Wir müssen draußen bleiben! Wie geprügelte Hunde schlichen die ausgepumpten Spieler des THW Kiel nach dem K.o. vom Parkett des Hexenkessels Palau Blaugrana.
Mit einem 18:23 (9:13) im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Gastgeber FC Barcelona hatte der deutsche Rekordmeister die historische deutsche Pleite besiegelt. Erstmals bei dem seit 2010 ausgetragenen Final Four in Köln ist die beste Liga der Welt nicht vertreten.
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Bitter für den THW, denn die Kieler waren seit 2012 Stammgast in der Domstadt. Dreimal haben sie die Königsklasse gewonnen (2007, 2010 und 2012). Nun das bittere Aus.
Hinspiel-Polster nicht genug
Das 28:26-Polster aus dem Hinspiel erwies sich in Katalonien als zu dünn. "Schade. Es war ein enges Spiel, und meine Mannschaft hat super gekämpft", sagte THW-Coach Alfred Gislason, "Barcelona war sehr nervös, und wir haben eine starke Abwehr gespielt. Allerdings haben wir viel zu viel verworfen."
18 Fehlwürfe und neun technische Fehler seien "gegen diesen Gegner zuviel".
Weiteres Manko der Kieler: "Leider hatten wir heute niemanden mit der Weltklasse-Leistung, die es hier braucht", sagte Gislason.
Barcelonas bester Mann steht im Tor
Den hatte Barcelona in seinen Reihen. Keeper Gonzalo Perez de Vargas brachte die Norddeutschen mit 23 Paraden um den Verstand.
"Wir hatten in Kiel einen Vorteil auf der Torhüter-Position. Heute war Mats Landin gut, aber Perez de Vargas hat gezeigt, warum er ein Weltklasse-Torhüter ist", führte der Isländer aus.
Ohne seinen Kapitän Domagoj Duvnjak (Knie-Operation) lief der THW von Beginn an einem Rückstand hinterher, den sie lange Zeit immerhin auf zwei bis drei Tore beschränken konnten. Kurz vor der Halbzeit brachen die Kieler allerdings etwas ein und gingen mit einem Vier-Tore-Rückstand in die Kabine.
Auch nach der Pause spielte Kiel sehr offensiv und machte Barcelona das Leben schwer. THW-Torwart Niklas Landin hielt sein Team mit einigen tollen Paraden im Spiel. Allerdings zog Perez de Vargas der THW-Offensive den Zahn.
Kiel war das "Last Team Standing"
Vor den Kielern war auch schon die SG Flensburg-Handewitt in der Runde der besten Acht gegen HC Vardar Skopje/Mazedonien chancenlos, nachdem Kiel im deutschen Achtelfinal-Duell Meister Rhein-Neckar Löwen ausgeschaltet hatte.
Diese Bilanz verdeutlicht eine Verschiebung der Machtverhältnisse im europäischen Klub-Handball. Die Gründe sind vielschichtig. Da ist zum einen die extrem hohe Belastung der Spieler in der leistungsstarken Bundesliga.
In Ländern wie Ungarn, Polen, Spanien und auch Frankreich fällt das Niveau hinter den wenigen Spitzenteams dagegen deutlich ab. Zudem wird inzwischen auch dort eine Menge Geld in die Topklubs gepumpt, immer mehr Stars folgen diesem Ruf.
Gensheimer mit PSG qualifiziert
In Köln ist neben Barcelona und Skopje auch PSG Handball dabei, und dies mit deutscher Hilfe. Beim 30:30 im Rückspiel gegen Pick Szeged aus Ungarn traf Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer viermal.
Ferner ermitteln Montpellier HB und Vorjahresfinalist MKB Veszprem KC am Sonntag den letzten Teilnehmer.
Wenig Trost ist das klare deutsche Übergewicht im Final Four des EHF-Cups. Neben Gastgeber und Titelverteidiger Frisch Auf Göppingen qualifizierten sich die Füchse Berlin und der SC Magdeburg für das Endturnier. Die MT Melsungen scheiterte dagegen an St. Raphael Handball/Frankreich.