol Bielecki sind Geschichte. Trainer Talant Dujshebaev soll neue und vor allem junge Spieler ans Team heranführen. Das Ziel gibt er daher ziemlich verhalten aus: "Wir wollen die Jungs mit der Atmosphäre vertraut machen und sie auf die nächsten Aufgaben vorbereiten."

Selten wurden die Polen so weit hinten eingestuft wie in diesem Jahr. Doch etliche personelle Sorgen lassen eine bessere Platzierung nicht zu: Neben Michal Jurecki, Piotr Wyszomirski und Kamil Syprzak fällt auch Kapitän Mariusz Jurkiewicz aus. Damit fehlen den Polen zahlreiche Stützpfeiler in der jungen Mannschaft.

Das Achtelfinale ist aber Pflicht. Trainerfuchs Dujshebaev kann man zutrauen, dass er aus seiner Mannschaft trotz allem das Maximum herausholt. Spätestens im Viertelfinale wird aber Schluss sein.

8. Norwegen

Die Skandinavier sorgten bei der EM im vergangenen Jahr für die große Überraschung: Das Team von Trainer Christian Berge erreichte sensationell das Halbfinale, nachdem man zuvor Frankreich schlagen konnte. Die Truppe hat einige erfahrene Bundesligaspieler in ihren Reihen: Harald Reinkind von den Rhein-Neckar Löwen, Berlins Kent Tonnesen und Magdeburgs Christian O'Sullivan sollen das Team anführen.

Darüber hinaus steht ein Akteur ganz besonders im Mittelpunkt: Sander Sagosen. Der 21-jährige Spielmacher der Norweger gilt als eines der größten Talente im Welthandball und sorgte bereits bei der EM für Furore. Ab Sommer steht er beim Spitzenklub Paris Saint-Germain unter Vertrag.

Ein ähnlicher Coup wie letztes Jahr ist eher unrealistisch. Dennoch kann die Mannschaft hinter Frankreich den zweiten Platz in der Gruppe erreichen, weiter als in die Runde der letzten Acht sollte es aber nicht gehen.

7. Slowenien

Der Vize-Europameister von 2004 spielt in einer sehr ausgeglichenen Gruppe. Hinter Spanien sind die Slowenen durchaus erster Anwärter auf Platz zwei. Bitter: Mit Dean Bombac fällt der wohl wichtigste Spieler im Rückraum verletzt aus. Aus der Bundesliga steht Marko Bezjak (Magdeburg) im Kader von Veselin Vujovic.

Trotz des Ausfalls von Bombac geht Kapitän Vid Kavticnik selbstbewusst in das Turnier: "Diese Weltmeisterschaft wird ein Meilenstein für uns", sagte er. Die Slowenen haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern und könnten für eine Überraschung sorgen.

Die vergleichsweise einfache Gruppe sorgt dafür, dass Slowenien problemlos ins Achtelfinale einziehen wird. Auch dort muss noch nicht Schluss sein.

6. Schweden

Der vierfache Weltmeister hat einen entscheidenden Vorteil: Mit Andreas Palicka und Mikael Appelgren verfügt das Team über ein starkes Duo im Tor. Beide begeistern in der Bundesliga und könnten für die Skandinavier die Formel zum Erfolg sein. Trotzdem schmerzt sicherlich der Rücktritt von Mattias Andersson.

Trainer Kristjan Andresson setzt vor allem auf einige junge Spieler. Die Auswahl ist gespickt mit erstklassigen Nachwuchsspielern wie Kiels Lukas Nilsson oder Flensburgs Hampus Wanne. Die Youngsters können in Frankreich für Furore sorgen, auch wenn es ihnen noch an Erfahrung fehlt. Gerade Lukas Nilsson kann an einem guten Tag mächtig aufdrehen, dann ist er von keiner Abwehr der Welt zu halten.

Die Entwicklung der schwedischen Mannschaft hat längst noch nicht ihren Höhepunkt erreicht, doch auch jetzt soll schon schneller und erfolgreicher Handball gespielt werden. Die erfahrenen Niklas Ekberg und Johan Jakobsson sollen ihr Team zu Erfolgen führen. Das Viertelfinale ist definitiv drin.

5. Kroatien

Weltmeister 2003, Olympiasieger 2004: Die letzten Erfolge der kroatischen Mannschaft liegen weit zurück. Zu jedem Turnier reisen sie als Mitfavorit an, immer werden sie enttäuscht. Trotzdem ist klar: Spielt sich die Mannschaft von Coach Zeljko Babic in einen Rausch, ist sie nur schwer zu stoppen.

Eine Seltenheit: Mit Marko Kopljar und Luka Stepancic verfügt die Mannschaft über zwei starke Linkshänder im rechten Rückraum. Eine Waffe! Dreh- und Angelpunkt im Team ist aber Domagoj Duvnjak, der Welthandballer aus dem Jahr 2013.

Linksaußen Manuel Strlek gibt ein klares Ziel aus: "Wir wollen um eine Medaille spielen. Wir werden in jedem Spiel 110 Prozent geben." Bereits in der Gruppenphase wartet mit Deutschland ein Konkurrent um den Titel. Zeigen die Kroaten ihre beste Leistung, kann es sehr weit gehen. In der Gruppe sollte es mindestens der zweite Platz werden, man wird sich mit der DHB-Auswahl um den Platz an der Sonne streiten.

