Kommt es zu einer Einigung zwischen Spitzenklubs und europäischem Dachverband EHF, wird der Sieger nach einer regulären Saison mit Hin- und Rückspiel in Playoff-Spielen ermittelt.
Die EHF wollte das Thema auf SID-Anfrage zunächst nicht kommentieren, lud aber zu einem Pressetermin am kommenden Sonntag. Unmittelbar vor dem diesjährigen Champions-League-Auftakt des THW Kiel gegen den Top-Favoriten Paris St. Germain (17.15 Uhr im LIVETICKER) soll über die "Pläne für die neue Saison" informiert werden. Zuletzt hatte es immer wieder heftige Kritik am aktuellen Modus der Königsklasse gegeben. Das "Memorandum of Understanding", die Übereinkunft von EHF und Spitzenklubs, zur derzeitigen Champions League läuft noch bis 2018.
Das neue Konzept sieht eine eingleisige Staffel mit zwölf Teams vor, für die sich grundsätzlich die Meister der internationalen Top-Ligen qualifizieren. Aus der verhältnismäßig starken Bundesliga wird wohl auch der Vizemeister startberechtigt sein. Am Ende der regulären Saison spielen dann die besten acht Teams im K.o.-System den Titel aus - dem Viertelfinale folgt das Final Four in Köln, das in seiner jetzigen Form unangetastet bleibt.
Handball in einem "attraktiveren Modus"
"Will man den Handball in Europa nicht langsam sterben lassen, geht es nur in einem attraktiveren Modus", sagte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm dem SID. Eine Elite-Liga, "eine Art NBA des Handballs", hatte zuletzt bereits Kiels Coach Alfred Gislason vorgeschlagen. "Die europäischen Topspieler wünschen sich das alle. Wir werden eine ganzjährige europäische Liga in den nächsten Jahren sehen", sagte Storm.
Um die sechs zusätzlichen Partien für die ohnehin schon auf dem Zahnfleisch gehenden Spieler zu kompensieren, soll das Pensum der Nationalmannschaften in der Qualifikation für große Turniere heruntergefahren werden. Zudem gibt es Gedankenspiele zu einer erneuten Reform des DHB-Pokals, deutsche Königsklassen-Starter könnten dort möglicherweise aussetzen.
Zwar bräuchten die Bundesligisten die Einführung solch einer Europaliga "am wenigsten", meint Storm. Doch andere internationale Top-Klubs seien aufgrund ihrer schwachen nationalen Ligen auf diesen Wettbewerb angewiesen. "Ansonsten könnte es passieren, dass sich ein Weltklub wie Barcelona irgendwann abmeldet", so Storm. Eine Gesamtentwicklung "unseres Sports" könne "nicht außerhalb Frankreichs und Deutschlands aufhören".
Jetzige Form ist ohne Zukunft
Die jetzige Form des Wettbewerbs, da sind sich zumindest die deutschen Klubs seit der Reform 2015 einig, hat keine Zukunft mehr. Zum einen sorgen der komplizierte Modus mit zwei Vorrundengruppen à acht Teams und zwei à sechs Teams sowie die verzwickten Qualikriterien für das Achtelfinale für Unmut. Zum anderen hat die Terminhatz aufgrund des neuen TV-Vertrags in Deutschland mit festen Spieltagen donnerstags und sonntags eine neue Qualität erreicht.
Nicht nur Geschäftsführer Dierk Schmäschke von der SG Flensburg-Handewitt, die am Samstag (17.30 Uhr/Sky) mit einem Heimspiel gegen den dänischen Klub Aalborg in die Königsklasse startet, beklagt Spiele im 48-Stunden-Rhythmus. "Es ist sehr wichtig, dass es zwischen HBL und EHF zu einem Kompromiss und einer guten Zusammenarbeit kommt und wir das Mögliche erreichen. Feste Termine für Champions-League-Spiele wären natürlich wichtig", sagte Storm.