Ohne zahlreiche Stars - unter anderem wurden EM-Held Andreas Wolff und Kapitän Uwe Gensheimer geschont - konnten die "Bad Boys" ihrem neuen Boss kein Premieren-Geschenk machen. Zur Revanche kommt es schon am Sonntag in Hamburg.
55 Tage nach dem letzten Pflichtspiel unter Erfolgscoach Dagur Sigurdsson, dem bitteren Achtelfinal-Aus bei der WM in Frankreich gegen Katar, geriet die weitgehend unerfahrene Mannschaft schnell weit ins Hintertreffen. Der 38 Jahre alte Prokop nahm früh zwei Auszeiten (9. und 17. Minute), musste aber mit ansehen, wie der Rückstand schon nach einer guten Viertelstunde auf fünf Tore anwuchs.
Kurzfristig war auch noch Schlussmann Silvio Heinevetter wegen eines Magen-Darm-Infekts ausgefallen, für ihn hütete Carsten Lichtlein das Tor, der mit Abstand erfahrenste im jungen deutschen Team. In der Startformation standen unter anderem der Gummersbacher Simon Ernst und Moritz Preuss vom Bergischen HC (beide 22). Lichtleins Gegenüber Andreas Palicka vom deutschen Meister Rhein Neckar Löwen erwies sich vor 3500 Zuschauern im Tor der Gastgeber für die deutschen Angreifer immer wieder als unüberwindbare Hürde.
Steigerung nach der Pause
"Viele der jungen Spieler sind nervös. Da läuft einiges noch nicht rund", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning in der Halbzeit. Nach der Pause lief es in Abwehr und Angriff deutlich besser, doch die Schweden, die im WM-Viertelfinale am späteren Champion Frankreich gescheitert waren, behielten letztlich die Oberhand. Erfolgreichster deutscher Werfer war der Göppinger Manuel Späth mit vier Toren.
Prokop hatte den Trainerposten nach wochenlangem Tauziehen zwischen dem Deutschen Handballbund und seinem Klub SC DHfK Leipzig übernommen, sein Vertrag bis 2022 gilt eigentlich erst ab dem 1. Juli 2017. Am Mittwoch hatte der 38-Jährige, ein akribischer Handball-Analytiker, mit einem Lehrgang seine Mission begonnen, die die "Bad Boys" zu einer Medaille WM-Medaille 2019 und zu Olympiagold 2020 in Tokio führen soll. Für den Doppelpack gegen Schweden erhielt der Coach kurzfristig die Freigabe der Leipziger. Die erste echte Bewährungsprobe hat Prokop am 3. Mai in der EM-Qualifikation in Slowenien.
"Wenn man sich die Erfolge von Dagur anguckt, kann man den Druck nicht wegdiskutieren, der auf mir lastet", hatte Prokop bei seinem Dienstantritt am Mittwoch gesagt. Nach 14 Jahren im Trainergeschäft will er bei seiner Bewertung "die Zukunft sprechen lassen".