Marco Reus in Gelb und Blau statt in Schwarz-Gelb? Das passt schon allein wegen der Dortmunder Rivalität zu den königsblauen Schalkern nicht so recht ins Bild. "Ich persönlich kann mir Marco Reus im Trikot von Al-Nassr nicht vorstellen", sagte auch sein BVB-Kollege Julian Brandt bei Sport1.
Für Reus selbst ist die Vorstellung offenbar gar nicht so abwegig. Zumindest hätte der 33-Jährige die kürzlich aufgekommenen Gerüchte um einen Wechsel ins Ensemble um Superstar Cristiano Ronaldo ja auch entschieden dementieren können.
Stattdessen sagte Reus: "Für mich ist es wichtig, dass ich gesund bleibe, das komplette Trainingslager und die Spiele mitmache. Den Rest wird man in der Zukunft sehen, dafür habe ich meinen Berater."
Und Reus fügte hinzu: "Natürlich schaue ich voraus, ich habe noch ein halbes Jahr Vertrag, es wäre falsch, wenn ich mir keine Gedanken machen würde." Aber wie wahrscheinlich ist es, dass Reus und Borussia Dortmund im Sommer nach elf Jahren tatsächlich getrennte Wege gehen?
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BVB: Marco Reus plante eigentlich Karriereende in Dortmund
Vor Saisonbeginn sagte der Offensivstar mit Blick auf sein letztes Vertragsjahr der Bild: "Der BVB ist mein Verein, Dortmund ist meine Heimatstadt und ich würde meine Karriere hier gern beenden."
Reus, der 2012 für 17 Millionen Euro aus Gladbach kam, ist seit Jahren Leistungsträger und als Kapitän auch das Gesicht des Dortmunder Teams - vorausgesetzt sein verletzungsanfälliger Körper lässt ihn sein volles Potenzial ausschöpfen. Auch in dieser Saison wurde er von langwierigen Sprunggelenksproblemen zurückgeworfen und schließlich auch um eine Teilnahme an der WM in Katar gebracht.
"Das war keine einfache Zeit, weil es immer wieder ein paar Rückschläge gab", sagte Reus im Dortmunder Trainingslager in Marbella. "Ich will einfach nur auf dem Platz stehen, von daher war es für den Kopf nicht ganz einfach." Im ersten Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf (5:1) am Dienstag führte er seine Mannschaft dann wieder als Kapitän aufs Feld - und leitete nach wenigen Minuten den Führungstreffer ein.
Reus hat in der restlichen Saison mit seinem BVB jedenfalls noch viel vor. "Wir stehen auf dem sechsten Platz, da haben wir andere Dinge zu tun", versuchte er den Fokus aufs Sportliche zu lenken. Die Qualifikation für die Champions League ist aktuell stark gefährdet, aus finanzieller Sicht aber überlebenswichtig für den Klub.
BVB: Nicht nur Marco Reus' Vertrag läuft aus
Doch je länger Reus' eigene Zukunft nicht geregelt ist, könnte das unter Umständen auch Auswirkungen auf die Leistungen der Dortmunder haben und die Saisonziele ernsthaft gefährden. Es sei nur an das zermürbende Tauziehen um Erling Haaland in der Vorsaison erinnert. Und beim ebenfalls heiß umworbenen Jude Bellingham droht bis Sommer ein ähnliches Theater. Aktuell überlagert aber vor allem der Vertragspoker mit dem im Sommer ablösefreien Youssoufa Moukoko vieles, weshalb Reus offenbar auch Wertschätzung ihm gegenüber vermisst.
Angesichts der vielen auslaufenden Verträge ist Sportdirektor Sebastian Kehl gefordert, möglichst zeitnah Fakten zu schaffen. Das betrifft vor allem auch die verdienten Spieler wie Reus und Mats Hummels, dessen Arbeitspapier ebenfalls 2023 endet.
"Es gibt zu bedenken, dass beide im Herbst ihrer Karriere sind. Auf der anderen Seite sind es sehr verdiente Spieler für Borussia Dortmund, die auch immer noch eine hohe Leistungsstärke haben. Dann muss man versuchen, dass man das sauber und vernünftig bespricht, wenn die Schnittmenge so hoch ist", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei Sky.
Man befinde sich im Austausch, ergänzte Watzke und verbreitete Zuversicht. "Mit beiden Spielern werden wir zu gegebener Zeit sprechen. Das sollte eigentlich nach so vielen Jahren, die beide für uns gespielt haben, kein großes Problem sein, da eine vertrauensvolle Atmosphäre aufzubauen."
BVB: Marco Reus müsste wohl mit Gehaltseinbußen rechnen
Allerdings müsste Reus, der mit seinem geschätzten Jahresgehalt von zwölf Millionen Euro zu den Topverdienern zählt, wohl Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Auch weil der BVB künftig auf stärker leistungsbezogene Verträge setzen will. "Nachdem sich die Gehälter in den letzten zehn Jahren so entwickelt haben, ist es nötig, dass man auch ein bisschen Risikostreuung betreibt. Da müssen Spieler dann auch ins Risiko gehen", erklärte Watzke. "Wir haben das vor, aber natürlich wissen wir auch, dass das manchmal nicht so einfach ist, dafür muss man eine gewisse Härte haben. Man muss auch mal bereit sein, Nein zu sagen."
Zwar berichtete die Sport Bild, dass in der Dortmunder Führungsriege intern noch keine finale Entscheidung gefallen sei, wie und ob man weiter auf Reus setze. Doch als Zugpferd ist der bei den Fans beliebte Kapitän weiterhin von großer Bedeutung. Reus selbst ist auch fest verwurzelt in seiner Heimat, seine offene Reaktion auf die Al-Nassr-Gerüchte könnte daher auch als sanfter Druck in Richtung seines Klubs gewertet werden. Zumal Reus sicherlich auch gerne bald Klarheit bezüglich seiner Zukunft hätte, um sich dann voll und ganz aufs Sportliche konzentrieren zu können.
Natürlich geht es am Ende auch um das Finanzielle. Dass Reus mit seinen 33 Jahren Abstriche machen muss, dürfte ihm klar sein. Die potenziellen Millionen in Saudi-Arabien klingen zwar auf dem Papier verlockend, angesichts der zweifelhaften Menschenrechtslage vor Ort würde ein Wechsel dorthin aber auch an Reus' Image kratzen. Dass Reus und die Dortmunder am Verhandlungstisch zueinander finden, scheint daher wahrscheinlicher als ein Abschied nach Saudi-Arabien.
Steckbrief Marco Reus | |
Geburtstag: | 31. Mai 1989 |
Geburtsort: | Dortmund |
Nationalität: | Deutschland |
Größe: | 1,80 Meter |
Position: | offensives Mittelfeld |
Starker Fuß: | rechts |
Vereine: | PTSV Dortmund, Borussia Dortmund, Rot Weiss Ahlen, Borussia Mönchengladbach |