4. Spanien

WM 2013: Gold. EM 2014: Bronze. WM 2015: Vierter Platz. EM 2016: Silber. Die Konstanz der Iberer ist beeindruckend. Bei den letzten sechs Turnieren erreichte die Auswahl stets das Halbfinale. In der Vorbereitung wurde Polen mit 30:20 vom Parkett gefegt, die Spanier zeigen eindrucksvoll: Der dritte WM-Titel soll her!

Das Team ist seit Jahren eingespielt und harmoniert prächtig. Mit Arpad Sterbik steht ein Weltklasse-Mann im Tor, auch die Abwehr um Viran Morros ist schwer zu knacken. Am Kreis sorgt Bulle Julen Aguinagalde für Tore und reißt Lücken in der Defensive des Gegners. Auch auf den Außen ist man mit Victor Tomas und Valero Rivera Folch exzellent besetzt. Einziger Wermutstropfen: Der Einsatz von Spielmacher Raul Entrerrios ist fraglich.

Die Gruppenphase wird für das Team ein Durchmarsch, auch die Slowenen sollten keine große Herausforderung darstellen. Das Halbfinale muss das Ziel sein, auch der Titel ist drin.

3. Deutschland

Steffen Weinhold, Fabian Wiede, Christian Dissinger, Hendrik Pekeler - die Liste der Ausfälle ist mal wieder lang. Dennoch wollen die Bad Boys angreifen und den nächsten Coup landen. Torhüter Andreas Wolff glaubt an den Titel: "Die Chance halte ich für relativ hoch, weil wir eine sehr starke Mannschaft haben."

Wie schon im letzten Jahr wird das Team wieder einen enormen Kampfgeist und große mannschaftliche Geschlossenheit zeigen. Im Tor stehen mit Andreas Wolff und Silvio Heinevetter zwei überragende Rückhalte. Im Gegensatz zur EM kann in Frankreich auch Kapitän Uwe Gensheimer - trotz des plötzlichen Todes seines Vaters - wieder auflaufen. Der wohl beste Linksaußen der Welt hebt die Mannschaft noch einmal auf ein höheres Niveau.

Im Rückraum sorgen die jungen Wilden Kühn, Drux und Ernst mit ihrer Power für Gefahr. Die DHB-Jungs können und werden eine gute Rolle im Turnier spielen. Teammanager Oliver Roggisch hält sich aber noch zurück: "Wir erwarten von der Mannschaft keinen WM-Titel", sagte er. Im ersten Spiel der Vorbereitung besiegte man Rumänien souverän mit 30:21.

2. Dänemark

Eine ganze Nation lechzt nach dem ersten WM-Titel in der Geschichte. Der Olympiasieger von Rio und zweifache Europameister stand bei einer Weltmeisterschaft noch nie auf dem obersten Treppchen. 2011 und 2013 verpasste man den Triumph erst im Finale.

Danish Dynamite hat alle Voraussetzungen, um den Titel zu holen: Niklas Landin ist ein Weltklasse-Mann im Tor, möglicherweise sogar der Beste. Erfahrene Akteure wie Lasse Svan, Rene Toft Hansen oder Jesper Noddesbo gehören zwar mittlerweile zum alten Eisen, verkörpern aber immer noch Weltklasse. Die Hoffnungen der Dänen ruhen auf Superstar Mikkel Hansen, der gleichzeitig als Tormaschine und Vorlagengeber agiert.

Auch die Vorbereitung verlief optimal: Island und Ägypten wurden aus der Halle geschossen, auch das Spiel gegen Ungarn konnte man siegreich gestalten.Die Vorrunde sollte ein Spaziergang werden, für die Dänen beginnt das Turnier aber sowieso erst ab dem Achtelfinale: Dann soll möglichst der erste WM-Titel her.

1. Frankreich

Titelverteidiger, Gastgeber, Rekordjäger. Zugegeben, die Franzosen an die Spitze dieses Rankings zu setzen, ist nicht besonders kreativ. Aber die Ausgangslage lässt keinen anderen Entschluss zu: Die goldene Generation kann sich im eigenen Land zum WM-Titel ballern und damit einer ganzen Ära die Krone aufsetzen.

Der Kern der Mannschaft besteht seit Jahren aus überragenden Handballern wie Luc Abalo, Daniel Narcisse, Thierry Omeyer und natürlich Nikola Karabatic - sie sind erfahren und eingespielt wie nahezu keine andere Nation. Mit Flensburgs Kentin Mahe steht außerdem ein Spieler aus der Bundesliga im Kader des Seriensiegers.

Einen neuen Mann wird man an der Seitenlinie sehen: Erfolgscoach Claude Onesta trat im September zurück. Für ihn übernahmen die ehemaligen Nationalspieler Didier Dinart und Guillaume Gille. Beide waren vor wenigen Jahren noch selbst im Nationalteam aktiv und führen das Sieger-Gen somit mit sich. Die Konkurrenz ist groß, Frankreich ist dennoch der Topfavorit auf den Titel.

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