"Dieser Regel werde ich mich leider beugen müssen", sagte Knorr dem Mannheimer Morgen: "Sollte ich also nominiert werden, werde ich nicht an der Europameisterschaft teilnehmen können. Ich bedaure das sehr." Der Rückraumspieler hatte sich im November 2020 mit Corona infiziert und über starke Symptome geklagt, der Status als "Genesener" endet aber offiziell nach sechs Monaten.
"Wir sind froh, dass Juri das Thema kommuniziert hat und jetzt alle Bescheid wissen. Wir müssen seine Einstellung akzeptieren und werden das nicht weiter bewerten", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer dem SID. Knorr werde bei der EM-Kaderbekanntgabe am Dienstag "nicht nominiert werden und bei der EM fehlen. Wir haben da keinen Handlungsspielraum. Die Chance, dass das Hygieneprotokoll der EHF eine Teilnahme Juris noch zulässt, geht gegen Null."
Knorr, Sohn des langjährigen Nationalspielers Thomas Knorr, gilt mit Blick auf die Heim-Turniere 2024 (EM) und 2027 (WM) als einer der Hoffnungsträger des deutschen Handballs. Der gebürtige Flensburger gehört zum 35-köpfigen Spielerpool, aus dem Bundestrainer Alfred Gislason Anfang der kommenden Woche sein EM-Aufgebot formiert. "Juri ist ein ausgesprochen talentierter Spieler, aber wir haben keine Panik aufgrund seines Ausfalls", sagte Kromer.
Knorr vertraut auf seinen natürlichen Immunschutz. Seit seiner Genesung lässt er regelmäßig seine Antikörper und seine COVID-19-spezifische T-Zell-Antwort (T-Zellen zerstören virusbefallene Zellen und unterstützen die Bildung von Antikörpern) bestimmen. "Ich vertraue diesen medizinisch bestätigten Ergebnissen in Bezug auf meine natürliche Immunität über einen Zeitraum von sechs Monaten hinaus", sagte Knorr.
Handball-EM: Knorr distanziert sich von Querdenkern
"Auch ich befasse mich mit dem Thema Impfung und bin mir bewusst, dass, sobald ich meine momentan medizinisch belegte natürliche Immunität verlieren sollte, ich mich noch intensiver mit einer möglichen Impfung beschäftigen muss", so Knorr: "Ich werde auch zu diesem Zeitpunkt möglichst viele der dann aktuellen Erkenntnisse und Studien in meine Entscheidung einfließen lassen. Oberste Priorität werden dabei auch weiterhin meine eigene Gesundheit und der Schutz meiner Mitmenschen haben."
Von Querdenkern und Verschwörungstheoretikern distanziert sich Knorr. "Es ist nicht so, wie es aussieht. Ich bin kein Corona-Leugner", sagte er: "Mich hat es selbst schwerer erwischt als andere in meinem Alter. Deswegen nehme ich diese Krankheit ernst."
Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann betonte, "sensibel" und "mit der gebotenen Umsicht" mit dem Thema umzugehen. Der Klub habe jedoch "weder die Absicht noch die Handhabe, irgendeine(n) unserer Angestellten zu einer Corona-Schutz-Impfung zu drängen", wie Kettemann klarstellte. In einer Mitteilung verwiesen die Löwen auf ihr strenges Test-Regime, "welchem sich selbstverständlich auch Juri Knorr lückenlos unterordnet".