Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der WM mit dem Einzug ins Halbfinale einen Hype ausgelöst. Mitentscheidend dafür: Das Team von Bundestrainer Christian Prokop spielt keinen Handball, sondern lebt und arbeitet ihn. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Felix Götz.
19.250 Fans sorgten für ein Tollhaus in der Kölner Lanxess Arena, durchschnittlich 10,02 Millionen Zuschauer verfolgten das Spiel gegen Kroatien im TV (Marktanteil 30,4 Prozent): Das DHB-Team hat es nach dem EM-Triumph 2016 wieder einmal geschafft, mitten in der Gesellschaft anzukommen.
Das Erreichen des Halbfinales ist schon jetzt als großer Erfolg zu werten. Schließlich ist es der deutschen Mannschaft seit dem Titelgewinn 1978 erst zum vierten Mal gelungen, bei einer Weltmeisterschaft unter die besten vier Teams einzuziehen.
Drama pur für echte Kerle
Neben dem sportlichen Erfolg ist es die Art und Weise, wie die deutsche Mannschaft ihre Sportart interpretiert, die die Herzen der Zuschauer höherschlagen lassen. Der kampfbetonte Handball ist für viele sportbegeisterte Menschen in diesem Land eine wohltuende Abwechslung.
Kein Rumgeheule nach jeder noch so harmlosen Berührung, kein permanentes Lamentieren, kein minutenlanges sich theatralisch auf dem Boden winden, keine endlosen Phasen in fast jedem Spiel, in denen rein gar nichts geschieht.
Der Handball des DHB-Teams ist Drama pur für echte Kerle, in dem über 60 Minuten die Fetzen fliegen. Wie sollte man sich damit nicht identifizieren können?
Hannings hässliche Pullis sind die Ausnahme
Dazu kommen unter den deutschen Nationalspielern ausschließlich bodenständige Typen (die hässlichen Designer-Pullis von DHB-Vizepräsident Bob Hanning bestätigen als Ausnahme die Regel), die einfach mit ehrlicher Arbeit ihren Job erledigen. Das aktuell wohl beste Beispiel dafür ist der aus Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler bestehende DHB-Mittelblock.
Nicht auszudenken, wie viel mehr sich das Land in seine Handball-Helden noch verlieben würde, wenn es tatsächlich zum ersten WM-Titel seit 2007 reichen sollte. Ob die spielerische Klasse dafür reicht, darf bezweifelt werden. Eines ist aber sicher: Das Herz eines Champions hat diese Truppe.