Bei allem Optimismus - Prokops Pflichtspiel-Premiere hat es in sich: In den beiden Duellen gegen die unberechenbaren Slowenen am Mittwoch (20 Uhr) in Ljubljana und am Samstag (16.10 Uhr) in Halle/Westfalen steht für die deutschen Handballer viel auf dem Spiel. Mit zwei Siegen können Kapitän Uwe Gensheimer und Co. vorzeitig ihr Ticket für die Endrunde 2018 in Kroatien buchen.
Am Mittwoch werden die Augen aber vor allem auf Prokop gerichtet sein, gilt die Partie in der hitzigen Atmosphäre der Arena Stozice doch als erster echter Härtetest für den Nachfolger von Dagur Sigurdsson. "Ich freue mich darauf, aber es geht nicht um meine Person, sondern um die Mannschaft", sagte der 38-Jährige. Klar ist aber auch: Nach den durchwachsenen Vorstellungen bei seinem Debüt im März (Remis und Niederlage gegen Schweden) will Prokop in Ljubljana unbedingt seinen ersten Sieg als DHB-Coach einfahren.
Die Ausgangslage in Quali-Gruppe 5 ist klar: Titelverteidiger Deutschland liegt mit der Optimalausbeute von 4:0 Punkten zurzeit auf dem ersten Platz vor Slowenien (3:1 Punkte), Portugal (1:3) und der Schweiz (0:4) und wäre mit zwei Siegen durch. Die ersten beiden Teams jeder der insgesamt sieben Quali-Gruppen sowie der beste Gruppendritte nehmen an der Endrunde teil.
Prokop verzichtet auf Experimente
"Wir müssen es in der aufgeladenen Atmosphäre schaffen, eine variable und geduldige Spielanlage zu zeigen und in kritischen Situationen kühlen Kopf zu bewahren", sagte Prokop und bezeichnete die Slowenen als Gegner "mit viel Hingabe und Leidenschaft". Auf Experimente hat er bei der Kader-Nominierung komplett verzichtet, setzt voll auf die gleichsam erfahrenen wie erfolgreichen Kräfte aus der Ära Sigurdsson. "Eigene Vorstellungen stelle ich hinten an. Es geht jetzt darum, mit Altbewährtem erfolgreich zu sein", sagte Prokop.
Bewährt als Leitwolf des Teams hat sich vor allem Linksaußen Gensheimer. Der Weltklasse-Mann vom französischen Spitzenklub Paris St. Germain, der bei Prokops Einstand wie viele andere Spitzenkräfte noch gefehlt hatte, wird die Mannschaft auch unter neuem Coach als Kapitän anführen. Ansonsten ließ sich Prokop jedoch nicht in die Karten gucken. Die Frage, ob EM-Held Andreas Wolff oder Silvio Heinevetter den Vorzug im Tor erhält, ließ er offen.
Riesige Erwartungshaltung
Der Hype um Prokop ist seit seiner Amtsübernahme im März groß, die Erwartungshaltung nach dem EM-Titel und Olympia-Bronze im vergangenen Jahr noch größer. Die mittelfristigen Verbandsziele? Medaille bei der Heim-WM 2019, Olympiagold 2020.
Doch Prokop bleibt bei all dem Trubel erstaunlich gelassen, will auf die Arbeit Sigurdssons aufbauen. "Vorerst bleiben wir die Bad Boys - das passt zu uns. Mit der Zeit hoffe ich, dass Männer aus den Boys werden", sagte der geborene Köthener vor den Slowenien-Spielen: "Ich habe einen Vertrag erhalten, um Deutschland in der Weltspitze zu etablieren. Dafür brauche ich aber ein bisschen Zeit."
Doch schon in Ljubljana kann Prokop aus dem Schatten seines prominenten Vorgängers treten. Zumindest ein bisschen.