Diese traurige Premiere wollen die Zebras unbedingt vermeiden. "Wir wollen nach Köln - dafür werden wir alles geben, was wir haben!", versprach THW-Kapitän Niklas Landin.
Alle bisherigen sieben Endrunden fanden mit mindestens einem deutschen Team statt, Kiel ist seit 2012 Stammgast in der Domstadt - doch nach dem 28:26-Heimerfolg muss der Rekordmeister im katalonischen Hexenkessel Palau Blaugrana am Samstag einen Sahnetag erwischen. Nicht nur Keeper Landin weiß das.
"Wir müssen 60 Minuten lang unseren besten Handball zeigen und bis zum Umfallen kämpfen. Dann werden wir sehen, was dabei herausgekommen ist", sagte Kiels Coach Alfred Gislason. Auf den Tag genau zehn Jahre nach ihrem ersten Champions-League-Titel würde dem THW ein Unentschieden zum erneuten Halbfinal-Einzug reichen. Selbst bei einer Niederlage mit einem Tor wäre Kiel zum sechsten Mal in Folge in der Domstadt dabei.
"Haben keine Chance gehabt"
Doch unabhängig vom Ausgang der Partie in Katalonien wird schon jetzt klar: Die Machtverhältnisse im europäischen Handball haben sich verschoben, die deutsche Dominanz in der Champions League bröckelt. Flensburg, letzter deutscher Königsklassen-Champion 2014, war am Donnerstagabend bei HC Vardar Skopje geradezu chancenlos und kassierte im Viertelfinal-Rückspiel, dem 250. Europacup-Spiel der Klubgeschichte, eine deftige 27:35-Abreibung.
"Wir haben keine Chance gehabt", sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes frei von Illusionen. Schon das Hinspiel hatten die Nordlichter mit 24:26 verloren. Für Vranjes war es der letzte Auftritt mit Flensburg in der Champions League. Der 43 Jahre alte Schwede verlässt die SG im Sommer und arbeitet künftig in Ungarn in Personalunion als Nationaltrainer und Coach des Klubs Telekom Veszprem.
Kiels Trainer Gislason erklärte Barcelona, den achtmaligen Königsklassen-Champion, im Vorfeld des Rückspiels unterdessen zum "haushohen Favoriten in diesem Spiel und auf den Titel". Chancenlos sieht er sein Team aber keinesfalls. "Wenn wir es schaffen, die Partie bis Mitte der zweiten Halbzeit ausgeglichen zu gestalten, wird der Druck auf Barcelona noch mehr wachsen", sagte Gislason: "Das ist unsere Chance!"
Barcas unfassbare Heimserie
Eine Prognose fällt extrem schwer, denn die Kieler präsentieren sich seit Wochen wie das April-Wetter: Unberechenbar und ziemlich unbeständig. Dem berauschenden Pokal-Triumph vor zwei Wochen in Hamburg folgten zwei dürftige Vorstellungen und das Ende aller Meisterschaftsträume in der Liga.
Und ausgerechnet im so wichtigen Hinspiel gegen Barcelona liefen die THW-Cracks wieder zur Höchstform auf und bewiesen einmal mehr ihren berühmt-berüchtigten Killerinstinkt - obwohl mit Kapitän Domagoj Duvnjak (Knie-Operation) der vermeintlich wichtigste Spieler fehlte.
Diesen wollen sie auch am Samstag unter Beweis stellen - und Barcelona ganz nebenbei die erste Heim-Niederlage in der K.o.-Phase seit mehr als 20 Jahre beibringen.
