Der DHB-Vizepräsident äußerte sich dabei zu Bundestrainer Christian Prokop. Außerdem sprach Hanning über die Gründe für die Niederlage, die "Böcke" der Schiedsrichter und die Zukunft der deutschen Nationalmannschaft.
Herr Hanning, wie fällt Ihre erste Analyse nach dem Spiel gegen Kroatien aus?
Bob Hanning: Es tut extrem weh, in der Kabine sieht man, wie tief enttäuscht auch die Mannschaft ist. Das Team hat unfassbar gut gekämpft und sich entsprechend einen Vorsprung erspielt, den es kräftemäßig leider nicht halten konnte. In der letzten Viertelstunde haben wir noch drei Tore erzielt. Wir hatten nicht mehr diese Durchschlagskraft, die nötig gewesen wäre, um die Kroaten zu schlagen.
Welche Rolle haben die Schiedsrichter gespielt?
Hanning: In der ersten Halbzeit haben sie auf jeden Fall eine Rolle gespielt, da waren ein paar Böcke drin. In der zweiten Halbzeit dann aber definitiv nicht mehr. Sie haben unter dem Strich nicht in die Entscheidung dieses Spiels eingegriffen. Sich darauf zu stützen und die Schiedsrichter als Grund für die Niederlage zu nennen, wäre echt albern.
Es war das bisher beste Spiel der deutschen Mannschaft bei diesem Turnier. Wirft die Niederlage den DHB in seiner Entwicklung zurück?
Hanning: Ich glaube nicht, dass uns das umwirft. Wir müssen nun unsere Kräfte für das Olympiaqualifikationsturnier im April in Berlin sammeln, weil wir das unbedingt positiv gestalten möchten. Wir wollen für Deutschland nach Japan. Es sind viele Nationalmannschaften aus Ballsportarten bereits ausgeschieden und wir wissen, wie wichtig es für den deutschen Sport ist, in möglichst vielen Ballsportarten dabei zu sein. Darauf werden wir uns fokussieren.
Prokop? Hanning: Keine Trainer-Diskussion
Glauben Sie, dass es eine Trainer-Diskussion um Christian Prokop geben wird?
Hanning: Nein, das glaube ich nicht. Dafür besteht jetzt erstmal kein Anlass. Wir haben bewusst das Ziel Halbfinale hochgehalten, obwohl wir wussten, dass es mit der Situation mit den vielen Verletzten schwierig werden würde. Wir sind nach einem überragenden Spiel an den Kroaten gescheitert und müssen nun konstatieren, dass der Kader nicht ganz für das Halbfinale gereicht hat. Das ist meiner Meinung nach aber keine Schande.
Würden Sie die Ziele im Nachhinein anders setzen?
Hanning: Diese Frage kann man sich natürlich stellen. Das Ziel Halbfinale kam - allerdings vor der Situation mit den Verletzten - aus der Mannschaft heraus. Sie wollte das so. Ich war der Meinung, dass man dieses Ziel auf jeden Fall hochhalten sollte. Gegen Kroatien hat sich meiner Meinung nach auch gezeigt, dass es richtig war. Auch wenn es letztlich nicht ganz gereicht hat.
Welche Rolle spielen für die Gesamtbewertung des Turniers die verbleibenden Spiele am Montag gegen Österreich und am Mittwoch gegen Tschechien?
Hanning: Die Frage ist, wie wir jetzt die Köpfe hoch und die Leistung aufgefangen bekommen. Darauf wird es ankommen, da müssen Mannschaft und Trainer gemeinsam durch. Die Zielsetzung muss es sein, Gruppendritter zu werden und zum Spiel um Platz fünf nach Stockholm zu fliegen.
Es gibt noch eine höchstunwahrscheinliche Möglichkeit, das Halbfinale zu erreichen. Dazu müssten Deutschland und Weißrussland ihre beiden Spiele gewinnen und Spanien müsste beide Spiele verlieren. Allerdings müssten die Weißrussen obendrein gegen Spanien mit mindestens sieben und höchstens neun Toren Differenz gewinnen.
Hanning: Die Chance liegt im Promillebereich. So betrunken kann ich gar nicht sein, um daran zu glauben.