"Wir haben sehr schwere Zeiten hinter uns", sagte Gislason, noch immer völlig ausgepumpt vom nervenaufreibenden Finale gegen die SG Flensburg-Handewitt (29:23) und den ekstatischen Jubelszenen danach: "Dieser Titel ist ein Meilenstein für meine junge Mannschaft und extrem wichtig für den ganzen Verein. Ich bin sehr stolz."
So emotional und losgelöst hatte man den isländischen Meistertrainer lange nicht mehr erlebt. Nach der Kritik der letzten Wochen und Monate war sein 13. großer Titel mit dem THW - gleichzeitig der zehnte Pokalsieg für den Klub - etwas ganz Besonderes. "Das ist für mich persönlich schon großartig, dass sich meine junge Mannschaft belohnt hat", sagte Gislason.
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Vor allem gibt der Titel reichlich Rückenwind für die kommenden Aufgaben und nährt die Hoffnung auf ein erfolgreiches Viertelfinale in der Champions League gegen den FC Barcelona. Selbst die angesichts von vier Minuspunkten Rückstand auf Tabellenführer Flensburg eigentlich längst abgehakte Meisterschaft scheint plötzlich nicht mehr ausgeschlossen zu sein.
Platz drei als oberstes Ziel
"Wir müssen Stück für Stück weiterarbeiten und auf Ausrutscher anderer Mannschaften hoffen", sagte Gislason, erklärte die Absicherung von Platz drei, der in der kommenden Saison für die Königsklasse berechtigt, aber zum obersten Ziel.
Und doch mischten sich auch leise Misstöne in die umgreifende Euphorie. "Der Titel ist sehr wichtig nach dem letzten Jahr für den Verein, aber wir müssen trotzdem wissen, dass es viele Dinge gibt, an denen wir arbeiten müssen und die besser werden müssen, wenn wir wieder regelmäßig Titel gewinnen wollen", sagte Nationalspieler Steffen Weinhold dem SID: "Auf dem Handballfeld und drumherum."
Zumal die Zebras im Saison-Endspurt wohl ohne ihren Anführer Domagoj Duvnjak auskommen müssen. Der Welthandballer von 2013 soll noch in dieser Woche am Knie (Entzündung der Patellasehne) operiert werden, die Saison wäre für den Kroaten damit beendet.
Wie elementar Duvnjak für die stark verjüngte Kieler Mannschaft ist, bewies er beim Final Four. Vollgepumpt mit Adrenalin quälte sich der "Weltklasse-Kapitän" (O-Ton Gislason) regelrecht durch die 60 Final-Minuten, brillierte dabei gleichsam mit genialen Anspielen wie wichtigen Toren (7 Treffer) und stand damit sinnbildlich für den überraschend deutlichen Derby-Coup.
"Ich dachte, ihm fällt das Bein ab", staunte THW-Keeper Andreas Wolff. Zumindest der wilden Kieler Feierei hielt das Knie noch stand.
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